Spitze Stacheln bei geplanten Wohnungen im Eisenstädter Rosental

Spitze Stacheln bei geplanten Wohnungen im Eisenstädter Rosental
40 Wohnungen samt Tiefgarage bringen Anrainer gegen das Rathaus auf

Die 1963 verstorbene Edith Piaf kann sich nicht dagegen wehren, dass eines ihrer berühmtesten Chansons der Bewerbung eines Immobilienprojekts in Eisenstadt dienstbar gemacht wurde: „La vie en rose“ – ein Leben in Rosa – verspricht das Wiener Immobilienunternehmen VI-Engineers Bauträger GmbH & Co KG im Eisenstädter Rosental, unmittelbar neben dem Schlosspark der Esterhazys.

Der Gemeinderat der Freistadt hat im Juli 2018 den Verkauf des Gemeindegrunds unterhalb der Mittelschule um 1,2 Millionen Euro abgesegnet. Rund 40 frei finanzierte Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern, Terrasse, Loggia oder Garten samt Tiefgarage mit 74 Stellplätzen sollen hier bis Herbst 2022 entstehen. „Leben wie Gott in Frankreich (...) La Vie En Rose ist ein Rückzugsort voller Genuss und Gemütlichkeit“, heißt es von VI-Engineers.

Dunkelgrau ist die Stimmung der Hausbesitzer rund ums rosarote Immobilienprojekt. Sie beklagen nicht nur den Baulärm („das Haus vibriert“) und die Verschmutzung der engen Zufahrtsstraße durch die vielen Lkw, sondern fühlen sich auch von „ihrer“ Stadtgemeinde im Stich gelassen – manche noch mehr als das. Der KURIER hat mit vier Anrainern gesprochen; ihre Namen wollen sie vorerst noch nicht veröffentlicht sehen.

Zu groß, zu nah

Spitze Stacheln bei geplanten Wohnungen im Eisenstädter Rosental

Vor wenigen Tagen fand der Spatenstich statt, die beiden VI-Engineers-Geschäftsführer Martin Kaltenecker und Patrick Kloihofer waren ebenso anwesend wie Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ) und der Eisenstädter Vizebürgermeister Istvan Deli

Der Tenor der Kritik: Das Bauvorhaben sei für eine Einfamilienhaus-Gegend zu groß dimensioniert und zu nah an den bestehenden Wohnhäusern. Die Eigentümer, die seit mehreren Jahrzehnten hier leben, fürchten nicht nur um ihre Lebensqualität, sondern auch um den Wert ihrer Liegenschaften. „Das ist fast eine Enteignung, zumindest eine massive Wertminderung“, sagt ein erboster Rosentaler.

Ältere Eisenstädter berichten von einem Tunnel aus dem Zweiten Weltkrieg, der hier verlaufe. Man habe bei Erdarbeiten nur „eine alte Zisterne gefunden“, heißt es von VI-Engineers dazu. Und grundsätzlich: Man habe bei Planung und Gartengestaltung darauf geachtet, das Projekt „optimal in die örtlichen Gegebenheiten zu integrieren“.

Verkauf des Grundstücks und Bauverfahren seien „sachlich und formal korrekt sowie absolut transparent abgewickelt“ worden, sagt eine Sprecherin der Stadt. Die Baugenehmigung wurde erteilt und sei rechtskräftig. Auf Wünsche und Bedürfnisse der Anrainer sei „Rücksicht genommen und ihnen vielfach auch Rechnung getragen“ worden. „Es gab seitens der Anrainer keine Einsprüche mehr“.

Dem widerspricht eine Betroffene vehement: Sie habe am 5. 11. 2020 beim Magistrat Einspruch gegen den Bau eingebracht und bis heute keinen gültigen Bescheid erhalten. Die Anrainerin habe ihre Berufung am 6. Dezember zurückgezogen und das unterschrieben, heißt es vom Magistrat zum KURIER. „Ich habe nie etwas unterschrieben“, will die Eisenstädterin nun den Rechtsweg gegen die Stadt beschreiten.

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