Dass der 44-Jährige, der die vergangenen fünf Jahre im EU-Parlament verbrachte, nach der historischen Wahlschlappe noch im Amt ist, verstehen nicht alle. Entscheidungsträger erzählen von teils ratlosen, teils erzürnten Anrufen von Funktionären.
Dass Sagartz, der in seinem Wahlkreis das Grundmandat verfehlt hat, nach dem Parteivorstand am Montag meinte, dieser habe ihm einstimmig mit einer Enthaltung das Vertrauen ausgesprochen und mit Vorgesprächen über eine etwaige Koalition mit Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) betraut, sorgte in Teilen des Vorstands für Unmut.
Man habe Sagartz bloß mit der Führung des Vorgesprächs betraut, heißt es.
Tatsächlich scheint das Gespräch mit Doskozil entscheidend für das politische Schicksal des ÖVP-Chefs. Gelingt es Sagartz, die Volkspartei wieder in die Landesregierung zu führen, könnte er bleiben.
Ansonsten werde „alles hinterfragt“, erfuhr der KURIER aus Parteikreisen. Sagartz könnte dann sogar auf sein Landesmandat zugunsten von Melanie Eckhardt verzichten.
Wer könnte Sagartz an der Spitze folgen? Sein Vorgänger. Der seit 2011 amtierende Eisenstädter Bürgermeister und Österreichs Städtebund-Vizepräsident Steiner (57) ist der einzige, der in der ÖVP genannt wird, und neben den Kammerpräsidenten Niki Berlakovich und Andreas Wirth letztes ÖVP-Schwergewicht.
Steiner, so hofft man, könnte Doskozil am ehesten Paroli bieten und ein Gemeindefinanzpaket verhandeln.
Die Gemeinden sind - neben Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer - die einzig verbliebene Machtbasis der Volkspartei. Sie stellt in 68 der 171 Gemeinden den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin, wobei es bei den Kommunalwahlen 2022 schwere Verluste setzte.
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