Mordfall Nickelsdorf: "Es war eine Verzweiflungstat"

Mordfall Nickelsdorf: "Es war eine Verzweiflungstat"
Der Verdächtige Agustin S. hat ein Geständnis abgelegt. Der Prozess soll noch dieses Jahr stattfinden.

Mit einer Eisenstange soll Agustin S. die 72-jährige Lydia D. in seinem Auto getötet haben. Danach habe er die Leiche bei Nickelsdorf in einem Windschutzgürtel deponiert, mit Benzin übergossen und angezündet. Die Feuerwehr fand am 20. Juli 2010 die Leiche der Pensionistin. Am 4. August wurde der heute 59-jährige Agustin S. in Untersuchungshaft genommen, nun legte er ein Geständnis ab, bestätigt sein Strafverteidiger Farid Rifaat im KURIER-Gespräch einen Bericht von News.

Geständnis

Am Montag wurden Zeitungsberichte über ein angebliches Teilgeständnis von Seiten des Strafverteidigers und der Staatsanwaltschaft noch dementiert. Jetzt kam die Bestätigung: Der gebürtige Argentinier, der zuletzt in Niederösterreich lebte, soll die Tat schon vor einiger Zeit gestanden haben. "Es war eine Verzweiflungstat", erklärt Rifaat. Der Verdächtige und Lydia D. seien mit dem Auto auf einer Einkaufstour nach Bratislava unterwegs gewesen. Wegen einer Nichtigkeit kam es zum Streit, der in Handgreiflichkeiten überging. "Es war eine schreckliche Situation, die Frau ist immer hysterischer geworden und soll Agustin S. auch ins Lenkrad gegriffen haben", erklärt der Strafverteidiger. Dann habe sein Mandant einmal mit der Lenkradstange, die als Diebstahlsicherung dient, zugeschlagen. "Wir gehen davon aus, dass dieser Schlag zum Tod geführt hat." Rifaat sieht es als Körperverletzung mit Todesfolge, denn es habe keine Tötungsabsicht bestanden.

In der Verzweiflung habe er die Leiche der Pensionistin aus Wien-Brigittenau in einem Maisfeld bei Nickelsdorf abgelegt und angezündet. "Mit dem Verbrennen der Leiche hat er nur versucht die Tat zu verwischen", erklärt sein Anwalt. Seinem Mandanten gehe es nach dem Geständnis besser. "Es ist ihm eine Last abgefallen."

Bei der Staatsanwaltschaft Eisenstadt ist am Mittwoch das Verhörprotokoll eingetroffen, bestätigt Chefstaatsanwalt Wolfgang Swoboda. Es sei jedoch kein formales Schuldeingeständnis, wie man es aus amerikanischen Filmen kenne. Der Hauptverdächtige habe nur einen Streit und Handgreiflichkeiten zugestanden. "Die Anklage wird im Frühherbst fertig sein und mit einer Hauptverhandlung ist noch in diesem Jahr zu rechnen", erklärt Swoboda.

Zunächst hatte die Polizei die Identität der Frauenleiche nicht bestimmen können. Erst Agustin S. selbst brachte damals die Ermittler auf die Spur von Lydia D. - und zugleich auf seine eigene. Bald darauf - genau vor einem Jahr - wurde der gebürtige Argentinier als dringend tatverdächtig in U-Haft genommen. Die Ermittlungen waren sehr aufwendig. Die Staatsanwaltschaft stellte sich auf einen Indizienprozess ein, da es keine Beweise oder Zeugen gab.

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