Kroaten möchten ein zweites Gymnasium

Volksgruppen
Rund ums Kroatische Zentrum in Wien gibt es Pläne, in der Bundeshauptstadt ein zweisprachiges Schulzentrum mit Volksschule und AHS zu etablieren; eine Kindergartengruppe gibt es bereits

Dass sein Vorhaben „sehr gewagt“ ist, weiß Petar Tyran selbst nur allzu gut. Aber gleichzeitig sei eine zweisprachige Schule mit kroatischer und deutscher Unterrichtssprache in Wien „äußerst notwendig“, ist der unermüdliche Streiter für den Erhalt der kroatischen Volksgruppe überzeugt.

Deshalb unternimmt der aus Neudorf (Novo Selo) stammende Slawist und langjährige Chefredakteur der kroatischen Wochenzeitung Hrvatske Novine gemeinsam mit Gabriela Novak-Karall vom Kroatischen Zentrum in Wien (Beč) einen neuen Anlauf.

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Zusätzlich zum schon bestehenden zweisprachigen Kindergarten im Kroatischen Zentrum soll es eine Volksschule und ein Gymnasium geben. Konkurrenz zu dem seit 1992 bestehenden zweisprachigen Gymnasium in Oberwart bestünde nicht, das Einzugsgebiet für die Schule in Wien sieht Tyran in einem Umkreis von 30 Kilometern.

Rešetarić-Schulen

Das Modell einer privaten Schule mit Öffentlichkeitsrecht orientiert sich an den Komenský-Schulen, die in Wien seit Jahrzehnten Unterricht in Tschechisch und Slowakisch anbieten.

Während sich die Komenský-Schulen auf einen Humanisten aus dem 17. Jahrhundert beziehen, schwebt Tyran für das kroatisch-deutsche Schulzentrum ein Gegenwartsbezug vor: Die Rešetarić-Schulen sollen auf die Resetarits-Brüder Willi (verstorben 2022), Lukas und Peter verweisen, deren Eltern einst von Stinatz nach Wien zogen. Eingeweiht hat Tyran die Resetarits-Brüder bisher nicht, er ist aber überzeugt, sie im Fall des Falles dafür gewinnen zu können.

Kroaten möchten ein zweites Gymnasium

Tyran, hier bei der Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens des Landes Burgenland durch LH Doskozil, hofft bei der Finanzierung der Schule auch auf die Großzügigkeit des Landes

 

Denn noch ist der ambitionierte Plan längst nicht in trockenen Tüchern. Tyran und Novak-Karall waren bisher laut eigenen Angaben bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Bildungsminister Martin Polaschek (beide ÖVP), Grünen und Neos im Parlament, sowie Stadt Wien und kroatischer Botschaft vorstellig. Gehofft wird auch auf Sympathie und Großzügigkeit des Landes Burgenland. Denn klar ist, dass Finanzierung und Standort einer zweisprachigen Schule letztlich Sache der Politik sind.

Aber Tyran plant schon den nächsten Schritt, die Gründung eines Vereins als Träger der Schule. „Wir mussten uns bisher alles ertrotzen“, erinnert Tyran etwa an die zweisprachigen Ortstafeln. Die zweisprachige Schule in Wien sollte halt nicht so lange auf sich warten lassen.

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