Großvater soll Sprengstoffanschlag in Wien geplant haben
Jener 78-Jährige, der am Donnerstagvormittag mit einem Justizwachebeamten den Schwurgerichtssaal im Eisenstädter Landesgericht betritt, wirkt unsicher auf den Beinen.
Das, was ihm vorgeworfen wird, erscheint laut Anklage hingegen unumstößlich: Wiederbetätigung im nationalsozialistischen Sinn, Verhetzung, Vergehen gegen das Waffengesetz sowie Suchtgifthandel.
Außerdem, das zeigen die polizeilichen Ermittlungen des Verfassungsschutzes, soll der Angeklagte konkrete Pläne für einen Sprengstoffanschlag in Wien gehabt haben.
Skizzen für den Bau einer Rohrbombe wurden bei ihm gefunden. Wie brisant der Fall ist, wird schon dadurch klar, dass er bisher als Verschlussakt geführt wurde. Der gebürtige Niederösterreicher, der im Burgenland lebt, wurde am 19. Juli 2021 während einer von insgesamt drei Hausdurchsuchung festgenommen.
Am Ende des Tages lautete das Urteil drei Jahre und sechs Monate unbedingt - nicht rechtskräftig. Der Angeklagte wurde in allen Punkten schuldig gesprochen, eine besondere Gefährlichkeit wurde vom Gericht verneint. Die Verteidigung meldete Rechtsmittelverzicht an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.
Er teilte seine Weltanschauung nicht nur auf seinem Facebook-Profil, auch NS-Propagandamaterial bzw. NS-Devotionalien soll der mehrfache Großvater in seinem Haus gebunkert haben. „Darunter ein Hakenkreuz, drei Orden mit Hakenkreuz und Bilder von Hitler, Franz Fuchs, Anders Breivik und Beate Zschäpe“, erläutert der Staatsanwalt. Manche der Bilder seien sogar gerahmt gewesen. Fein säuberlich im A4-Format.
Er habe eben großes geschichtliches Interesse, beteuert der Beschuldigte. Mit rechtsextremem Gedankengut habe er jedenfalls nicht sympathisiert. Außerdem wird dem Mann vorgeworfen, Mitglied der Identitären zu sein und zu führenden Funktionären enge Kontakte gepflegt zu haben.
"Mich hat die Wirkung interessiert"
Auch Waffen, wie unter anderem eine Pumpgun, einen Revolver und Signalpistolen soll der Angeklagte ohne entsprechende waffenrechtliche Genehmigung in seinem Haus aufbewahrt haben. „Bei ihnen wurde auch eine Skizze gefunden, wie man eine Rohrbombe baut. Haben Sie eine solche auch gebaut“, will die vorsitzende Richterin wissen. „Jaja. Ich hab’ sie auf einem Feld in Ungarn gezündet.“ Er habe dabei keine böse Absicht gehabt, beteuert der Pensionist. „Mich hat nur die Wirkung interessiert.“ Zerrissen habe es die Bombe nicht.
Gefunden worden seien bei der Hausdurchsuchung, so heißt es in der Anklage, jedenfalls Bestandteile eines Sprengstoffs und „zur Herstellung oder Benutzung eines dieser Stoffe erforderliche Vorrichtungen“. So soll der Großvater in einer Holzkiste zehn Rohre mit Verschlusskappen auf beiden Seiten, die er selbst gebaut hatte, sowie 400 Stück Schweizer-Kracher und drei Kilo Nitrozellulosepulver aufbewahrt haben um sie, so die Anklage, für ein Sprengstoffattentat zu nutzen.
"Sind Sie nicht ausgelastet?"
„Ich frage mich, was mit Ihnen los ist. Sie sind 78 Jahre alt, sind Sie nicht ausgelastet“, will eine der Richterinnen des Geschworenensenates wissen. „Ja, es sieht so aus. Ich bin hyperaktiv.“
Vertreten wird der Wahlburgenländer von Star-Anwältin Astrid Wagner. Zur Verhetzung bekenne sich ihr Mandant schuldig: „Er bereut das. Er ist aber kein Rassist“, so die Anwältin. Ihr Mandant habe „nie vorgehabt, mit dem Sprengstoff etwas zu tun“.
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