S31: Warum der Bagger vor einer Blume stoppt

S31: Warum der Bagger vor einer Blume stoppt
Die Asfinag arbeitet derzeit am Sicherheitsausbau der S31. Über gefährdete Pflanzen wird aber nicht drübergefahren.

15.000 Autofahrer sind täglich auf der Schnellstraße S31 unterwegs, die Zahl steigt laut Straßenerhalter Asfinag jährlich um drei Prozent. Immer wieder haben sich schwere Unfälle auf der S31 ereignet. Zwölf Frontalzusammenstöße gab es in den vergangenen fünf Jahren, drei davon endeten tödlich. Solche Unfälle sollen in Zukunft der Vergangenheit angehören – daran wird jetzt mit Hochdruck gearbeitet.

Mit dem im März begonnenen Ausbau der Straße zwischen dem Knoten Mattersburg und der Anschlussstelle Weppersdorf/Markt St. Martin werden bis 2025 nicht nur Betontrennwände zwischen den Richtungsfahrbahnen gebaut. Auch die Fahrspuren werden verbreitert, 26 Pannenbuchten errichtet, 33 Brücken saniert. Weitere vier Brücken entstehen beim Talübergang Sieggraben ab 2021.

S31: Warum der Bagger vor einer Blume stoppt

Die Hangsicherung ist eine besondere Herausforderung

200.000 Kubikmeter Erde

Auf dem knapp 23 Kilometer langen Straßenstück werden etwa 200.000 Kubikmeter an Erdmassen bewegt, sagt Asfinag-Projektleiter Alexander Harnisch. Etwa 25 Unternehmen mit 200 Arbeitern stehen derzeit im Einsatz. Eine besondere Herausforderung sei die Sicherung der Hänge. Die Geologie mit den wenig tragfähigen Materialien mache spezielle Vorkehrungen notwendig, um ein Rutschen der Erde zu verhindern.

35 Meter tief wird gebohrt, um die Hänge mittels Pflöcken und Steinmauern zu sichern. Momentan laufen die Arbeiten im Erd- und Brückenbau zwischen Mattersburg und Forchtenstein auf der Richtungsfahrbahn Oberpullendorf, erklärt der Projektleiter.

Parallel dazu wird die Instandsetzung und Verbreiterung der Brücken vorgenommen. Bis Ende September soll asphaltiert werden.

Eine Fahrt durch die Baustelle auf der S31

Blumen „verpflanzt“

Dass sich die Bauarbeiten entlang der S31 durchaus auch bunt gestalten können, beweist der Fund einer seltenen Blume. Anacamptis morio, auch Klein-Knabenkraut genannt, wurde auf einer Wiese neben der Fahrbahn entdeckt. Im Burgenland steht diese Orchideenart auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen und ist somit geschützt, sagt der Geschäftsführer des Naturschutzbundes Burgenland, Klaus Michalek. „Die Anacamptis morio gehört zu den Arten, deren Bestand durch die Zerstörung ihrer Biotope zurückgeht.“

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Anacamptis morio wächst entlang der S31

Während das Klein-Knabenkraut vor allem im Seewinkel zu finden ist, gibt es auch jene Fundstelle im Bereich des Projektgebietes der S31, vereinzelte Vorkommen im Bereich Rohrbacher Wald sowie in Rechnitz und Markt Neuhodis im Südburgenland, weiß Michalek.

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Die Anacamptis morio ist laut Naturbund-Geschäftsführer Klaus Michalek gefährdet

Die Orchidee, die eine Wuchshöhe von 10 bis 25 Zentimeter hat, bevorzugt Magerwiesen, deren Bestand immer mehr zurückgeht. Um die gefährdete Pflanze zu schützen, hat die Asfinag die Orchideenwiese umgebettet. „Wir haben die Rasensoden mit dem Bagger abgetragen und verpflanzt“, erklärt Harnisch. Drei Kilometer weiter südlich ist die seltene Blume nun zu finden.

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Die Rasensoden wurden abgetragen und die Blumenwiese umgebettet

144 Millionen Euro fließen in das Straßenbauprojekt. Verläuft alles nach Plan, wird der erste Bauabschnitt Ende des Jahres fertiggestellt. Dann wird auf der Fahrbahn in Richtung Eisenstadt gebaggert und asphaltiert. Die Autofahrer müssen sich derweil in Geduld üben: Während der Arbeiten steht meist nur eine Fahrspur zur Verfügung, es gilt Tempo 80.

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