Fast ebenso lang war Ivancsics Vorsitzender des Kroatischen Kultur- und Dokumentationszentrums (Hrvatski kulturni i dokumentarni centar, HKDC). Am kommenden Samstag aber ist nach 34 Jahren Schluss.
Bei der Generalversammlung des HKDC in Zagersdorf zieht sich der 74-Jährige auch von dieser Bühne zurück. Aus dem im Bundeskanzleramt angesiedelten Volksgruppenbeirat ist er schon davor ausgeschieden.
Nachfolgerin im HKDC soll seine bisherige Stellvertreterin Karin Vukman-Artner werden, Leiterin des Minderheitenschulwesens in der Bildungsdirektion des Landes.
Vier Jahre habe es gedauert, bis seine Nachfolge geklärt war, erzählt Ivancsics, der im SPÖ-nahen HKDC seit der Gründung im Jahr 1983 mitgearbeitet hat.
Schwarz und Rot
Wie fast alles im Burgenland ist auch die Volksgruppenpolitik zweifärbig. Der aufs Jahr 1921 zurückgehende Kroatische Kulturverein (Hrvatsko kulturno društvo, HKD) steht bis heute Volkspartei und Kirche nahe und hat sich der Erhaltung und Festigung der kroatischen Volksgruppe verschrieben.
Ab den 1950-er Jahren lieferten sich HKD und die auf Assimilation durch sozialen Aufstieg setzende „Bürgermeisterkonferenz“ rund um den SPÖ-Landtagsabgeordneten Fritz Robak heftige ideologische Scharmützel.
Ivancsics und der spätere Minister Norbert Darabos lösten sich in den 1980-er Jahren von der Robak-Doktrin und sahen Sprache und Kultur der Burgenlandkroaten nicht als Einschränkung, sondern als Bereicherung.
Er habe dazu beigetragen, dass die „grauslichen Kämpfe“ zwischen den politischen Lagern aufhörten, nimmt Ivancsics heute für sich in Anspruch. Ob HKD-Präsident Josef Buranits das unterschreibt? „Zumindest“, sagt der neue Vorsitzende des Volksgruppenbeirats, „sind fast alle Beschlüsse im Beirat einstimmig. Man akkordiert sich im Vorfeld.“
Im Vorzimmer der Macht
Bei seinem Einsatz für die Volksgruppe habe Ivancsics aber auch seine „politische Zugehörigkeit“ geholfen und manche Türe geöffnet, merkt Tyran an. Was er damit meint?
Die Bühne der Volksgruppenpolitik war nicht die einzige, die Ivancsics bespielt hat. Er war Büroleiter zweier roter Landeshauptleute – erst von Hans Sipötz und dann zehn Jahre bei Hans Niessl (dort folgte ihm 2010 Hans Peter Doskozil) – und ORF-Stiftungsrat beziehungsweise Kurator.
Die Förderung der Volksgruppen sei Doskozil ein echtes Anliegen, glaubt Ivancsics.
Wie schätzt er die Zukunftsaussichten der Burgenlandkroaten ein? Der Assimilationsdruck sei zwar unvermindert stark, so der Volksgruppenvertreter, aber er bemerke auch ein neues Selbstbewusstsein, das sich etwa so äußere: „Dass ich ein Krowod bin, lass’ ich mir nicht nehmen.“
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