Nach 6,5 Jahren wird Juwelierraub gesühnt

Nach 6,5 Jahren wird Juwelierraub gesühnt
Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt klagt den Serben Ilija B. wegen des Überfalls auf den Juwelier Hohensteiner an.

Ich bin froh, wenn das Ganze endlich ein Ende findet“, sagt Helga Hohensteiner. 2353 Tage nach dem Überfall auf den Juwelier in der Eisenstädter Fußgängerzone (siehe Zusatzbericht) muss sich einer der drei Tatverdächtigen, der Serbe Ilija B., am 7. und 8. Mai vor Gericht verantworten. Bei Hohensteiner ist der Alltag eingekehrt. „Uns geht es gut. Aber Bernd Riedl geht es gar nicht gut. Für ihn ist es wichtig, dass er sieht, er wurde nicht vergessen und der Täter nun endlich zur Verantwortung gezogen wird“, sagt Hohensteiner.

Der Anklage des 27-jährigen Serben gingen Ermittlungsarbeiten des Landeskriminalamtes Burgenland voraus, die an Akribie kaum zu übertreffen sind. Die Daten umfassen 160.000 A 4-Seiten.

 

Chronologie

Die Kriminalisten finden heraus, dass der Angeklagte Mitglied einer europaweit operierenden kriminellen Vereinigung aus Serbien und Montenegro ist, die sich auf Blitzüberfälle auf Juweliere spezialisiert hat. Zahlreiche Raube in Deutschland gehen auf das Konto der Bande, die immer nach dem selben Muster vorgeht.

Für die Überfälle werden PS-starke Audis gestohlen und vom Angeklagten als Fluchtfahrzeuge präpariert. So auch jener Audi S8 mit dem Ilija B. und Milan M. jedoch noch vor dem Raubüberfall auf der A 23 verunfallen. Sie flüchteten vom Unfallort. M. wird wenige Tage später verhaftet und fällt für den Raub aus. Darko K. reist als Ersatzmann ein.

Im Zuge der Ermittlungen nach dem Hohensteiner-Coup nimmt die Kripo das Unfallauto von Ilija B. nochmals unter die Lupe und landet einen Volltreffer: Sie findet einen einzigen, aber entscheidenden Fingerabdruck , der dem inhaftierten Milan M. zugeordnet werden kann. Damit hantelt sie sich weiter bis das Kriminalpuzzle gelöst ist: Am 18. Dezember 2006 wird das Trio von der serbischen Polizei verhaftet, jedoch am nächsten Tag wieder freigelassen.

Erst im Mai 2008 gelingt es, Ilija B. in Hamburg erneut zu verhaften. Am Landgericht Hagen fasst er 6,5 Jahre Haft aus. Im September 2011 wird er nach Österreich ausgeliefert. Seither schweigt er ebenso beharrlich wie sein Verteidiger Rudolf Mayer, der zum bevorstehenden Prozess nur „kein Kommentar“ sagt.

Ilija B. muss sich wegen schweren Raubes, Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen und schweren Diebstahls im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vor dem Geschworenengericht unter Vorsitz von Richter Wolfgang Rauter verantworten. Im drohen weitere neun Jahre Haft.

Mitten ins Gesicht geschossen

Bernd Riedl arbeitet als Uhrmacher bei Hohensteiner als – laut Anklage – Ilija B. gemeinsam mit Slavko P. und Darko K. am 28. November 2005 gegen 16 Uhr das Juweliergeschäft stürmt. Während Ilija B. Helga Hohensteiner mit einer Faustfeuerwaffe bedroht, zerschlagen die Mittäter die Glasvitrinen und rauben hochwertige Uhren im Gesamtwert von 440.000 Euro. Riedl, der sich im hinteren Teil des Gebäudes befindet, bekommt die lautstarke Auseinandersetzung zwischen seiner Chefin und dem Serben mit und löst den akustischen Alarm aus. Das Trio tritt daraufhin überhastet die Flucht an. Der junge Uhrmacher verfolgt die Räuber und erfasst Slavko P., als dieser ins Fluchtfahrzeug steigen will. P. schießt Riedl aus kürzester Entfernung in den Mund. Das Trio flüchtet. Der Uhrmacher überlebt schwerst verletzt und ist seither ein Pflegefall.

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