Radler auf Abstellgleis?: Bedarf an Stellplätzen wird erhoben

Radler auf Abstellgleis?: Bedarf an Stellplätzen wird erhoben
Grüne kritisieren zu wenige Fahrrad-Stellplätze am Bahnhof. Das Land lässt Experten prüfen.

15 Monate wurde an der Modernisierung des Bahnhofes Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) gearbeitet, 14 Mio. Euro wurden investiert. Doch setze man auf eine Anreise per Rad, sei das zum Teil mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, kritisiert nun die Grüne Gemeinderätin Christa Wendelin. Während es bei der Park&Ride-Anlage 50 zusätzliche Abstellplätze für Autos gebe, sei auf die Radfahrer vergessen worden, meint die Grün-Politikerin.

„Es gibt nur acht Radabstellplätze. Das sind weniger als vor dem Neubau.“ Etwa die Hälfte der Plätze sei zudem mit Leihrädern für Touristen belegt. Radfahrer, die am Bahnhofsgelände ihr Rad abstellen wollen, müssten „auf Steher oder Geländer ausweichen“.

Vonseiten der ÖBB heißt es, dass die acht bestehenden Fahrradständer rechts der Bahn lediglich versetzt worden seien. "Das heißt, es sind nicht weniger Abstellmöglichkeiten als vor dem Umbau“, heißt es in einer Stellungnahme.

Parkplatz

Auch wenn es links vom Bahnhof, auf dem Parndorfer Parkplatz, 28 Abstellmöglichkeiten für Räder gebe, sei das zu wenig, sagt Wendelin. Denn zum einen seien die Abstellmöglichkeiten auf der Ortsseite auch stets gut ausgelastet. Fahre man von der anderen Seite, der Bundesstraße zu und finde sich dort unter den acht Plätzen keine Abstellmöglichkeit, müsse man – um auf die andere Seite zu gelangen– mitsamt Rad durch die Unterführung. Das koste nicht nur Zeit, sondern sei bei Schlechtwetter oder in der Nacht sehr mühsam, meint Wendelin.

Suchen nach Lösung

Auch Bürgermeister Wolfgang Kovacs (LIPA) ist die Grüne Forderung bekannt. „Dass uns die Bevölkerung die Tür deshalb einrennt, kann man aber nicht sagen“, sagt Kovacs. Denn vor allem jene Seite, wo es die acht Stellplätze gibt, würde von Radlern aus dem Ort weniger frequentiert. Auch er sei der Ansicht, dass das Radfahren forciert werden müsse. Bezüglich eines Ausbaus der Infrastruktur sei die Gemeinde mit den ÖBB ohnehin schon im Gespräch.

Für die ÖBB sei eine Erweiterung der Stellplätze „von Gesprächen mit den Finanzierungspartnern, Land und Gemeinde, abhängig.“

Laut Landes-Verkehrskoordinator Peter Zinggl werde derzeit ohnehin durch ein Expertenteam der Bedarf an Rad-Abstellplätzen im ganzen Land erhoben. Das Land setze auf einen Ausbau des Radwegenetzes und sieht Potenzial im Alltags-Radverkehr. In Parndorf sei bereits ein neuer Geh- und Radweg zum Bahnhof errichtet worden. Werden mehr Fahrrad-Stellplätze benötigt, werde sich bemühen, die Wünsche zu erfüllen, sagt Baudirektor Wolfgang Heckenast.

Mit E-Bikes in Richtung Klimaziel unterwegs

Elektro-Fahrräder sind laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) die beliebtesten E-Fahrzeuge im Burgenland. Während es in Pannonien  etwa  600 E-Autos sowie 400 E-Mopeds und E-Motorräder gibt, haben die Burgenländer bereits mehr als 20.000 Elektro-Fahrräder.  Um das Potenzial stärker nutzen zu können, sei ein „starker Ausbau der Rad-Infrastruktur nötig“, so der VCÖ, der vom Bund eine Milliarde  Euo fordert, um den Ausbau der Radwege zu forcieren.
Als Grund für den Trend zum E-Bike sieht der Verkehrsclub unter anderem den  positiven Imagewandel. Während vor zehn Jahren Elektro-Fahrräder vor allem als Fahrzeuge für Senioren gegolten hätten, sind sie  heute bei allen Altersgruppen beliebt. Nicht nur für  Geschäftstermine in der Stadt seien sie ideal, auch  Pendler nutzen sie. Begehrt sind E-Bikes zudem bei Familien.
 

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Das Image der Elektro-Fahrräder hat sich gewandelt: Im Burgenland  setzt man immer öfter auf  E-Bikes

Staus vermeiden

„Im Unterschied zum Auto verlängert der Elektromotor beim Fahrrad die Reichweite“, erklärt VCÖ-Experte Markus Gansterer. Elektro-Fahrräder hätten  somit das Potenzial „zum Game-Changer der Mobilität“: „Sieben von zehn Autofahrten im Burgenland sind kürzer als 15 Kilometer, was eine gute Distanz für Elektro-Fahrräder ist. Wird das Potenzial der Elektro-Fahrräder genutzt, können nicht nur viele Staus vermieden werden, sondern Österreich käme damit seinem Klimaziel einen  großen Schritt näher“, sagt Gansterer.
Allerdings sei die vielerorts mangelhafte Rad-Infrastruktur  ein „großes Hindernis“ für eine verstärkte Nutzung der Elektro-Fahrräder als Verkehrsmittel, heißt es vom VCÖ.  Vor allem  brauche es sichere Überland-Radrouten zwischen Ortschaften sowie Rad-Highways vom Umland in die Städte, damit im Alltag längere Distanzen  bequem zurückgelegt werden können. Zudem seien mehr und bessere Radabstellmöglichkeiten zum Versperren der teureren E-Bikes nötig.
 Dass Potenzial für aktive Mobilität  gegeben sei, zeige die aktuelle Statistik:  Auf Alltagswegen legen die  Burgenländer mehr als 90 Millionen Kilometer pro Jahr zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück, dabei werden mehr als 20.000 Tonnen  vermieden.

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