Musical-Aufsteiger Florian Resetarits: "Mörbisch würde mich schon reizen"

Florian Resetarits (31) erobert gerade die Musicalbühnen
Der 31-jährige Güssinger ist beim "Tanz der Vampire" in Wien einer der Publikumslieblinge.

Feuerwehrmann, Polizist oder Pilot? Nicht einmal als sechsjähriger Knirps hat Florian Resetarits von dieser beruflichen Dreifaltigkeit vieler Buben geträumt: "Ich habe immer gewusst, dass ich auf der Bühne stehen will. Zu spielen und Figuren zu verkörpern, macht mir seit jeher Spaß", erzählt der 31-jährige Güssinger, der im Musical "Tanz der Vampire" im Wiener Ronacher in der Rolle des Koukol reüssiert. Dass Resetarits in der Jubiläumsproduktion der Vereinigten Bühnen Wien mitwirken kann, erfüllt ihn mit besonderem Stolz. Vor zwei Jahrzehnten saß er bei der Wiener Uraufführung von "Tanz der Vampire" selbst im Publikum.

Jetzt sitzt Resetarits vor jeder Vorstellung fast eine Dreiviertelstunde in der Maske, um sich in den buckligen Diener des Grafen von Krolock zu verwandeln – ein Geduldsspiel. Auf der Bühne kommt Koukol kaum zur Ruhe. Die gebückte Haltung und das rasante Tempo der Figur verlangen dem 1,90 Meter großen Resetarits körperlich alles ab, zumal Koukol "keine Grenzen" kennt und sich auch im Publikumsraum tummelt. Dass Koukol mehr grunzt als spricht, wird durch die körperliche Präsenz mehr als wettgemacht. Und dem Publikum gefällt’s, der "Bucklige" wurde zum Liebling erkoren.

Dieses Gefühl ist Resetarits seit der Kindheit vertraut, als er in einem von seiner Mutter Marianne Resetarits und Josef Naray in Güssing gegründeten Kinderchor erste Bühnenerfahrung sammelte. Später übernahm er Rollen bei Musical Güssing, das von seiner Mutter geleitet wird und zu dessen fixem Ensemble Florian ebenso gehört wie Vater Kurt Resetarits. Den Satz: "Bua, lern was G‘scheits", musste der Sohn von seinem chefärztlichen Vater nie hören. Resetarits junior: "Ich wurde von Kindesbeinen an sehr gefördert".

Wiewohl: Der schlaksige Burgenländer hat ohnehin was "G‘scheits" gelernt und sein Künstlerdasein auf ein solides Fundament gestellt. Die musikalische Ausbildung absolvierte der Bariton an der MUK (Musik und Kunst) Privatuniversität der Stadt Wien. Seit 2011 ist er Meisterschüler von Kammersängerin Renate Holm, 2017 schloss er ein weiteres Studium ab – Arts Education.

Einer aus 1200

Ein Aufwand, der sich offenbar gelohnt hat, beim Casting für "Tanz der Vampire" war der Güssinger bei den 30, die sich unter 1200 Kandidaten durchsetzen konnten. Und nach der Dernière am 27. Juni 2018 hat Resetarits schon das nächste Engagement in der Tasche, in Baden spielt er im Musical rund um das Gangsterpärchen "Bonny und Clyde".

Dabei sei es "wahnsinnig schwierig" zu Rollen zu kommen, man müsse sich auf einem europäischen Markt behaupten. Auf der Besetzungsliste von "Tanz der Vampire" fänden sich Künstler aus sechs Nationen. Resetarits: "Um sich in diesem Metier zu behaupten, musst du den Job wirklich wollen" – und breit aufgestellt sein. Er vertraue auf seine "schauspielerische Qualität" und "sehr sichere Gesangstechnik", sagt der Burgenländer, während der Tanz derzeit eher noch ein "Schwachpunkt" sei.

Apropos schauspielerische Qualität: Kann sich der großgewachsene Musicaldarsteller auch einen Ausflug auf klassische Bühnen des Sprechtheaters vorstellen? "Wenn ein Angebot des Burgtheaters kommt, würde ich nicht nein sagen", antwortet Resetarits mit einem Lachen.

Thematisch und geografisch naheliegender ist vorerst aber die Seebühne in Mörbisch: Ein Auftritt im Mekka der Operette "würde mich schon reizen", räumt der Bariton ein, "das ist für jeden Künstler etwas ganz Besonderes". Dann würden wohl auch die Eltern zur Premiere nach Mörbisch kommen, beim "Tanz der Vampire" waren sie entschuldigt – weil sie in Güssing selbst auf der Bühne standen.

Musical-Aufsteiger Florian Resetarits: "Mörbisch würde mich schon reizen"
Fast eine Dreiviertelstunde dauert es, bis Florian Resetarits im „Tanz der Vampire“ zum  buckligen Koukol   wird

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