„Nickelsstadt, das größte Dorf der Welt“

„Nickelsstadt, das größte Dorf der Welt“
220.000 Fans rockten die Pannonia Fields. Veranstalter und Einsatzkräfte zollen dem Publikum Lob.

Vier Tage Hitze und Staub, aber nach Hause wollte niemand. In der Nacht auf Montag ging nach dem Auftritt des Punk-Trios „Die Ärzte“ im nordburgenländischen Nickelsdorf das 15. Nova Rock Festivals zu Ende. „Nickelsstadt, das größte Dorf der Welt“, scherzte Frontmann Farin und spielte dabei auf die Menge an Fans an, die sich auf den Pannonia Fields in der 1800-Einwohner-Gemeinde versammelt hatten.

„Es war ein gutes Festival. Die Stimmung war super“, sagt der 24-jährige Julian, als er sich auf die Heimreise nach Wien machte. Am Montagvormittag reisten die letzten Besucher ab.

"Eine ganz eigene Welt"

220.000 Musikfans haben in der pannonischen Steppe von Donnerstag an gefeiert. Dort, wo sonst nur Felder sind, ist für ein paar Tage „eine ganz eigene Welt“ entstanden, wie eine Besucherin aus Wien sagt. Auf dem 150 Hektar großen Festivalgelände standen Zelte dicht aneinandergereiht, 78 Bands auf vier Bühnen heizten dem Publikum ordentlich ein. Zur Abkühlung gab es Dusch-Camps, die Besucher versuchten es auch mit einer Menge Dosenbier.

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Nickelsdorfs Bürgermeister Zapfl mit Veranstalter Tatar

„Nahezu perfekt“

Nova-Rock-Intendant Ewald Tatar zeigt sich am Montag im KURIER-Gespräch zufrieden: „Das Festival ist sehr nahe an dem gelegen, wie ich das immer haben wollte.“ Kleinigkeiten gebe es immer zu verbessern, ab Herbst werde es diesbezügliche Gespräche geben.

Ein positives Resümee ziehen auch die Einsatzkräfte im Hinblick auf die „disziplinierten“ Besucher. „Außer einigen wenigen strafrechtlichen Anzeigen und mehreren Verkehrsdelikten gab es keine aufsehenerregenden Straftaten oder Zwischenfälle“, sagt der polizeiliche Einsatzleiter, Bernhard Griensteidl.

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Festival-Organisator Tatar ist zufrieden

Polizeibilanz

250 Beamte standen im Einsatz. 1500 Fahrzeuglenker wurden kontrolliert. 13 Alko- und elf Drogenlenkern wurde der Führerschein entzogen. 162 Anzeigen wegen Diebstahls wurden erstattet.

Festgenommen wurde auch ein Pärchen, das laut Polizei am Festivalgelände einen "regen Suchmittelhandel" betrieben hat. Ein 26-jähriger ungarischer Staatsbürger und seine 20-jährige Freundin, sie ist mongolische Staatsbürgerin, sollen die Festivalbesucher mit diversen Drogen "bedient" haben. Die beiden wurden von den Beamten auf frischer Tat ertappt, bei den Verdächtigen wurden 66 Stück Ectasy-Tabletten sowie rund 20 Gramm Speed sichergestellt. Das Paar wurde auf freiem Fuß angezeigt.

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Das Rote Kreuz war im Dauereinsatz

Rekordeinsatz für Rotes Kreuz

Im Dauereinsatz waren die Mitarbeiter des Roten Kreuzes mit bis zu 120 Sanitätern und 12 Ärzten. „Wir haben heuer einen neuen Versorgungsrekord“, sagt Sprecher Tobias Mindler. 3.367 Patientenbehandlungen hat es gegeben – um 1.400 mehr als im Vorjahr. Grund dafür waren vor allem Kreislaufprobleme und Dehydration aufgrund der Hitze.

Rosen streut Bürgermeister Gerhard Zapfl (SP) den Besuchern. „Es ist alles so friedlich abgelaufen, auch der Müll ist heuer viel weniger als in den Vorjahren.“ Wer 2020 beim „Nova“ ein Zimmer in Nickelsdorf möchte, ist zu spät dran: „Es ist alles ausgebucht“, sagt Zapfl.

Während die Letzten abreisen, startet der Vorverkauf

„Nur die Harten kommen durch“, hieß es zum Start des Nova Rock im Jahr 2005.  Schlamm, tiefe Temperaturen und starker Wind prägten das erste  Festival. Das  Festival stand kurz vor dem Abbruch, bis Veranstalter Ewald Tatar die Idee kam, das Gelände mit  Stroh auszulegen, um die aufgeweichte Erde  abzudecken. Pro Tag wurden  damals 30.000 Besucher gezählt.
Extreme Hitze und  dürre Steppenlandschaft gab es dagegen heuer. Wasserwagen waren  am Festivalgelände unterwegs, um den staubtrockenen Boden mit Wasser zu benetzten. Vier Bühnen und 220.000 Besucher – so lautet die Bilanz für das Nova Rock  Festival 2019.

Wettererprobt

„Wir wurden im Laufe der Jahre wettererprobt“, sagt Sabine, die  seit zehn Jahren aufs „Nova“ kommt.  Im Gepäck hat sie  alles, von der Regenjacke bis zum Sonnenhut.
Das Nova Rock ist  mittlerweile das größte  Rockfestival Österreichs und  hat sich  längst über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. 35 Prozent der Tickets  wurden  heuer  nach Deutschland verkauft, das ist ein Plus  von zehn bis zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Während derzeit noch die Aufräumarbeiten auf den Pannonia Fields im Gange sind, hat bei den abreisenden Festivalbesuchern schon die Vorfreude auf das kommende Jahr  eingesetzt: Der Ticketverkauf für das nächste Nova Rock hat wenige Stunden nach dem Ende  des vergangenen Festivals  begonnen: Für 11. bis 13. Juli 2020 können „Early Birds“ schon jetzt ihre Tickets erstehen.  Die Bands  stehen noch nicht fest. „Das ist noch alles in Verhandlung“, sagt Tatar.
 

„Ein Markenzeichen“

Fix ist jedenfalls, dass das Nova Rock weitere sieben Jahre im Burgenland bleiben wird. Vor Kurzem verkündeten Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und Organisator  Tatar die Verlängerung des Festivals bis 2026. „Das Nova Rock ist für das Burgenland ein Markenzeichen, es bringt das Burgenland in die ganze Welt“, betonte Doskozil.   

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NOVA ROCK 2019: BESUCHER / CAMPINGPLATZ

Abkühlung suchten sich die Besucher bei kühlen Getränken

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NOVA ROCK 2019: BESUCHER / CAMPINGPLATZ

Auch die Wasserstellen sorgten für Abkühlung

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Das Rote Kreuz musste Patienten wegen Kreislaufproblemen behandeln

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Die Sanitäter versorgten auch Kopfwunden

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Bei den Zelten sammelte sich Müll, der von den Besuchern großteils aber entsorgt wurde

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