So hilft das Burgenland den Menschen aus der Ukraine
Von den Kindern im Oberwarter Hort könnte ein gewisser kriegstreibender Machthaber noch etwas lernen. Die Berichte über den Krieg in der Ukraine lassen auch die Jüngsten nicht kalt – was dazu geführt hat, dass die Kinder im Hort zwei Gruppen gebildet haben: „Team Ukraine“ und „Team Russland“.
„Ich habe viel darüber nachgedacht, wie die Kinder mit dem Krieg umgegangen sind. Das hat natürlich immer wieder zu Gesprächen und Diskussionen geführt. Auch für unsere Pädagoginnen eine sehr schwierige Situation“, schildert Hort-Leiterin Teresa Janisch. Der Konflikt im Hort konnte mittlerweile mit friedlichen Mitteln beigelegt werden – wie genau, können Sie am Ende dieses Artikels lesen.
Der echte Krieg tobt leider unvermindert weiter und hat bereits mehr als zwei Millionen Menschen zur Flucht gezwungen.
Die menschlichen Schicksale, die mit diesem Krieg verbunden sind, können uns nicht kaltlassen.
Wie schon beim Ungarn-Aufstand 1956, dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und den großen Fluchtbewegungen 2015 hat das Burgenland wieder eine aktive Helferrolle eingenommen.
Und doch ist dieses Mal vieles anders. Dass Flüchtlinge nicht erst an der Grenze versorgt werden, sondern in einer groß angelegten Aktion direkt aus dem Krisengebiet geholt werden, hat es noch nie gegeben. Der erste Bus mit 46 Personen an Bord ist am Mittwoch in Nickelsdorf angekommen. Die Geflüchteten sind von der ukrainisch-slowakischen Grenze bei Uschhorod von einem Bus der Verkehrsbetriebe Burgenland abgeholt worden. Die meisten von ihnen werden in privaten Quartieren aufgenommen.
Akt der Solidarität
Insgesamt 500 vom Krieg Vertriebene sollen auf diese Weise ins Burgenland gebracht werden. So werde auch vermieden, dass diese Menschen illegalen Schlepperorganisationen in die Hände fallen. „Die menschlichen Schicksale, die mit diesem Krieg verbunden sind, können uns nicht kaltlassen. Die vertriebenen Ukrainer sollen strukturiert in eine sichere Region gelangen können. Es ist ein Akt der Solidarität, den wir mit dieser Hilfsaktion umsetzen“, sagt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
Eine große Welle der Solidarität in der burgenländischen Bevölkerung hat sich auch bei der ersten landesweiten Sammelaktion gezeigt, die von den freiwilligen Feuerwehren abgewickelt wurde. Voriges Wochenende konnten 1.277 Paletten mit dringend benötigten Hilfsgütern in die Ukraine geschickt werden. Am heutigen Samstag wird wieder gesammelt, dieses Mal sind vor allem rezeptfreie Medikamente gefragt.
KURIER-Familienhilfe
Gemeinsam mit dem Roten Kreuz hat der KURIER die Aktion „Familienhilfe Ukraine“ ins Leben gerufen. Mit einer Spende von z.B. 40 Euro kann ein Hygienekit für zehn Personen für ein Monat finanziert werden. Alle Infos: kurier.at/familienhilfe
Spendenkonto
Sie können an das Österreichische Rote Kreuz mit dem Kennwort: „Kurier – Familienhilfe“ spenden. IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144
Beim ÖZIV Burgenland, dem Verband für Menschen mit Behinderung, haben Meldungen betroffen gemacht, wonach mobilitätseingeschränkte Menschen in der Ukraine auf ausgediente Kinderwagen zurückgreifen müssen, weil es an Rollstühlen mangelt. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Transport von 31 gespendeten Rollstühlen in das Kriegsgebiet organisiert.
Einen großen Beitrag für die Ukraine-Hilfe leistet auch die Kulturbranche: In Nickelsdorf hat Konzertveranstalter Ewald Tatar, wie schon 2015, seine Nova Rock-Halle für die Erstversorgung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Der Forchtensteiner steckt außerdem mitten in den Vorbereitungen für das große Benefizkonzert im Wiener Ernst-Happel Stadion, das am Samstag über die Bühne gehen wird.
Auch im Burgenland sind am kommenden Wochenende Benefizveranstaltungen für die Ukraine geplant. Gastronom Georg Halper lädt am Freitag etwa zum Charity-Abend in sein Oberwarter Lokal „Touch“ ein, der Umsatz geht an „Nachbar in Not“. Im „Roots“ in Apetlon (Bezirk Neusiedl am See) spielen am Samstag die „Puszta Ramblers“ für den guten Zweck auf. Und im Kino Oberpullendorf steht am 23. März eine Benefizlesung mit Familie Treiber auf dem Programm.
Und jetzt zurück zum „Konflikt“ im Oberwarter Hort: Ein Mädchen mit russischen Wurzeln war den Zank zwischen „Team Russland“ und „Team Ukraine“ bald leid und hat das „Team Frieden“ gegründet. Nach und nach haben sich immer mehr Kinder dem Team angeschlossen, um gemeinsam ein Friedensplakat zu gestalten.
Die Waffen niederlegen und zusammenkommen: Es könnte so einfach sein. Die Kinder zeigen es vor.
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