Salzlacken im Seewinkel trotz Niederschlag weiter am Austrocknen

Salzlacken im Seewinkel trotz Niederschlag weiter am Austrocknen
Lange Lacke bereits zur Hälfte überwuchert. Künstliche Salzausbringung ohne Erfolg.

Auch nach einem niederschlagsreichen Frühjahr 2023 ist die Situation der austrocknenden Salzlacken im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel weiterhin angespannt. Bei einem Lokalaugenschein an der Langen Lacke bei Apetlon am Donnerstag stellten Vertreter von Umweltdachverband, BirdLife und Nationalpark die drastische Lage dar, zeigten aber auch Lösungsansätze auf.

Mehr lesen: Kampf um Salzlacken: Zwölf Millionen für Erhalt genehmigt

Die Lange Lacke ist eine von 110 Salzlacken im Seewinkel, die bereits mehr oder weniger verlandet ist. Nur noch rund 30 von ursprünglich 140 Lacken seien noch intakt, sagte Gerald Pfiffinger vom Umweltdachverband. Rund die Hälfte der einstmals größten Salzlacke ist bereits von Vegetation überwuchert. Das Wasser, das sich im restlichen Teil durch die Niederschläge in der Nacht auf Donnerstag gesammelt hat, werde bis zum Abend wieder verdunstet sein, vermutete Nationalparkdirektor Johannes Ehrenfeldner. Vögel suchte man, bis auf zwei Nebelkrähen, vergeblich auf dem Areal.

Absinkender Grundwasserspiegel

Als Hauptursache für die Verlandung der für zahlreiche Vogelarten lebenswichtigen Gewässer ortete Gabor Wichmann von der Vogelschutzorganisation BirdLife weniger die ausbleibenden Niederschläge als die künstliche Entwässerung durch die Landwirtschaft und den folglich absinkenden Grundwasserspiegel. Dieser sei seit einigen Jahren mehr als einen Meter zu niedrig, wodurch kein Salz mehr in den Lackenboden komme, erklärte Pfiffinger. Das Gewässer süße aus und verlande als letzte Konsequenz.

Bisherige Versuche diesen Prozess durch künstliche Salzzufuhr zu stoppen, wie zum Beispiel bei der Moschado-Lacke in Apetlon, hätten nicht den erhofften Erfolg gebracht, gestand Nationalparkdirektor Ehrenfelder. Die dafür benötigten Salzmengen wären einfach zu groß, und man müssten den Eingriff so oft wiederholen, dass er nicht praktikabel, sondern eher eine "sinnlose Geschichte" wäre, so Ehrenfellner.

Errichtung von Wehren und Rückstau

Hoffnung setzten die Naturschutz-Experten auf ein Umdenken in Politik und Gesellschaft, das sich zum Teil schon in konkreten Projekten manifestiert habe. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung soll das LIFE-Projekt "Pannonic Salt" bringen, das von Europäischer Union, Bund und Land Burgenland mit zwölf Millionen Euro dotiert wurde. In den kommenden fünf Jahren soll damit der Rückhalt von Oberflächenwasser im Seewinkel durch die Errichtung von Wehren und dem Rückstau der zahllosen Entwässerungsgräben verbessert werden.

Auch das diese Woche im EU-Parlament beschlossene Renaturierungs-Gesetz stimme die Naturschützer optimistisch. Auch wenn man derzeit nicht exakt sagen könne, welche Maßnahmen das Gesetz für den Nationalpark Seewinkel bereit halte, so erwarte man jedenfalls mehr Geld für einzelne Projekte und entsprechende Förderungen für die Umstellung der Landwirtschaft auf weniger bewässerungsintensive Kulturen, sagte Nationalparkdirektor Ehrenfellner.

Kommentare