Roland Fürst: Ein Linker ohne Scheu vor Rot-Blau

Roland Fürst ist kein Freund einer rot-schwarzen Koalition
Der Bad Sauerbrunner sieht sich als Signal an SPÖ-Kritiker und will in den Nationalrat einziehen.

Nach sozialdemokratischen Maßstäben kann Roland Fürst eine Bilderbuchkarriere vorweisen: Vom Betriebsschlosser hat es der 48-jährige Bad Sauerbrunner zum Leiter des Departments Soziales an der Fachhochschule Burgenland gebracht und auf dem Weg dahin unter anderem als Sozialarbeiter, Journalist und Referent in einem politischen Büro gearbeitet. So nebenbei schrieb der dreifache Vater auch noch eine politikwissenschaftliche Dissertation.

Vielleicht noch schwieriger als dieser berufliche Aufstieg wird der Einzug in den Nationalrat, den der Noch-Gemeinderat der Kurgemeinde jetzt anpeilt. Als Nummer drei im Regionalwahlkreis Nord bräuchte Fürst 14 Prozent der Parteisumme, um per Vorzugsstimmen den Listenersten Nationalrat Erwin Preiner zu überflügeln. Da hätte es Fürst bei der Volkspartei leichter, denn die hat sich intern darauf verständigt, dass allein die absolute Zahl der Vorzugsstimmen über das Mandat entscheidet. "Ich bin trotzdem für das gesetzlich festgelegte Mischsystem, auch wenn es für mich ein Nachteil sein könnte", sagt Fürst.

Er werde nicht nur in seinem Heimatbezirk Mattersburg, sondern im ganzen Land um Vorzugsstimmen werben und "auch außerhalb der sozialdemokratischen Community auf Stimmenfang gehen". Er verstehe sich als Signal an Menschen, die "mit der Sozialdemokratie kritisch ins Gericht gehen" und ihm zutrauen, im Parlament für "soziale Gerechtigkeit" einzutreten.

Dass Soziallandesrat Norbert Darabos via KURIER einst festgestellt hatte, mit linken Positionen werde die SPÖ nichts gewinnen, ficht Fürst nicht an: "Ich bin ein linker Pragmatiker", sagt der FH-Professor – und er sei gegen das Tabuisieren bestimmter Themen, etwa auch bei Migrationsfragen.

Mittelguter Tabubruch

Apropos Tabu: Als solches galt in der SPÖ auch lange eine Koalition mit der FPÖ, seit Rot-Blau im Burgenland gilt das nicht mehr.

Wie geht es dem von Parteigranden ein wenig herablassend als "intellektuelles Gewissen der SPÖ" titulierten Fürst mit dem Tabubruch? "Mittelgut", sagt Fürst. Auch wenn ihm vielleicht andere Varianten lieber gewesen wären, "stehe ich dazu". Die Alternative wäre gewesen, "mit 42 Prozent in Opposition zu gehen". Und im Bund? Er sei froh über den Kriterienkatalog der SPÖ, der es erlaube, nach der Wahl auch mit den Freiheitlichen zu reden. Wenn man den Mindestlohn von 1700 Euro und die Vermögenssteuer mit den Blauen umsetzen könne, warum nicht?

Ist angesichts immer heftiger werdender Scharmützel zwischen Rot und Türkis eine Fortsetzung der Koalition mit der ÖVP ohnehin illusorisch? "Ich bin kein Freund einer Koalition mit der ÖVP, das habe ich immer gesagt". Inmitten so vieler Schmutzkübel ist Wahlkampf aber kein Honiglecken? "Mich motivieren solche widrigen Rahmenbedingungen", sagt Fürst.

Wie es mit seinem Job in der FH weitergeht, will Fürst entscheiden, wenn er den Sprung in den Nationalrat tatsächlich schafft. "Vollzeit geht sicher nicht, ich habe einen Leitungsjob".

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