"SPÖ wird zur Vernunft kommen"

Regina Petrik will das beste Landtagswahlergebnis der Grünen mit drei Mandaten
Spitzenkandidatin Regina Petrik will in die Regierung, verlangt neuen Stil und eine Kurskorrektur.

Regina Petrik ist nicht nur die einzige Frau in der Riege der Spitzenkandidaten für die Landtagswahl, die Parteichefin der Grünen sticht auch durch ihren Zugang zur Politik heraus: 2014 hängte sie ihren bezahlten Job als Parteimanagerin an den Nagel und hangelte sich fast das ganze Jahr über als Praktikantin durch die Arbeitswelt. Begründung: "Je mehr Perspektiven ich einnehme, desto besser wird das Ergebnis der politischen Arbeit sein." Ende Mai will sie das beste Landtagswahl-Ergebnis der Grünen mit drei Mandaten.

KURIER:Die Grünen sind in Umfragen top und am Wahltag oft ein Flop – auch am 31. Mai?Regina Petrik: Wir stehen gut da. 2010 hatten wir einen Spitzenkandidaten (Michel Reimon, Anm.), der nicht so bekannt war. Ich werde auch in mittel- und südburgenländischen Dörfern erkannt. Und anders als vor fünf Jahren gewinnen die Grünen jetzt in ganz Österreich, dieser Trend wird auch vor dem Burgenland nicht Halt machen.

Ihren Bekanntheitsgrad verdanken Sie auch Ihrer vorjährigen Job-Tour. Werden Sie oft darauf angesprochen?Dauernd. Manchmal habe ich fast schon das Gefühl, dass es überhöht wird, wenn ich etwa höre: ,Sie sind die Politikerin, die arbeiten war‘. Dann sage ich, ja, aber die anderen arbeiten auch.

Sie wollen diese Praktika auch als Abgeordnete wiederholen?Ja, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Im Sommer möchte ich mich ein Monat lang aus der Politik rausnehmen und einen ganz anderen Job machen, das Gehalt spende ich dann an ein Sozialprojekt.

Die Grünen wollen in die Regierung. Sie sagen aber selbst, dass in den vergangenen 20 Jahren nicht alles schlecht war – ist das nicht eine Bestätigung der rot-schwarzen Koalition?Ich sage nicht, dass alles anders sein sollte, es gibt auch nicht den großen Skandal. Aber viele Menschen sind angewidert von der Art, wie Politik gemacht wird.

Schwarz-grüne Koalitionen in Oberösterreich und im Westen scheinen besser zu funktionieren als Rot-Grün in Wien. Im Burgenland wird sich aber nur letzteres ausgehen?Ja, rechnerisch wird wahrscheinlich nur diese Option offen stehen, auch wenn Schwarz-Grün ebenfalls einiges weiterbringen würde. Die ÖVP findet unser 365-Euro-Ticket für Öffis ja jetzt ganz toll, aber auch in Fragen der Regionalität oder der Stärkung der Klein- und Mittelbetriebe gäbe es Überschneidungen.

Dazu bräuchte es einen Dritten.Aus unserer Sicht schaffen die Neos den Einzug in den Landtag nicht. Und FPÖ und LBL sind für uns keine Option, solche Rechtsparteien gehen gar nicht.

Bleibt nur die SPÖ, deren "Rechtskurs" Sie strikt ablehnen, während Landeshauptmann Hans Niessl auf den Bau der S7 pocht – verzwickt?Man kann eine Kurskorrektur machen. Auch die SPÖ wird nach einem Wahlkampf wieder zur Vernunft kommen. Wenn Niessl glaubt, dass er mit Ansagen zu Grenzkontrollen und Videoüberwachung mehr Stimmen holt, kann ich nur hoffen, dass ihn die Erfahrung eines Besseren belehrt. Und wenn er es mit den Grenzkontrollen ernst meint, ist Rot-Blau ohnehin ausgemacht. Davor habe nicht nur ich Angst, das wollen auch viele in der SPÖ nicht.

Und die S7?Das Argument für die Schnellstraße sind immer die Arbeitsplätze, die angeblich entstünden. Immer wenn ich bei der Industriellenvereinigung nachfrage, wo die Ansiedlungszusagen von Betrieben sind, bekomme ich keine Antwort. Belegt ist nur der Transit. Zuerst muss man die Schiene ausbauen und dann schauen, ob man die Straße noch braucht. Ich bin zuversichtlich, dass man auch darüber noch reden kann.

Ist der Verzicht auf die S7 eine Koalitionsbedingung der Grünen?Ich teile hier keine Koalitionsbedingungen mit.

Gibt‘s auch Gemeinsamkeiten mit den Roten?Wir würden im Bildungsbereich mit der SPÖ schneller Reformen durchbringen. Auch bei der Ökologisierung der Landwirtschaft würde sie wohl weniger Widerstand leisten als die ÖVP.

Arbeitsplätze sind ein Hauptthema im Wahlkampf, die Position der Grünen?Wir müssen Klein- und Mittelbetriebe und Kleinstunternehmen vor Ort stützen, vor allem in der Startphase, sie sind das Rückgrat der burgenländischen Wirtschaft. Dazu gehört die Gewerbeordnung ausgemistet und behördliche Verfahren erleichtert. Die Zeiten der großen Betriebe, die Massen von Menschen anstellen, sind vorbei, auch im Burgenland.

Wenn die Grünen das Wahlziel von drei Mandaten erreichen, ziehen zwei neue Frauen in den Landtag ein...Die jetzige Frauenquote ist ganz schlimm. Die ÖVP hat überhaupt nur eine einzige Abgeordnete, die SPÖ zwar ein bisschen mehr, aber in wichtigen Fragen kommen sie kaum zu Wort. Ich möchte, dass sich die weiblichen Mandatare im Landtag vernetzen und parteiübergreifend gute Frauenpolitik machen.

Wann gibt es die erste Landeshauptfrau im Burgenland? Das hängt von den Wählerinnen und Wählern ab, 2015 wird‘s noch nicht so weit sein.

Regina Petrik (51) stammt aus einer ÖVP-Familie, Mutter Eva gehörte in Wien zu Erhard Buseks "Bunten Vögeln" und war Präsidentin der Katholischen Aktion (KA). Regina Petrik, die aus familiären Gründen ins Burgenland gekommen ist, war nie bei der ÖVP, aber Vizepräsidentin der KA. Ende 2010 stieg die studierte Pädagogin als Parteimanagerin bei den Grünen ein. Seit 2012 ist sie Landessprecherin. Sie selbst bezeichnet sich als "eine Politikerin der bisserl anderen Art, als wir es im Burgenland gewohnt sind."

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