Shopping-Tourismus: Gulasch, Friseur und Fettabsaugung

Margit Parlagi aus Eisenstadt fährt nach Sopron zur Maniküre.
Immer mehr Österreicher nehmen in Ungarn Dienstleistungen in Anspruch.

Ein Parkplatz vor dem Plaza in Sopron (Ödenburg) ist Donnerstagvormittag Mangelware. Dicht nebeneinander parken Autos aus Wien, Baden, Wiener Neustadt und sogar aus St. Pölten. Doch betritt man das große Kaufhaus, wirkt es wie ausgestorben. In den Geschäften herrscht gähnende Leere. "Als wir vor ein paar Jahren eröffnet haben, war mehr los", sagt die Filialleiterin einer internationalen Modekette.

Ein paar Schritte weiter, im Total Beauty Center, herrscht hingegen Ausnahmezustand. Da geben sich die Besucher die Türschnalle in die Hand. Margit Parlagi ist aus Eisenstadt für eine Maniküre in den Salon gekommen. "Ich fahre 15 Minuten her, hier bin ich seit Jahren mit den Leistungen zufrieden."

An sieben Tagen pro Woche können Kunden jeweils von 8 bis 20 Uhr in dem Schönheitssalon nicht nur Friseur, Massage, Maniküre und Pediküre buchen. "Wir bieten auf 1300 m² ein Service von Kopf bis Fuß. Bei uns gibt es auch Erstgespräche für plastische Chirurgie und Zahnarzt-Behandlungen", sagt Geschäftsführerin Éva Szakályné. Die meisten ihrer Kunden kommen aus Österreich.

Schwacher Forint

Nicht nur das kompakte Angebot, auch der aktuelle Kurs des ungarischen Forint lässt die Herzen der Schnäppchenjäger höher schlagen. Während man vor etwa einem Jahr noch 260 Forint für einen Euro erhielt, sind es jetzt bereits 313. Etwa 10 bis 15 Euro sind für Waschen, Schneiden und Föhnen langer Haare berappen, die Maniküre gibts schon unter zehn Euro. Beim Zahnarzt kostet die Krone rund 200 Euro. "Behandlungen an den Wochenenden", sagt Szakályné, "sind ohne Termin fast unmöglich.

Während sich die Österreicher noch vor 20, 30 Jahren hauptsächlich wegen billiger Lebensmittel auf den Weg nach Ungarn gemacht hätten, seien es heute vorwiegend Dienstleistungen, heißt es aus der Wirtschaftskammer (siehe auch Zusatzbericht). Organisierte Busse aus Wien und sogar aus Oberösterreich bringen die Kunden zum Zahnarzt oder Friseur nach Ungarn.

Herr Anton ist mit Ehefrau und Hund aus Mistelbach angereist. Während die Frau beim Friseur sitzt, wird der Pudel in einem Hundesalon im Plaza behandelt. Danach gehts auf ein Gulasch. "In Wien zahle ich für den Hundefriseur 70 Euro, hier kostet das 25 Euro", erklärt Herr Anton. Auch das Essengehen sei in Sopron günstig. Die zweistündige Autofahrt nimmt er dafür gerne in Kauf. "Wir sind in Pension, für uns ist das ein Ausflug."

Wachstumskurs

Der Schönheit verschrieben hat sich auch Martha Drahozal. Seit 22 Jahren betreibt sie das Africa Beauty Center. Mit Erfolg. "Wir haben seither ständig ausgebaut." Haarverlängerung sei eines der Angebote, deretwegen Fernsehstars und Designer zu ihr kämen. Deren Namen will Drahozal nicht verraten. "Aus Diskretion."

Károly Balogh, Direktor der Wirtschaftskammer im Komitat Vas (dazu gehört u. a. die Stadt Szombathely) sieht die Entwicklung in seiner Heimat nicht so euphorisch. Vor allem der Arbeitskräftemangel mache den Unternehmern zu schaffen: "Viele wollen in Österreich arbeiten, weil der Lohn da weit höher ist. In Ungarn wird es deshalb immer schwieriger, Arbeitskräfte zu finden."

Vor zwei Jahren hätte sich ein internationaler Autohersteller im westungarischen Szombathely (Steinamanger) niederlassen wollen, erzählt Balogh. Doch weil die nötigen Arbeiter nicht aufzutreiben gewesen seien, sei die Firma nach Graz ausgewichen. "Wenn die Löhne in Ungarn nicht erhöht werden, wird keiner hierbleiben."

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