Stahlbauer zieht es in den Osten

Unger, Josef und Matthias
Ungersteel aus Oberwart überlegt dritten Standort in Osteuropa.

Ich bin sehr beeindruckt von Stahlbau Unger“, streute Georg Kapsch, neuer Präsident der Industriellenvereinigung , bei seinem Antrittsbesuch im Burgenland dem Familienunternehmen Rosen. Mit einem Jahresumsatz von 215 Millionen Euro, 1200 Beschäftigten, einer Exportquote von 72 Prozent und mehr als 20 Niederlassungen in Zentral- und Osteuropa sowie im Mittleren Osten ist Ungersteel Nummer eins unter Europas Stahlbau-Unternehmen. Josef Unger, der den väterlichen Schlossereibetrieb mit sieben Mitarbeitern 1986 übernommen hat, ist trotz der atemberaubenden Expansion mit Leib und Seele Südburgenländer geblieben. „Oberwart ist unser Headquarter mit 400 Beschäftigten, wir sind stolz aufs Burgenland“, hält er am Bezirksvorort als Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens fest.

Dennoch wälzen Unger und Sohn Matthias, der 2009 in die Firma eingestiegen ist, wieder Ausbaupläne. Zu den beiden Produktionsstandorten in Oberwart und Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einer Jahreskapazität von rund 70.000 Tonnen Stahl könnte bald ein dritter Standort kommen. Wo? „In Osteuropa“, genauer will sich Matthias Unger nicht festlegen.

Russland und frühere Sowjet-Republiken sind seit 20 Jahren ein Hauptmarkt fürs Unternehmen, das neben dem Stahlbau auch auf schlüsselfertige Lösungen setzt, die als Generalunternehmer umgesetzt werden. In Oberwart sei ein weiterer Ausbau aus logistischen Gründen „nicht zielführend“, sagt Josef Unger.„Wir verfolgen keine Visionen, sondern stecken uns jedes Jahr Ziele, die umsetzbar sind“, erläutert der Seniorchef die seit mehr als einem Vierteljahrhundert gültige Erfolgsformel. Daran dürfte sich nichts ändern, trotz aller Diskussionen zu strategischen Fragen „sprechen wir in vielen Dingen eine ähnliche Sprache“, sagt Matthias Unger, der seit 2011 den Vertrieb leitet und mittlerweile Geschäftsführer diverser Tochterfirmen ist. So erarbeitet er sich Schritt für Schritt Führungskompetenzen. Ohne Eile, denn die erfolgreiche Übergabe in Familienbetrieben dauere zehn Jahre. Matthias Unger: „Da sind wir mittendrin“.

Das Wetter machte dem touristisch als Land der Sonne beworbenen Burgenland beim Antrittsbesuch des neuen IV-Präsidenten Georg Kapsch alle Ehre. Aber auch das Industrieland Burgenland in Gestalt von Stahlbauer Unger glänzte mit stabilem Hochdruck. Kapsch, der gemeinsam mit Burgenlands IV-Chef Manfred Gerger gekommen war und danach noch die von Gerger geführte Hella in Großpetersdorf besuchte, kritisierte Einsparungen im EU-Budget auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit.

Weil auch das Burgenland bis 2020 weniger EU-Förderungen bekommt als in der nun auslaufenden Finanzperiode, forderte Gerger effizienten Mitteleinsatz, vor allem sollte auch in die Qualifikation von Arbeitnehmern investiert werden. Kapsch bemängelte, das Burgenland habe nicht alle EU-Fördermittel ausgelöst.

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