Wie das Burgenland mit dem Tod umgeht - und warum das überrascht

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Unter allen Bundesländern beschäftigen sich die Menschen im Burgenland am meisten mit dem Thema Sterblichkeit.

Wenn Allerheiligen naht, rückt ein unangenehmes Thema in den Fokus: Der Tod und die eigene Sterblichkeit. Worüber die wenigsten Menschen gerne sprechen, hat sich die Versicherung „Helvetia“ zum Anlass für eine österreichweite repräsentative Studie genommen.

Die Ergebnisse aus dem Burgenland sind durchaus überraschend. Im Bundesländer-Vergleich setzen sich die Menschen, die hier leben, am intensivsten mit dem Thema Tod auseinander: 53 Prozent der Befragten gaben an, sich mit dem Ende des Lebens zu beschäftigen. Der Österreich-Durchschnitt liegt bei lediglich 32 Prozent.

Offener Umgang mit dem Tod

Woran das liegt? Der relativ hohe Seniorenanteil – rund ein Viertel der Bevölkerung ist älter als 64 Jahre – ist wohl nur ein Teil ein der Antwort. Generell scheinen die Burgenländer einen offenen Umgang mit dem vermeintlichen Tabuthema zu pflegen. In der Studie gaben sieben von zehn Befragten an, dass es mehr offene Gespräche über den Tod braucht (österreichweit waren es 42 Prozent).

Mangelnde Vorsorge

Angesichts dieser Ergebnisse könnte man annehmen, dass die Menschen im Burgenland auch bei der Vorsorge für die eigene Bestattung Vorreiter wären. Dem ist paradoxerweise nicht so. Laut den Studienergebnissen vermeiden es 46 Prozent, über ihr eigenes Begräbnis überhaupt nachzudenken (Österreich: 42 Prozent). 59 Prozent der Befragten gaben an, keinerlei Vorsorge für ihre Bestattung getroffen zu haben, eine Begräbniskostenversicherung haben gar nur fünf Prozent abgeschlossen – österreichweit sind 23 Prozent dahingehend versichert.

66 Prozent der Burgenländer wollen laut der Studie ihr Begräbnis durch eigene Ersparnisse finanzieren – das ist der Spitzenwert (Österreich: 45 Prozent). Gleichzeitig werden Begräbniskosten oft unterschätzt, wie Bestatter Alexander Hovorka zu bedenken gibt: „Viele wissen nicht, wie sich die Kosten in der Realität zusammensetzen. Die Kosten hängen wie bei jeder Dienstleistung von mehreren Faktoren ab“.

Die Conclusio für die Auftraggeber der Studie: „Sich aktiv mit dem Ende des Lebens auseinanderzusetzen, schützt die Hinterbliebenen. Die Studienergebnisse sind auch für uns als Versicherer ein Weckruf, Kundinnen und Kunden noch deutlicher auf die landesweite Vorsorgelücke bei Begräbnissen aufmerksam zu machen“, sagt Helvetia-Vorstand Werner Panhauser.

Allerheiligen als Wirtschaftsfaktor im Burgenland

Rund um Allerheiligen hat im Burgenland vor allem das Schmücken der Gräber Hochsaison – was die Kassen bei den Floristen und Gärtnern klingeln lässt. Florale Gestecke – von klassischen Chrysanthemen bis zu modernen Arrangements – schaffen eine würdevolle Atmosphäre. „Individualität steht immer mehr im Vordergrund, etwa durch die Lieblingsblumen des Verstorbenen“, erklärt Monika Metzner, Innungsmeister-Stellvertreterin der Gärtner und Floristen.

Bei Bestattungen lässt sich ein Trend zu stärkerer persönlicher Gestaltung erkennen. Der Trend geht zu Urnen- und Naturbestattungen, oft auf Waldfriedhöfen. Gleichzeitig gewinnen digitale Erinnerungsformen wie virtuelle Gedenkseiten an Bedeutung.

Allerheiligen nehmen viele Angehörige zum Anlass für Grabpflege und Überprüfung der Sicherheit. Aber: „Bitte keinesfalls selbst eine Rüttelprobe machen“, warnt Steinmetz-Sprecher Roman Toth. Fachbetriebe prüfen Gräber regelmäßig und sichern sie gemäß der ÖNORM B 3113.  

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Michael Goldenitsch: Der Allerheiligenstriezel ist im Herbst ein Dauerbrenner.  

Zum Brauchtum gehört auch der traditionelle Allerheiligenstriezel. „Ein guter Striezel sollte flaumig, buttrig und nicht zu süß sein“, weiß Innungsmeister Michael Goldenitsch. Das Gebäck steht bis heute für Trost und familiäre Verbundenheit. 

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