Wohnbau im Burgenland: Problematisch, oder doch nicht?

Reihenhäuser im Rohbau, ein Kran im Hintergrund
Heuer ist das Bauvolumen stabil, aber für 2026 gehen die Meinungen auseinander.

Die Fertigstellung von Wohneinheiten im Burgenland ist rückläufig – und der Negativtrend dürfte sich noch verstärken. Während heuer noch 850 neue Einheiten errichtet werden, rechnen Experten für 2026 mit nur noch rund 400 Wohnungen.

Das zeigt die aktuelle Studie "Wohnbauprojekte in der Pipeline im Burgenland" der Bauträgerdatenbank Exploreal im Auftrag des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Österreichs. Anderer Meinung ist hingegen Alfred Kollar, Obmann der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft, Burgenlands größtem gemeinnützigen Wohnbauträger.

Aber zunächst einmal zur eingangs erwähnten Studie: „Die Entwicklung war ähnlich jener in den anderen Bundesländern“, erklärt Exploreal-Geschäftsführer Alexander Bosak. Steigende Baukosten, schwierige Finanzierungsbedingungen und Unsicherheit auf dem Markt bremsen den Wohnbau massiv.

Franz Bresich und Exploreal-Geschäftsführer Alexander Bosak

Franz Bresich und Exploreal-Geschäftsführer Alexander Bosak.

Im traditionell von Einfamilienhäusern geprägten Burgenland – 66 Prozent der Bevölkerung leben im Eigenheim – konzentriert sich der mehrgeschoßige Wohnbau vor allem auf die Bezirke Eisenstadt-Umgebung, Neusiedl am See und Mattersburg.

Wohnbau in Eisenstadt boomt

In der Landeshauptstadt wurden 17 neue Projekte abgeschlossen. "Bezogen auf die Einwohnerzahl ist das österreichweit eine der höchsten Fertigstellungsquoten", betont Ludwig Bresich, Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Burgenland.

  • Der Markt wird klar von gemeinnützigen Bauträgern bestimmt: 84 Prozent aller Neubauwohnungen stammen von ihnen, während gewerbliche Bauträger nur 16 Prozent errichten.
  •  Im Norden ist der Anteil Letzterer am höchsten, erklärbar durch die höchsten mittleren Angebotspreise von 5.680 Euro pro m2 im Bezirk Neusiedl am See und 4.660 Euro in Eisenstadt.
Reihenhäuser im Bau mit Gerüst an der Fassade am Dorfrand

Die Nachfrage im Norden ist zwar größer als im Süden, insgesamt dürfte sie aber dank der sinkenden Zinsen stabil bleiben.

Die Bedeutung der gemeinnützigen Bauträger zeigt sich besonders in den Bezirken Oberpullendorf, Güssing und Jennersdorf, wo nahezu 100 Prozent aller Neubauwohnungen von Gemeinnützigen stammen.

OSG baut um 130 Millionen - heuer und im nächsten Jahr

Wenn man im Burgenland von Gemeinnützigen spricht, meint man damit zu 99 Prozent die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG), die heuer auf rund 100 Baustellen die 800 der eingangs erwähnten 850 Wohneinheiten errichtet. Im kommenden Jahr dürften es ähnlich so viele werden, widerspricht Geschäftsführer Alfred Kollar der Prognose von Exploreal und Wirtschaftskammer.

"Das Bauvolumen kommt zwar nicht an die Rekorde von 2022 und 2023 heran (180 Millionen Euro, Anm.), aber wir rechnen heuer und auch im kommenden Jahr mit 130 bis 135 Millionen Euro", sagt Kollar zum KURIER. Denn die Nachfrage sei in allen Landesteilen hoch, nicht nur im Norden. Das merke man an Projekten in Großhöflein, Oberwart, Jennersdorf oder Großpetersdorf, wo die meisten Einheiten bereits vor der Beendigung des Rohbaus vergeben sind.

Mit einem Ende dieser Entwicklung rechnet Kollar nicht. "Die Zinslandschaft dürfte sich in Richtung zwei Prozent bewegen, das wird die Nachfrage stabilisieren." Eine Sache bereitete Kollar dennoch Kopfzerbrechen – die seit 2022 nicht mehr gewährten Wohnbauförderungsdarlehen des Landes für Neubauprojekte: "Wir hoffen auf Gespräche und das Verständnis des Landes, dass es wichtig ist, dass die öffentliche Hand den sozialen Wohnbau fördert."

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