Rote über "unverfrorene FP-Personalpolitik" erbost

LH Niessl und LR Petschnig müssen sich auf einen WiBUG-Boss einigen
Wirtschaftsagentur. Rittern um WiBUG-Chefposten.

Bussi hier, Bussi da: Vor den Kulissen zelebriert die seit Sommer 2015 amtierende rot-blaue Koalition im Burgenland einen Kuschelkurs, abseits von Kameras und Mikrofonen verflüchtigt sich die Harmonie aber oft rasch.

Gereizt ist die Stimmung aktuell angesichts der Ausschreibung des Chefpostens der Wirtschaft Burgenland GmbH (WiBUG), des wichtigsten wirtschaftspolitischen Instruments des Landes. Am 24. September wurde die Position im Amtsblatt der Wiener Zeitung annonciert. Die WiBUG, 100-Prozent-Tochter der Landesholding, hat 35 Mitarbeiter und ist u. a. für Standortmarketing, Betriebsansiedelungen und Förderabwicklung zuständig. Die politische Zuständigkeit birgt Konfliktpotenzial, die Landesholding ressortiert zu Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ), die WiBUG zu FPÖ-Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig. Beide Politiker entscheiden am Ende de facto, wer neuer WiBUG-Boss wird.

Obwohl die Bewerbungsfrist noch zwei Wochen läuft, würde die 15-Prozent-Partei FPÖ schon überall tönen, dass Heinz Stiastny das Steuer übernehme, grollt ein prominenter Genosse. Derlei sei "unverfroren" und erinnere fatal an die freiheitliche Personalpolitik zu Zeiten der schwarz-blauen Bundesregierung. Eine Verwunderung, die verwundert: Dass die Blauen auch einmal strategisch wichtige Posten reklamieren und sich nicht mit kleinen Referentenstellen für Parteigänger in der Landesverwaltung zufrieden geben, dürfte die machtbewusste SPÖ nicht überraschen.

Der gebürtige Niederösterreicher Stiastny (53) leitet seit vier Monaten das "Innovationsbüro" im Verteidigungsministerium, davor war er u. a. Postbus-Chef und Boss der Zillertaler Trachten. Politisch sei er flexibel, ein Netzwerker, wissen Informierte. Aktueller WiBUG-Chef ist Günter Perner, dessen Fünf-Jahres-Vertrag zum Jahresende ausläuft. Der 56-jährige Ex-Banker bewirbt sich wieder, er könne eine "gute Bilanz" legen und solide Zukunftskonzepte präsentieren, lässt der SPÖ-nahe Mattersburger ausrichten. Aus dem Niessl-Büro heißt es, in den vergangenen fünf Jahren sei "ordentliche Arbeit gemacht" worden. Ein Personalberater in Wien führe ein objektives Auswahlverfahren durch, am Ende komme der oder die Beste zum Zug.

Dass man Stiastny schon allerorten avisiere, stimme keineswegs, sagt Daniel Jägerbauer, Büroleiter von Petschnig, und Aufsichtsratsvize der WiBUG. Man habe ihn vielleicht "zwei Mal gesehen". Wer hat den umtriebigen Manager, der nicht nur auf Wirtschafts-, sondern mitunter auch auf Society-Seiten präsent ist, im Burgenland entriert? "Er wurde aus den Reihen der FPÖ empfohlen", räumt Jägerbauer ein. Ob’s die Wiener Oberblauen waren, will er partout nicht sagen. Es sei auch gar nicht ausgeschlossen, dass Perner weitermachen dürfe, aber in der WiBUG gebe es "große Baustellen". Sie müsse auf alle Fälle dynamischer und serviceorientierter werden, wünscht sich Jägerbauer.

Stiastny reagiert auf KURIER-Anfrage kurz angebunden. Er sei mit dem Aufbau des Innovationsbüros im Ministerium betraut, wiederholt er mehrere Male. Er habe sich "nicht beworben" und sehe auch "keine Veranlassung" dazu.

Man wird sehen.

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