Oberwart: Am Anfang war das Jugendhaus

Oberwart: Am Anfang war das Jugendhaus
Seit gut 30 Jahren steht das Haus in der Lisztgasse 12 für Widerspruch, Kultur, Frauen und großes Selbstbewusstsein.

Es ist ohne Zweifel ein Haus des Widerspruchs, das Offene Haus Oberwart. Widerspruch gegen den Mainstream, gegen politische Bequemlichkeit, wider das Verdrängen der Roma und der Geschichte und wider eine sich vereinnahmen lassende Kunst. Seit gut 30 Jahren. Und seit dieser Zeit begleitet der Künstler Peter Wagner das Haus, jetzt auch als Obmann.
"Begonnen hat es 1980 mit dem Jugendhaus Oberwart, Auftakt war die Aktion ,Ausnahmsweise Oberwart'. Damals wurde der Verein gegründet. Fred Sinowatz war Minister, Gerald Mader für die Kultur im Burgenland zuständig und Evelyn Messner hat uns als Direktorin der HBLA unterstützt", erinnert sich Peter Wagner.

Saal 

Man suchte eine Bleibe und fand sie in der Lisztgasse. Das Haus hatte einen Saal und eine Bühne und war daher geeignet. Unterstützung und Geld gab es von der Politik. Man setzte sich mit Themen wie der NS-Vergangenheit, der Lage der Frau, der Fristenlösung ebenso wie mit Kunst und Musik auseinander.

Die Widerstände waren aber auch enorm. Das Jugendhaus wurde als Treffpunkt von "Gesindel und Giftlern" denunziert, weiß Wagner. Es gab Betreuer, die damit nichts am Hut hatten, wie Arno Truger, Leo Bauer oder Renate Holpfer. Aber das änderte nichts am Image. Bei Konzerten beschwerten sich die Menschen aus der Umgebung über den Lärm. Zu den Konzerten kamen aber auch bis zu 700 Besucher. Schließlich ist das Jugendhaus Ende der 1980er fast entschlafen.

1987 tauchte dann ein junger Arbeitsmarktbetreuer namens Horst Horvath auf, der hier ein Sozial- und Renovierungsprojekt startete. Wagner: "Ich habe das gemerkt, weil mein ganzes Werkzeug sich plötzlich im Haus, das nun Offenes Haus hieß, befand. 1989 erfolgte dann die offizielle Eröffnung. Es war eine sehr aktive Zeit. Etwa die Ausstellung ,Naziherrschaft und was uns davon blieb'".

"Für mich war das eine großartige Zeit, Projekte mit gesellschaftlichem Bezug künstlerisch umzusetzen", resümiert Horst Horvath, der von 1987 bis 1999 Obmann des Hauses war.

Für Peter Wagner liegt die Zukunft und die Stärke des Hauses in der inneren Kraft sowie den vielen Unterstützern: "Eine der Stärken des Hauses ist es, dass wir regionale Themen aufgreifen, die überregionale Gültigkeit haben. Wie etwa die Ermordung der jüdischen ungarischen Zwangsarbeiter in Rechnitz. 2012 werden wir uns beispielsweise intensiv mit Oberwart auseinandersetzen. Genaueres will ich aber jetzt noch nicht sagen", macht Wagner neugierig.

Finanzen: "Es ist ein ständiges Arbeiten am Limit"
Das Verhältnis zu Bund, Land und Gemeinde ist ein sehr korrektes, wobei die Liebe zum Bund ein wenig inniger ist als die zum Land". So beschreibt Wagner die Beziehungen. Das Verhältnis zu Kultur-Landesrat Helmut Bieler, SPÖ, sei ein schwieriges. Wagner: "Landeshauptmann Hans Niessl ist der erste Landeschef, bei dem ich keinen Termin bekomme. Bei seinen Vorgängern war das kein Problem."

Ein wichtiger Geldgeber ist die Gemeinde, die ihre Subventionen wegen der Finanzaffäre kürzen musste. Wenn man statt 30.000 Euro nur noch 22.500 erhalte, tue das weh und erschwere den Betrieb. Es sei ein ständiges Arbeiten am Limit der finanziellen und menschlichen Kapazitäten. Der Betrieb sei nur unter rudimentärsten Bedingungen aufrechtzuerhalten, bilanziert der Obmann. Autonomie bedeutet ständige Unsicherheit, ein ewiges Prekariat. "Aber ich will nicht jammern sondern arbeiten."

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