Spitäler könnten OP-Säle an Privatärzte vermieten

Spitäler könnten OP-Säle an Privatärzte vermieten
Um drohendes Finanzloch von 220 Mio. Euro abzuwenden, gibt LR Doskozil Reform in Auftrag

Die Diagnose ist nicht neu, aber jetzt hat der für Finanzen und Spitäler zuständige Landesrat Hans Peter Doskozil auch einen groben Therapieplan skizziert, wie ein drohendes Finanzloch gestopft werden kann, ehe es bleibende Schäden verursacht. Wenn in den fünf burgenländischen Spitälern alles bleibe, wie es ist, würden „bis 2021 kumuliert rund 220 Millionen Euro für den Betrieb fehlen“, wiederholte der rote Landesrat am Donnerstag im Rahmen der Präsentation des Gesundheitsberichts (siehe Zusatztext) eine Zahl, die er Anfang April erstmals genannt hatte.

Eine Arbeitsgruppe soll binnen zwölf Monaten eine Strukturreform erarbeiten. Andernfalls könne man sich „in drei oder vier Jahren“ in der Situation wiederfinden, „das eine oder andere Spital zusperren zu müssen“. Ob die von der rot-blauen Regierung abgegebene Standortgarantie für alle fünf Spitäler damit noch aufrecht sei, wollte der KURIER wissen? „Ja“, so Doskozil, eben deshalb gebe es die Strukturreform.

Die Namen der Reformer werden noch nicht verraten, aber dass der neue Geschäftsführer der landeseigenen Krankenanstaltengesellschaft federführend dazugehört, darf vorausgesetzt werden: Harald Keckeis tritt sein Amt zwar erst am 1. September an, aber schon jetzt ist der Vorarlberger Spitalsmanager immer wieder im Burgenland. Vor allem seine Kenntnisse im Finanz- und Controlling-Bereich sind in der Arbeitsgruppe gefragt.

Keine OP-Vorreihungen

Keckeis & Co werden sich jedenfalls mit der Frage befassen, welche medizinischen Leistungen künftig in den einzelnen Häusern angeboten werden und wie die untereinander abgestimmt werden. „Man wird in jedem kleinen Spital nicht rund um die Uhr alles anbieten können“, plädierte Doskozil für Schwerpunktsetzungen.

Gesucht wird auch nach Möglichkeiten, in Spitälern „Einnahmen zu lukrieren“. Etwa durch Vermietung von OP-Sälen an Privatärzte in Zeiten, wo sie nicht benötigt werden, oder externe Nutzung von CT- oder MRT-Geräten. Wenn das innerhalb der Krages, die zur Gemeinnützigkeit verpflichtet ist, rechtlich nicht möglich ist, könnte auch ein „zweiter Rechtsträger“ gegründet werden.

Änderungen soll es auch in puncto Transparenz geben: Reihungen und Wartezeiten auf Untersuchungen oder Operationen sollen unter Beachtung des Datenschutzes öffentlich gemacht werden. Vorreihungen dürfe es selbst bei Sonderkrankenversicherungen nicht geben.

Viel zu viele Übergewichtige, aber weniger tägliche Raucher

Gesundheitsbericht. Schlechte Nachrichten für Männer im Bezirk Oberwart: Sie tragen – statistisch gesehen – „das höchste Risiko, weil sie am frühesten sterben“, destillierte der gebürtige Oberwarter Erwin Gollner ungerührt eine unangenehme Erkenntnis aus dem jüngsten burgenländischen Gesundheitsbericht, der am Donnerstag in der Fachhochschule in Eisenstadt vorgestellt wurde. Gollner, Departmentleiter für Gesundheit an der FH, und Projektleiterin Barbara Szabo referierten die wichtigsten Ergebnisse aus 180 Seiten.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der Burgenländer (Männer 79,3 Jahre, Frauen 84,2) stieg im Vergleich zum Jahr 2012 und liege im Österreichschnitt, allerdings haben Burgenländer  weniger gesunde Jahre als andere Österreicher. Die meisten Burgenländer sterben an Herz-Kreislauferkrankungen, gefolgt von Krebs. Die Herz-Kreislaufsterblichkeit ist im Süden des Landes höher als im Norden. Der Anteil Übergewichtiger und Fettleibiger steigt weiter. Rund 60 Prozent der Burgenländer sind zu schwer, ein bundesweiter Spitzenwert. Erschreckend auch, dass  Diabetes bei Jugendlichen enorm ansteige.
Erfreulich: Der Anteil täglicher Raucher sank von 27,5 auf 22,2 Prozent und bei  Vorsorgeuntersuchungen bleibt das Burgenland österreichweit Spitzenreiter – das müsste man nur noch  Oberwarts Männern sagen.

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