Wellen, Wind und Wagner – der Steinbruch wird zur Küste

Premiere der Oper im Steinbruch ist am 9. Juli.
Wenn sich am 9. Juli der Vorhang zur Premiere von Richard Wagners "Der fliegende Holländer" hebt, wird sich der Steinbruch von St. Margarethen anders und vielleicht ein wenig nasser als sonst anfühlen – und nein, Regenwetter wird an dieser Stelle natürlich keines herbeigeschrieben.
Das Publikum wird aber in eine raue, dramatische Küstenlandschaft Norwegens versetzt – mit tosenden Wellen, schroffen Felsen, einem Geisterschiff und einem Haus, das sich mitten im Sturm behaupten muss.
Für die Umsetzung dieser Vision sorgt Winter Artservice – bereits zum 15. Mal für die Oper im Steinbruch im Einsatz. Unter der künstlerischen Leitung von Bühnenbildner Momme Hinrichs und Regisseur Philipp M. Krenn entsteht derzeit im 23. Wiener Gemeindebezirk eine monumentale Szenerie.
"Es galt das Motto, nicht die norwegische Küste in den Steinbruch zu bauen, sondern den Steinbruch an sich als norwegische Küste zu verkleiden", erklärt Hinrichs. Das massive Felsplateau werde damit zur Projektionsfläche einer intensiven Geschichte über Fluch, Sehnsucht und Erlösung. Die Naturbühne selbst – eingebettet zwischen Leithagebirge und Steppensee – liefert dafür den idealen Rahmen.
Das Wiener Unternehmen arbeitet seit Monaten an der spektakulären Kulisse. "Was teils federleicht wirkt, hat ein Materialgewicht von knapp 100 Tonnen", erklärt Christopher Winter, Geschäftsführer von Winter Artservice, bei einem Rundgang durch die Werkstätten.
Das Bühnenbild lebt aber nicht nur von der schieren Masse. Es ist auch ein technisches Kunstwerk: "Das Schiff erzählt durch unsere Dekoration seine lange und mystische Geschichte auf dem Wasser. Spätestens zu dem Zeitpunkt, wenn es erscheint, ist das Publikum in den Bann gezogen", sagt Winter. Damit Licht, Ton und Bewegung diesen Moment nicht stören, werden die Systeme so unauffällig wie möglich verbaut.
Videos verstärken die visuellen Effekte
Neben dem Geisterschiff ist Dalands Haus ein zentrales Element der Inszenierung – ein Bauwerk mit überraschenden Wandlungsfähigkeiten. Die Kulisse soll nicht nur Kulisse sein, sondern Teil des Geschehens: "Ein Haus, das sich verwandelt."
- Premiere ist am 9. Juli, weitere Termine sind 10. bis 12. Juli, 17. bis 19. Juli, 23. bis 26. Juli sowie am 31. Juli (Beginn 20.30 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr).
- Im August wird am 1. und 2., von 6. bis 9., von 14. bis 16. sowie am 22. und 23. gespielt (Beginn 20 Uhr, Einlass ab 18 Uhr); Dauer rund 2,45 Stunden inklusive einer Pause
100 Tonnen Material werden verbaut. Die Gerüstkonstruktion bringt 30 Tonnen, der Holzboden 22 Tonnen, die Bühnentechnik 20 Tonnen und die Kulissen 25 Tonnen auf die Waage. Dazu kommen sechs Kilometer Staffeln und Latten, 6.500 Quadratmeter Holzplatten, 600 Kubikmeter Styropor, 42 Tonnen Stahl und eine halbe Million Schrauben.
Tickets
Karten zum Preis zwischen 29 und 168 Euro gibt es unter 02682/ 65065, eMail: tickets@panevent.at; operimsteinbruch.at
Die Struktur steht auf den Felsen – darüber wird mit Livekameras das Geschehen ins Großformat projiziert. Unterstützt wird die Wirkung durch künstliche Wellen, die die Naturgewalt des Meeres inszenieren. Wie bereits in den Vorjahren wird auch diesmal die Videotechnik eine zentrale Rolle spielen. Die visuelle Dimension reicht dabei von hochmodernen Kameraeinsätzen bis zu atmosphärischen Lichteffekten – immer im Einklang mit der Musik.
Trotz des hohen Materialaufwands legt das Produktionsteam großen Wert auf Nachhaltigkeit. Moderne Roboter und computergestützte Maschinen reduzieren Materialverluste, optimierte Daten verringern den Papierverbrauch. Zudem werden viele Elemente so gebaut, dass sie später wiederverwendet werden können – entweder für eigene Produktionen oder für andere Bühnen.
Neben Bühnenbildner Hinrichs und Regisseur Krenn bringt auch Kostümbildnerin Eva Dessecker ihre Handschrift ein. Gemeinsam mit dem internationalen Ensemble, das aus erfahrenen Wagner-Interpretinnen und Wagner-Interpreten sowie jungen Talenten besteht, wird der Premiere am 9. Juli entgegengefiebert – und -gearbeitet.
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