Storchbestand ist im Sinkflug

Toter Jung-Storch in Jennersdorf
Storchenpopulation hat sich halbiert. Schuld dürften schwindende Wiesenflächen sein

In der Storchengemeinde Rust musste die Feuerwehr am Montag mit dem Kran ausrücken, um einen verendeten Jungstorch aus dem Nest zu hieven. In Jennersdorf wurde ein vermutlich verhungerter Jungvogel vom Altstorch aus dem Nest geworfen. „Den Störchen geht’s schlecht“, heißt es vom NaturschutzbundAuniwaundn“ in Jennersdorf. Im Raabtal gebe es nur noch ein Storchennest in Jennersdorf. In den Weißstorchnestern von Mogersdorf und Welten könne schon seit Jahren mehr kein Storch seine Jungen großziehen.

Der NaturschutzbundAuniwaundn“ hat jetzt ein Notprogramm gestartet. Die letzten, noch nicht gemähten Grasflächen sollen ab sofort nur mehr streifenweise gemäht werden, damit die Altstörche mehr Futter finden, um ihre Jungen versorgen zu können.

Auch der Storchenverein Rust unterstützt das Federvieh bei der Nahrungsbeschaffung, wie Erich Malzl erklärt. Der Verein hat in der Pflegestation, wo gestrauchelte Störche versorgt werden, eine Futterstelle eingerichtet. Mithilfe eines Aufzuges gelangen Fische oder Innereien auf das Dach. „Durch die Trockenheit finden die Störche derzeit zu wenig Futter“, erklärt Malzl.

Weniger Brutpaare

Laut Michael Dvorak von BirdLife hat sich die Storchenpopulation im Burgenland in den vergangenen 40 Jahren halbiert. Während im Jahr 1974 noch 226 Brutpaare gezählt wurden, seien es 2011 nur noch 112 gewesen. „Die Bedingungen sind längerfristig schlechter geworden. Es dürfte da einen Zusammenhang mit den schwindenden Feuchtwiesenflächen vor allem im Südburgenland geben“, sagt Dvorak. Ob die Störche, die in Rust und Jennersdorf verendet sind, aus Futtermangel gestorben sind, das soll eine Untersuchung zeigen.

100 Hektar Wiesenfläche brauche ein Storch, um sich optimal ernähren zu können, weiß der Geschäftsführer des Naturschutzbundes Burgenland, Klaus Michalek. „Wir haben jetzt im Südburgenland aufgrund der landwirtschaftlichen Umstrukturierung um 40 Prozent weniger Feuchtgebiete als 2003.“

Im Nordburgenland sind die Leitha-Auen betroffen. Der Naturschutzbund kauft nun Wiesenflächen bzw. „Altarme“ der Raab, um den Störchen die Futtersuche zu erleichtern.

In Gesamtösterreich sei die Situation nicht so dramatisch. 1974 hat es laut BirdLife bundesweit 393 Brutpaare gegeben, 2011 waren es 347. In Niederösterreich habe die Population sogar stark, in der Steiermark leicht zugenommen.

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