Zarits oder Strobl: Wer kann die ÖVP Burgenland retten?

Politik, so sagt man, ist die Kunst des Möglichen. Die beiden Politiker Christoph Zarits und Bernd Strobl versuchten am Dienstag nach Ostern jedoch Unmögliches.
Beide wollten den Medien allen Ernstes weismachen, dass es für die burgenländische Volkspartei gar nichts Besseres geben könnte als zwei Bewerber für die Nachfolge von Landesparteichef Christian Sagartz.
Zur Erinnerung: Wenige Tage nach der Landtagswahl am 19. Jänner, bei der die Volkspartei nur 22 Prozent erreichte und erstmals hinter der FPÖ auf Rang drei landete, wurde dem seit 2020 amtierenden Sagartz der Rücktritt nahegelegt.
Weil zunächst aber kein Nachfolger aufzeigte, wurde ein Reformprozess eingeleitet, der bis Juni dauern und mit der Wahl einer neuen Parteispitze enden sollte.
Wirtschaftsbund hinter ÖAABler
Anfang April hieß es dann, der 44-jährige Zarits, einziger ÖVP-Nationalrat aus dem Burgenland, solle die Volkspartei übernehmen.

Im Nationalrat gilt Zarits als konsensorientiert, manche sagen "harmoniebedürftig"
Der aus dem ÖVP-Arbeitnehmerflügel ÖAAB kommende Zagersdorfer durfte sich auch der Unterstützung des mächtigen – aber nicht immer mutigen – Wirtschaftsbundes gewiss sein.
Am 10. April sollte die Personalie im Landesparteivorstand abgesegnet werden, die Sitzung wurde aber kurzfristig abgesagt. Offiziell wegen Terminproblemen. Tatsächlich dürften aber auch Zweifel an der breiten Unterstützung für Zarits laut geworden sein.
Österliche Einkehr
Wie auch immer: Am Dienstag hat im Rahmen einer Sitzung der Bezirksparteiobleute auch der Ollersdorfer Bürgermeister Strobl (50) seine Anwartschaft auf die Führung der Volkspartei bekundet.

Der Ollersdorfer Bürgermeister ist für die Landes-SPÖ ein Gottseibeiuns
Zum KURIER sagte Strobl, er habe sich übers Osterwochenende zur Kandidatur entschlossen, „aus eigenem Antrieb heraus“.
Fazit: War es anfangs schwer, überhaupt jemanden zu finden, der die angeschlagene Partei übernehmen will, gibt‘s plötzlich zwei Kandidaten.
Parteivorstand wählt
Am kommenden Samstag werden sich nun beide dem Landesparteivorstand präsentieren und „ihre Vorstellungen für die zukünftige Ausrichtung der Landespartei darlegen“, informierte Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas am Dienstag.
Danach müssen sich die rund 20 Mitglieder des Parteivorstands für einen Bewerber entscheiden, der zu einem späteren Zeitpunkt noch im Rahmen eines Landesparteitags bestätigt werden muss.
Dass zwei Kandidaten meist Ausdruck von Flügelkämpfen sind, sehen Zarits und Strobl nicht so. Wer am Samstag verliere, werde sich umgehend hinter den neuen geschäftsführenden Parteichef stellen und ihn unterstützen, beteuern beide Kandidaten. Auch bei einem knappen Ergebnis werde es sicher „keine Spaltung“ geben.
Der Nationalrat aus den Landesnorden und der Landtagsabgeordnete und Bürgermeister aus dem Landessüden versichern, dass sie einander schätzen und keine Kampfabstimmung in der Entscheidungswahl sähen.
Dass sich zwei Interessenten für den schwierigen Job finden, sei vielmehr ein Zeichen innerparteilicher Demokratie, die ÖVP sei eben breiter aufgestellt als die SPÖ, wo „nur einer entscheidet“, lautet der Tenor.
Kandidaten – zart oder hart
Tatsächlich stehen zwei ganz unterschiedliche Charaktere zur Wahl. Strobl nimmt sich kein Blatt vor den Mund und geht keinem Konflikt aus dem Weg.
Für die Landes-SPÖ ist der frühere Fußball-Referee nicht erst ein rotes Tuch, seit er das Land vor Gericht zur Zahlung von fast 120.000 Euro für die Mitbenützung des Ortskanals gezwungen hat. Seit drei Monaten sitzt der Ollersdorfer auch im Landtag – ein Vorteil gegenüber Zarits.
Zugang zur Kanzlerpartei
Der frühere Zagersdorfer Vizebürgermeister hat bis zur nächsten Landtagswahl 2030 keine Möglichkeit, vom Nationalrat in den Landtag zu wechseln. Das sei überhaupt kein Nachteil, meint Zarits, der von Kollegen im Hohen Haus als „harmoniebedürftig“ beschrieben wird.
In jeder Landtagssitzung stünden Entschließungsanträge an die Bundesregierung auf der Tagesordnung. Als einziger ÖVP-Nationalrat aus dem Burgenland habe er exklusiven Zugang zur Kanzlerpartei, meint der 44-Jährige.
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