Zum Hintergrund: Im Zuge des Commerzialbankdesasters war Ende 2020 auch die Dachdeckerei Zimmermann in die Pleite gerutscht (Details siehe Artikel rechts auf dieser Seite). Die damals neu gegründete DFT Dach- und Fassadentechnik GmbH rund um den aus Mattersburg gebürtigen Baumanager Manfred Strodl übernahm Anfang 2021 den Betrieb, rund 40 offene Baustellen, 80 der zuletzt 90 Zimmermann-Mitarbeiter und das fast nagelneue Firmenareal. Bei der Betriebsgesellschaft verfügte Strodl zuletzt über 68 Prozent der Anteile, die Wirtschaft Burgenland hielt 32 Prozent; die Besitzgesellschaft (Firmenareal) gehörte Strodl zur Gänze. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich von 80 auf 45 fast halbiert.
Entlastung und Abberufung
Mittlerweile hat die Wirtschaftsagentur über ihre Tochter WiBAG Patent- und Markenverwertungs GmbH in beiden DFT-Gesellschaften 100 Prozent der Anteile übernommen. Am 2. Juni wurde Strodl per Gesellschafterbeschluss „unter Erteilung der Entlastung als Geschäftsführer mit sofortiger Wirkung abberufen“. Neuer interimistischer Geschäftsführer ist Gerald Ostermayer, Abteilungsleiter in der Wirtschaftsagentur des Landes. Ein Mann vom Fach soll bald übernehmen. Ein Blick in die DFT-Bilanz per Ende 2021 verheißt nichts Gutes: Die Verbindlichkeiten betrugen 4,3 Millionen Euro, der Bilanzverlust lag bei knapp 1,7 Millionen Euro.
Der bald 70-jährige Strodl sieht in der DFT-Übernahme durchs Land keinen Hinweis auf eigenes Scheitern, inhaltlich will er auf KURIER-Anfrage nichts sagen, das sei schließlich Sache des neuen Eigentümers.
Neue Firmen sollen kommen
Verliert das Land durch den Einstieg in die Dach- und Fassadentechnik den wirtschaftlichen Boden unter den Füßen? Nein, sagt Harald Zagiczek, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur. Das Ziel, die DFT wieder an Private zu übergeben, bleibe aufrecht, aber man werde wohl erst 2024 schwarze Zahlen schreiben. Erreicht werden soll das auch mit einer besseren Auslastung des Firmenareals. Das Gelände in Mattersburg sei selbst für 90 Mitarbeiter viel zu groß, deshalb sollen nun auch Firmen für erneuerbare Energien angesiedelt werden und ein „Future-Tech-Campus“ entstehen. Zwei Betriebe für Solaranlagen und einen für Wasserstoff-Technologie habe man an der Hand. Diese sollen künftig auch auf Baustellen mit der DFT kooperieren.
Die Kosten der DFT-Übernahme für die Agentur des Landes? Bei der verlustbringenden Betriebsgesellschaft das Nominale, einige Zehntausend Euro. Fürs Firmenareal habe Strodl seinerzeit 5,8 Millionen Euro aufgewendet – eigen- und fremdfinanziert. Die Wirtschaftsagentur hat Strodl die Eigenmittel erstattet und die Darlehen übernommen, die nun aus den Mieteinnahmen bedient werden sollen. Strodl habe bei dem Deal sicher keinen Gewinn gemacht, heißt es.
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