Diese dürfte wohl auch in einem aktuellen Fall in der Bezirkshauptstadt Oberwart (7.000 Einwohner) eine Rolle spielen. Denn wie bereits vor einigen Wochen bekannt wurde, gibt es seitens des Lebensmittelkonzerns Rewe Überlegungen, die Billa-Filiale in der Steinamangerer Straße zuschließen. Diese liegt aber in unmittelbarer Nähe zum Seniorengarten. In der Einrichtung verbringen zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner ihren Lebensabend.
Zu den Rollatoren!
Nun wurde 2018 eine weitere Filiale nur wenige Hundert Meter entfernt von dem von Schließung bedrohten Markt eröffnet, fußläufig erreichbar ist dieser Standort für die meisten Senioren aber nicht. Damals gab es außerdem die Zusage, dass die Filiale beim Seniorengarten bestehen bleibt. Und genau darauf berufen sich jetzt die streitbaren Seniorinnen und Senioren, unterstützt von Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP).
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Hunderte Unterschriften wurden bereits überreicht, parallel dazu Gespräche geführt und ein erstes Etappenziel erreicht: Die für Ende November geplante Schließung ist vorerst vom Tisch, der Konzern will die Zahlen erneut prüfen. Die Senioren mit Sprecher Hans Robeischl an der Spitze bleiben aber kampflustig: „Wir machen weiter Druck.“ Etwa mit einem Schreiben an Rewe, um alle Argumente sachlich darzulegen. Und: „Wenn es sein muss, gehen wir aufs Ganze. Wir brauchen die Nahversorgung hier“, sagt Robeischl – und denkt dabei an eine Demonstration der Seniorinnen und Senioren, mit Rollstühlen und Rollatoren vor der Billa-Filiale: „Das wäre ein Spektakel.“
Bäcker wurde zur mobilen Versorgung
Auch im unweit von Oberwart gelegenen Neuberg (Bezirk Güssing, 1.000 Einwohner) hat Ende Juni das letzte Kaufhaus zugesperrt. „Deshalb ist die mobile Versorgung durch die Bäckerei Pichler Schmaldienst noch wichtiger geworden“, erzählt Volksschuldirektor Karl Knor. Um 6.30 beginnt die Tour durch die lang gezogene Gemeinde, bis 7.30 Uhr steht der Verkaufsbus dann vor der „Tankstö“ von Georg Krenn. Dort gibt es seit Kurzem auch eine Lotto-Annahmestelle und das angeschlossene Café ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden.
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Beispiele wie diese zeigen, dass es vor allem in ländlichen Regionen kreative Lösungen und persönliches Engagement braucht, um die Nahversorgung aufrecht zu erhalten. Dabei ist die Anzahl der Betriebe im heimischen Lebensmittelgewerbe seit 2013 laut Wirtschaftskammer um mehr als 15 Prozent auf derzeit etwa 340 aktive Mitglieder gestiegen. Der Zuwachs kommt aber vorwiegend aus dem Bereich der Nischenprodukte, wie etwa südburgenländische Schnecken, Pasten oder Safran.
Greissler im Container
Das löst freilich nicht die Probleme im Alltag, wenn schnell Öl, Butter oder Milch gebraucht werden – und kein Auto zur Verfügung steht. Eine Lösung für dieses Problem bietet das Franchiseunternehmen Kastlgreissler. Österreichweit gibt es bereits 20 Standorte, acht davon im Burgenland. Das Konzept: In Selbstbedienungscontainern
gibt es Waren aus der Region (Umkreis maximal 40 Kilometer) und Dinge des täglichen Bedarfs.
Der jüngste Standort wurde in Schandorf (Bezirk Oberwart, 300 Einwohner) von Johanna König-Tafolli eröffnet, sie betreibt auch das Dorfcafé. „In Kombination funktioniert das sehr gut. Wenn jemand etwas braucht, sind wir immer vor Ort“, sagt die erst vor Kurzem zugezogene Geschäftsfrau.
Die Eröffnung des nächsten Standorts ist in Schützen (Bezirk Eisenstadt-Umgebung, 1.400 Einwohner) geplant.
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