Schulschluss "für immer" in drei Gemeinden

Das Marianum in Steinberg-Dörfl wird vielleicht ein Pflegestützpunkt des Landes.
Während sich am Freitag über 33.000 Schülerinnen und Schüler im Burgenland in die Sommerferien verabschieden, bedeutet das Ferienläuten für drei Schulen auch das endgültige Aus. Die Volksschulen Limbach und Moschendorf sowie das Marianum in Steinberg-Dörfl sperren dauerhaft zu. Zumindest für das historische Gebäude des Marianums gibt es Nachfolgepläne – es könnte in einen Pflegestützpunkt umgewandelt werden.
Die Gründe für die Schulschließungen liegen auf der Hand: In Limbach waren heuer nur sieben Kinder eingeschrieben, in Moschendorf lediglich fünf.
Pamhagen bleibt, aber ...
Für Bildungsdirektor Alfred Lehner ist klar: „Schulen mit so wenigen Kindern können die Lehrpläne nicht mehr erfüllen.“ Statt auf Mini-Klassen setzt die Bildungsdirektion daher auf größere Einheiten, um die Qualität der pädagogischen Arbeit abzusichern. Lehner verweist auf stagnierende Einwohnerzahlen und Abwanderung in kleinen Gemeinden, insbesondere im Südburgenland, als Hauptursache für die Schulschließungen.
Drei Schulen im Bezirk Oberpullendorf, neun im Bezirk Oberwart und jeweils drei in den Bezirken Güssing und Jennersdorf – in den vergangenen zehn Jahren wurden Bildungseinrichtungen ausschließlich südlich des Sieggrabener Sattels geschlossen oder – im besseren Fall – in einen anderen Bildungscampus integriert.
Ein Grund dafür sind – im Gegensatz zum Norden – die zahlreichen Ortsteile der südburgenländischen, zum Teil geografisch weit verstreuten Gemeinden, ein anderer die demografische Entwicklung, die vor allem im Südburgenland zu einem langsamen, aber stetigen Bevölkerungsrückgang führt.
Freilich gab es auch immer wieder Proteste von Eltern, erfolgreich waren diese aber nur selten. Dafür sind aus derartigen Initiativen zum Teil Vereine entstanden, die sich nun für ein aktives Dorfleben einsetzen – und zu Veranstaltungen laden, die oft in den früheren Schulen über die Bühne gehen.
Ein weiterer Schulstandort entging der Schließung nur knapp: In Pamhagen (Bezirk Neusiedl am See) hatten sich für die erste Klasse im Herbst lediglich drei Kinder angemeldet. Nach massiven Protesten der Eltern wurde nun ein Kompromiss gefunden: Die Mittelschule bleibt bestehen, wird jedoch in den Schulcluster Illmitz integriert.

Die MS Pamhagen wird in den Schulcluster Illmitz integriert.
„Für die Kinder ändert sich nichts. Das Lehrerteam bleibt, nur die Schulorganisation ändert sich“, sagt Jürgen Neuwirth von der Bildungsdirektion. Die drei Kinder haben sich inzwischen für andere Schulen entschieden. Sollte die Nachfrage steigen, könnte es im Folgejahr wieder eine erste Klasse geben.
Lehrer gesucht – punktuell
Trotz eines österreichweiten Mangels an Lehrkräften sieht sich das Burgenland gut aufgestellt. In Summe gebe es sogar einen Überhang an Bewerbungen – viele Burgenländerinnen und Burgenländer kehren nach Studienjahren in Wien in die Heimat zurück. Doch regional gibt es Unterschiede: Vor allem im Seewinkel und in den Bezirken Güssing und Jennersdorf bleibt es aber manchmal eine Herausforderung, alle Stellen ausreichend zu besetzen, sagt Lehner.

Bürgermeister Harald Neumayr (Purbach), Jürgen Neuwirth (Leiter des pädagogischen Dienstes der Bildungsdirektion Burgenland), Bildungslandesrätin Daniela Winkler und Schuldirektorin Elisabeth Pichl (Volks- und Mittelschule Purbach; v.li.).
Schließlich steigen die Anforderungen an die Lehrerinnen und Lehrer. Neben dem Unterricht sollen sie laut Lehner auch „Lebensbegleiter“ sein – mit zusätzlicher Verantwortung in der digitalen Welt. Themen wie Künstliche Intelligenz und soziale Kompetenzen rücken stärker in den Fokus. „Lehrer sind Architekten der Zukunft“, sagt Lehner. Ihre Aufgabe sei es, auch Kommunikationsfähigkeiten und gesellschaftliches Engagement zu fördern – etwa durch die Mitarbeit in Vereinen oder Sozialprojekten.
Hohe Lesekompetenz
Trotz struktureller Probleme gibt es auch positive Entwicklungen: Die burgenländischen Volksschüler landeten bei der Informellen Kompetenzmessung (IKM) österreichweit auf Platz eins im Bereich Lesen. Auch die Matura-Bilanz kann sich sehen lassen: 1.503 Jugendliche traten zur Reifeprüfung an, fast ein Fünftel davon – exakt 292 – schloss mit ausgezeichnetem Erfolg ab.
Für das neue Schuljahr kündigt die Bildungsdirektion weitere Maßnahmen an: Neben der Umsetzung des Handyverbots sollen der Umgang mit Künstlicher Intelligenz und die psychologische Versorgung der Schüler stärker in den Fokus rücken. Bildungslandesrätin Daniela Winkler (SPÖ) betont: „Kinder und Jugendliche brauchen Menschen, die für sie da sind, die sie schützen und unterstützen.“
Während also jetzt die Sommerferien beginnen, endet an drei burgenländischen Schulstandorten eine Ära. Und es zeigt sich: Schulpolitik im ländlichen Raum bleibt ein Drahtseilakt zwischen Struktur, Qualität und Menschlichkeit.
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