Remobilisation statt Pflegeheim im Burgenland

Remobilisation statt Pflegeheim im Burgenland
Bezirk Güssing. Bis 2030 werden allein im Burgenland rund 1.700 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Damit es gar nicht erst zum Pflegebedarf kommt, gibt es in Güssing eine Akutgeriatrie und eine Remobilisiation.

Seit September 2022 wird nicht nur in Kittsee (Bezirk Neusiedl am See), sondern auch im Süden des Landes versucht, vor allem ältere Menschen zu remobilisieren. In mehreren Schritten wurde zuletzt die Bettenkapazität der Abteilung im Klinikum Güssing erhöht. 

Im kommenden März wird der Vollbetrieb mit 24 Betten erreicht. Am vergangenen Freitag wurde aber nicht nur die Remobilisation und Akutgeriatrie feierlich eröffnet, sondern auch der neue Eingangsbereich.

„Wenn man einmal in einem Pflegeheim drin ist, dann ist es schwer, wieder rauszukommen“, erklärt der medizinische Geschäftsführer Stephan Kriwanek. Die „Buchungslage“ sei ausgezeichnet, heißt es vom kaufmännischen Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland, Franz Öller. Man habe sich zum Ziel gesetzt, die einzelnen Standorte stärker zu differenzieren.

Rund zwölf Millionen Euro habe man seit 2019 in den Standort investiert, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). „Wir mussten vor geraumer Zeit eine Entscheidung treffen, wie wir mit der Weiterentwicklung der Spitäler umgehen. Investieren wir Geld oder orientieren wir uns an den budgetären Mitteln? Hätten wir zweiteres gemacht, dann hätten wir an den Standorten reduzieren müssen“, erklärte Doskozil bei einer Pressekonferenz.

Remobilisation statt Pflegeheim im Burgenland

Zur feierlichen Eröffnung der Station wurde am vergangenen Freitag mit dem Klinikpersonaldas rote Band durchschnitten.

Mehr Geld und Personal

Das sei ein gewisses Risiko, aber man hoffe, durch die Qualitätssteigerung mittelfristig mehr Geld durch Gastpatienten zu bekommen.

Von rund „50 bis 60 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich“ spricht Doskozil, wenn es um die Gesundheitsversorgung im Burgenland geht. Es sei aber auch „eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand, in die Gesundheit zu investieren“.

Geld brauche es vor allem, um das Personal im Pflegebereich um rund zehn Prozent aufzustocken. Die Pflegeschulen seien ausgelastet, so Doskozil, es brauche qualifizierte Zuwanderer – unter anderem aus Indien. Der Landeshauptmann reist diese Woche gemeinsam mit Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics nach Indien, um dort möglicherweise Pflegekräfte für das Burgenland zu gewinnen.

„Sonst wird es uns nicht gelingen, den Pflegenotstand anderer Bundesländer nicht nur zu verhindern, sondern diese zehn Prozent beim Personal sogar noch auszubauen“.

Neues Personal
Der Jahreswechsel war gleichzeitig auch ein Generationenwechsel. Primarius Gerhard Puhr (67) übergab die medizinische Leitung an Werner Maurer-Ertl (50). Der gebürtige Güssinger Markus Malits (43) ist neuer kaufmännischer Direktor. Sein Vorgänger Marc Seper (36) ist seit Jahresbeginn Verwaltungsdirektor in der Klinik Oberwart. Pflegedirektorin  bleibt  Bianca Puntigam.

12 Millionen Euro
So viel wurde seit 2019 in den Standort Güssing investiert.

„Geduld und Fairness“

Darüber hinaus wurden die Ausbildungsmöglichkeiten an der Fachhochschule Burgenland verstärkt. In den nächsten drei Jahren soll am Standort Pinkafeld das Bachelorstudium Radiologie angeboten werden. Andere medizinische Berufe wie Logopädie und Physiotherapie gibt es bereits. 

„Um den Personalbedarf abzudecken, werden zusätzliche Studiengänge an der Fachhochschule eingerichtet. Ein Bachelorstudium dauert aber drei Jahre, es braucht einfach Zeit, Personal auszubilden“, sagt Doskozil, der die Bevölkerung und auch die politischen Mitbewerber um „Geduld und Fairness“ ersucht.

Über Stipendien für Studierende oder auch beim Gehalt fischt das Burgenland Ärztinnen und Ärzte aus der benachbarten Steiermark ab. Im Bundesländervergleich zahlt das Burgenland das höchste Gehalt für Fachärztinnen und Fachärzte. 

Gegen den Ärztemangel im niedergelassenen Bereich wolle man womöglich mit den Spitälern vorgelagerten Ambulanzen reagieren. Nicht nachbesetzte Praxen sollen so aufgefangen werden. Den Rahmen dafür bietet der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG).

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