Streit mit den Nachbarn? Friedensarbeit an der Wohnungstür

Sie konnten 24 von 36 Konflikten lösen und haben wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft gewonnen: die Mediatoren Patricia Velikay, Daniela Ebenbauer, Elmar Baliko und Lisa Maj Pertl (v.li.) mit ACP-Projektleiter Wolfgang Weilharter (Mitte).
Ein Projekt des Österreichischen Friedenszentrums (ACP), der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) und der Hochschule Burgenland (HAW) zeigt, wie Mediation helfen kann.

Zusammenfassung

  • Mediation stärkt den sozialen Zusammenhalt: Professionelle Vermittler helfen, Streitigkeiten friedlich zu lösen.
  • Positive Resonanz aus der Praxis: 24 von 36 Konflikten konnten erfolgreich bearbeitet werden.
  • Neue Erkenntnisse für die Zukunft: Ein strukturiertes Verfahren soll Konflikte frühzeitig entschärfen.

Nachbarschaftskonflikte haben im Land der Einfamilienhäuser eher mit überhängenden Ästen, Rasenmähen am frühen Morgen oder zu lauter Musik am Abend zu tun. Weil aber immer mehr Menschen in Wohnungen und Reihenhäusern leben, nehmen auch die Konflikte zwischen Mietern zu.

Bei Burgenlands größtem Wohnbauträger, der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) mit rund 40.000 Mietern, kennt man die Thematik. Unlängst wurden die Ergebnisse eines gemeinsamen Projekts mit dem Österreichischen Friedenszentrums in Stadtschlaining (ACP) und der Hochschule Burgenland (HAW) präsentiert. Und die sind durchaus positiv.

Seit dem Start  im April 2023 wurden 36 Konflikte von der OSG weitergeleitet – 24 davon konnten erfolgreich bearbeitet werden. "Mediation versucht, einen Prozess des gegenseitigen Verstehens in Gang zu setzen", sagt ACP-Projektleiter Wolfgang Weilharter. Die Zahlen zeigen: Viele Menschen sind durchaus bereit, sich auf Mediation einzulassen.

Miteinander reden hilft

Alternativen wie Polizei oder Anwälte sind oft wenig attraktiv, da sie den Konflikt meist nicht nachhaltig lösen. Auch für die OSG bedeutet Mediation eine spürbare Entlastung. "Die auftretenden Konflikte stellen eine enorme zusätzliche Belastung für unsere Mitarbeiter dar, die eigentlich für die technische Instandhaltung der Gebäude zuständig sind", sagt OSG-Geschäftsführer Alfred Kollar. "Mediation bringt eine maßgebliche Entlastung, weshalb wir auch in Zukunft auf dieses Instrument setzen werden."

Streit mit den Nachbarn? Friedensarbeit an der Wohnungstür

Wolfgang Weilharter (ACP-Projektleiter), Karin Katharina Schmid (HAW-Projektleiterin), Tobias Lang (ACP-Direktor) und Alfred Kollar (OSG-Geschäftsführer; v.li.) präsentierten die Ergebnisse.

Ein zentrales Ziel des Projekts war es, die Praxis zu verbessern und langfristige Strukturen zu schaffen. Die HAW hat einen neuen Mediationsprozess entwickelt, der auf wissenschaftlicher Reflexion basiert und "eine verbesserte Praxis zur Bearbeitung von Konflikten zwischen Mietern ermöglichen soll", sagt HAW-Projektleiterin Karin Katharina Schmid.  

Künftig werden Konflikte an eine eigens eingerichtete OSG-interne Stelle weitergeleitet, die dann das ACP hinzuzieht. ACP-Direktor Tobias Lang betont: "Unser Anspruch ist es, auch regional zu wirken. Denn unter Frieden muss man sich etwas Konkretes vorstellen können, etwas, das im Alltag erfahrbar ist und dort einen Unterschied macht."

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