Warum Norbert Hofer nicht mehr fliegt und was ihn mit Doskozil verbindet

Nicht einmal Norbert Hofers katastrophaler Absturz mit dem Paragleitschirm im Jahr 2003 änderte etwas an seiner Begeisterung fürs Fliegen. Auch wenn er danach mehr auf Technik statt auf Thermik vertraute.
Nach der Privatpilotenlizenz und der Flugberechtigung für mehrmotorige Flugzeuge erwarb der frühere Überflieger der Blauen zuletzt auch noch den Kunstflugschein und vollführte Loopings und Rollen. Die Fliegerei gab ihm das Gefühl, „jeder Herausforderung gewachsen zu sein“, schrieb Hofer noch vor wenigen Monaten in seinem Lebensratgeber „Aus der Krise zum Triumph“.
Aber jetzt bleibt Hofer lieber am Boden.
Der KURIER fragt ihn in seinem Heimatort Pinkafeld nach den Gründen. Im vergangenen Sommer sei seine Mutter gestorben, im Herbst war die Nationalratswahl zu schlagen, im Jänner ging er als Spitzenkandidat in die Landtagswahl im Burgenland. „Ich habe zuletzt immer weniger Zeit fürs Fliegen gefunden und irgendwann gemerkt, dass es mir gar nicht so stark abgeht“.
Außerdem sei er als Politiker ohnehin selten zu Hause, da wollte er nicht auch noch viel Zeit in ein familienfernes Hobby stecken. Seine Frau Verena fliegt von Haus aus nicht gerne, nach anfänglicher Begeisterung hat auch Hofers jüngste Tochter Anna-Sophie die Freude daran verloren.
Wahl zwischen 2 Wahlen
Statt nach oben zieht es den Politiker mittlerweile hinaus aufs Meer. Im Sommer habe er sich einen Katamaran ausgeborgt und sei damit samt Familie und Freunden vor der kroatischen Küste geschippert.
Überhaupt scheint Hofer die Prioritäten seit seiner Rückkehr ins Burgenland neu zu ordnen. 2027 wird er bei der Kommunalwahl nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren, stattdessen könnte Tochter Anna-Sophie, Altenpflegerin in Pinkafeld, erstmals in den Gemeinderat einziehen. Kandidieren will sie jedenfalls. Derzeit stellen die Freiheitlichen nur zwei der 25 Mandatare – nicht berauschend für den Heimatort eines der prominentesten blauen Politiker Österreichs.
Seine Prominenz verdankt der 54-Jährige der verlorenen Bundespräsidentschaftswahl 2016 – bei der Stichwahlwiederholung erreichte Hofer im Burgenland mit 58,1 Prozent sein bestes Länderergebnis. Seither, so scheint‘s, hat Hofer eine Rechnung offen und mehrmals durchblicken lassen, es noch einmal versuchen zu wollen.
Rot-blaue Feindschaft
Und jetzt? Es „ist nicht mein Plan“ 2028 anzutreten, sagt Hofer. Er lässt sich aber ein Hintertürchen offen, man könne das „nicht völlig ausschließen“. Über die Frage, ob er lieber Bundespräsident oder Landeshauptmann (2030 wird gewählt) wäre, denkt Hofer kurz nach: „Landeshauptmann“ – in dieser Funktion könne man viel mehr umsetzen, das Staatsoberhaupt übe sich in Diplomatie.
Wenn der Blaue in fünf Jahren Landeshauptmann werden will, träfe er abermals auf SPÖ-Amtsinhaber Hans Peter Doskozil, der schon jetzt, kurz nach der jüngsten Wahl, verkündet hat, 2030 wieder anzutreten. Das hält Hofer für einen „Fehler“. Dadurch habe Doskozil die Diskussion um seine Person erst recht befeuert und offenbart, dass es in der SPÖ ein „Problem“ gebe. Doskozil sei „doch nicht so ein guter Stratege, wie immer behauptet“.
Galt das Verhältnis zwischen beiden, deren Heimatorte nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen, jahrelang als exzellent, könnte es aktuell schlechter kaum sein. Hofer verzeiht Doskozil nicht, dass dieser den 2016 mit öffentlichen Geldern errichteten Zaun um Hofers Privathaus wieder ausgegraben hat, um zu begründen, warum es im Burgenland Rot-Grün statt Rot-Blau wurde. Die FPÖ schonte Doskozil aber auch davor nicht. Hofer sieht in der SPÖ abseits Doskozils „viele vernünftige Kräfte – hundertprozentig“. Nicht dazu zählt er den SPÖ-Bundeschef und Vizekanzler. Hofer: Von (Andreas) „Babler halte ich nichts“.
Doch noch eine Gemeinsamkeit mit Doskozil.
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