Südburgenländisches Urlaubsidyll trotz(t) Tourismus-Krise

Südburgenländisches Urlaubsidyll trotz(t) Tourismus-Krise
Touristiker erwarten heuer trotz Krise steigende Nächtigungen – und ein Buhlen um den Inlandsgast

Viel Platz. Genau das ist es, was Menschen in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Mindestabständen suchen. Offener Raum und freie Flächen – im Südburgenland ist beides reichlich vorhanden. Die kleinen Strukturen, die oft als größter Nachteil dieser Region genannt werden, könnten jetzt zum Vorteil werden. Überschaubarkeit als Gästemagnet sozusagen, das Gegenmodell zu Ballermann, Après-Ski & Co.

„Die aktuelle Situation ist tatsächlich eine Chance fürs Südburgenland“, meint Harald Popofsits, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Oberwart-Güssing. Seine Annahme: Ruhige Regionen würden touristisch schneller wieder auf die Beine kommen. „Das Burgenland liegt da sicher generell im Trend.“

Boom bei Kellerstöckl

Die Kellerstöckl im Südburgenland gehörten schon vor der Corona-Krise zu den angesagten Destinationen. Vor der Krise wurden 70 Prozent mehr Anfragen verzeichnet, rund die Hälfte davon aus Deutschland. Laut Popofsits gibt es derzeit noch keine einzige Stornierung für den Sommer oder Herbst. „Ohne Corona wäre das eine super Saison gewesen, die Werbung und die gute Zusammenarbeit mit dem Land haben sich bezahlt gemacht. Aber sogar jetzt ist eventuell noch ein kleines Plus möglich – in diesem Segment.“

Das ist vom Volumen und von den Auswirkungen auf den gesamten Markt freilich überschaubar. Touristisch genutzt werden derzeit rund 100 Kellerstöckl, 80 Prozent davon über den Vertragspartner Novasol, der für 25 Prozent Provision die komplette Abwicklung übernimmt. 8.000 Nächtigungen wurden so im ersten Jahr erzielt, insgesamt verzeichneten die Kellerstöckl rund 17.000 Nächtigungen. Zum Vergleich: Allein Stegersbach verzeichnete im Vorjahr mehr als 250.000 Nächtigungen.

G´riss um Inlandsgäste

Die Kellerstöckl in den Weingärten haben neben ihrer Abgeschiedenheit noch ein weiteres Ass im Ärmel. 70 bis 80 Prozent der Gäste kommen aus dem Inland, danach folgt Deutschland. Für Popofsits und seine Mitgliedsbetriebe bedeutet das zwar einen Startvorteil gegenüber den Tourismusgiganten Tirol und Kärnten, die rund 70 Prozent ausländische Gäste haben, aber: „Es wird ein G’riss um den österreichischen Gast geben. Da stellt sich die Frage, wie groß ist der Kuchen?“

Wann genau wieder Urlaub in den Kellerstöckln möglich ist, könnte sich schon am Dienstag entscheiden. Die Hoffnung ist ein Start mit 1. Mai, weil „das ja in die Kategorie Selbstversorger fällt. Es gibt keinen Kontakt, ist also gesundheitlich unbedenklich“, sagt Popofsits.

Wenn das nicht der Fall ist, geht er davon aus, dass kleinere Pensionen und Ferienhäuser ab Mitte Mai wieder geöffnet werden dürfen. „Die Richtlinien dazu werden gerade ausgearbeitet, wir haben unsere Stellungnahme abgegeben und auch schon erste Informationen bekommen.“ Aber: „Wir müssen abwarten. Es braucht österreichweite Lösungen. Das muss man zur Kenntnis nehmen.“

Aber bis dahin gibt es genug Raum für Überlegungen und Strategien. Und Platz zum Urlauben – bald.

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