Schule & Corona: Im Burgenland wird täglich gewechselt
Für rund 20.200 burgenländische Kinder beginnt am 18. Mai wieder der Unterricht in insgesamt 229 Schulen im Land. Genau genommen an diesem Tag nur für die Hälfte der etwas mehr als 16.000 Pflichtschüler und etwa 4.000 in AHS-Mittelstufen. Denn die Corona-Schutzmaßnahmen sehen vor, dass jede Klasse geteilt wird, um Sicherheitsabstände einhalten zu können.
Zwei Varianten stehen laut Bildungsministerium für diese Teilung zur Auswahl: Entweder besucht eine Gruppe von Montag bis Mittwoch die Schule, die andere am Donnerstag und Freitag, wobei die Teams wöchentlich getauscht werden. Oder der Wechsel erfolgt täglich – und dieses „System Reißverschluss“ hat Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz den burgenländischen Schulen empfohlen. Wobei grundsätzlich jede Schule autonom entscheiden kann.
"Pädagogische Vorteile"
„Bis auf sehr wenige Ausnahmen machen alle mit“, berichtet Zitz. „Wir haben das im Vorfeld genau analysiert. Der tägliche Wechsel hat pädagogisch meiner Meinung nach einige Vorteile“, begründet er. „Die Unterrichtseinheiten sind kleiner und das System bietet eine gewisse Regelmäßigkeit, während beim anderen Modell ein Teil der Kinder jeweils sieben Tage hintereinander – inklusive Wochenende – zuhause ist. Das ist doch ziemlich viel.“
An den Fenstertagen im Mai und Juni werden alle bis auf 5 Schulen im Burgenland besetzt sein, versichert Zitz. „Wir lassen alle Schulen eine Checkliste zum Thema Hygienemaßnahmen unterschreiben, haben ein Reserve-Kontingent an Masken für Schüler und Lehrer bestellt.“
Problemlos angelaufen ist die Maturavorbereitung in den Höheren Schulen. Seit Montag wird hier schon in kleineren Gruppen unterrichtet. „Es gab die ganze Woche keine Beschwerden von Eltern, Schülern oder Lehrern“, freut sich Zitz.
"Schüler gut gelaunt"
Das bestätigt auch Karin Rojacz-Pichler, Direktorin des Gymnasiums Kurzwiese in Eisenstadt, beim KURIER-Lokalaugenschein am Freitag: „Es läuft sehr gut. Die Schüler gehen sehr erwachsen mit der Situation um. Sie sind gut gelaunt und froh, dass sie sich wieder sehen können. Und wir Lehrer freuen uns, wieder Schülerstimmen im Haus zu hören.“ Trotzdem wirkt das riesige Gebäude fast gespenstisch leer. Maximal 70 Maturanten befinden sich derzeit hier. Im „Normalbetrieb“ sind es rund 1.250 Schüler sowie etwa 130 Lehrer.
10 Jugendliche bereiten sich zu Hause auf die Reifeprüfung vor. „Weil sie zu Risikogruppen gehören, oder in ihren Familien Risikofälle haben“, so Rojacz-Pichler. Im Haus werden fast ausschließlich die Maturafächer unterrichtet. „Nur wenige haben sich für andere Gegenstände angemeldet, weil sie sich verbessern wollen – oder müssen, weil sie auf Nicht genügend stehen“, weiß die Direktorin.
Der Einlass ins Gebäude erfolgt nur mit Maske und Händedesinfektion am Eingang. Die Schüler müssen sofort zu ihren Plätzen gehen. Diese Plätze sind allerdings aktuell nicht in ihren Klassen, sondern im Festsaal oder in den EDV-Räumen, die in der Nähe des Eingangs liegen und ausreichend Platz bieten, um alle Sicherheitsabstände einhalten zu können.
„Wir wollten die Wege kurz halten, die Schüler nicht zu sehr im Haus verteilen“, betont die Schulleiterin. Im Unterricht darf die Maske dann abgenommen werden. Auf regelmäßiges Händewaschen wird geachtet, nicht alle WC-Anlagen dürfen benutzt werden.
In der kommenden Woche steht eine Schularbeit für alle achten Klassen in den EDV-Sälen auf dem Programm. „Das ist dann schon der Probelauf für die Reifeprüfung“, sagt Rojacz-Pichler. „Alles ist vorbereitet, wir haben die vergangenen Wochen auch genützt, um das ganze Haus grundreinigen zu lassen.“
Alphabetisch geteilt
Die ab 18. Mai zurückkehrenden Unterstufen-Klassen werden alphabetisch geteilt. „Wobei wir aber auf Geschwister Rücksicht nehmen, wenn sie gemeinsam zur Schule kommen“, versichert die Direktorin. „Natürlich gab es auch Sonderwünsche wegen Fahrgemeinschaften und Freundschaften, die wir ebenfalls zu berücksichtigen versuchen.“
Und sie betont: „Auch die Lehrer freuen sich, wieder arbeiten zu können. Als Pädagoge fehlt einem der persönliche Kontakt. Eine Klassenvorständin hat für ihre Schüler als Willkommensgruß sogar etwas gebacken.“ Der Online-Unterricht der letzten Wochen sei „wesentlich aufwändiger“ gewesen, als jener in der Klasse. „Manche Lehrer haben aber auch berichtet, dass sich Schüler deutlich gesteigert haben, weil sie intensiver und individueller betreut wurden.“
Überlegen will sich Rojacz-Pichler noch „eine würdige Verabschiedung für unsere Maturanten. Auch wenn ihre Eltern nicht kommen dürfen, sollen sie sich schön anziehen und ihre Zeugnisse überreicht bekommen.“ Klassenfotos mit Corona-Abstand sind in Planung. „Die Matura ist ja schließlich ein Meilenstein im Leben.“
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