Mehr Schüler für die "lehrreiche Geschichte"

Gedenken an die Schüsse von Schattendorf 1927
30. Jänner 1927. Gedenken an ein Schlüsselereignis der Ersten Republik in der Grenzgemeinde.

Eine kleine, aber hochkarätige Runde rund um Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP), SPÖ-Staatssekretärin Muna Duzdar, Ex-Minister Josef Ostermayer und Landtagspräsident Christian Illedits versammelte sich Montagnachmittag bei eisiger Kälte am Rande des Schattendorfer Friedhofs, um eines Schlüsseldatums der Ersten Republik zu gedenken: Am 30. Jänner 1927 starben der 34-jährige kriegsinvalide Schutzbündler Matthias Csmarits aus Klingenbach und der Schattendorfer Schüler Josef Grössing im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen Republikanischem Schutzbund und Frontkämpfervereinigung.

Die rechten Frontkämpfer hatten an diesem Sonntag vor 90 Jahren eine Versammlung just im schon damals roten Schattendorf angesetzt, der linke Schutzbund verstand das als Provokation. Das bis heute nachwirkende Unglück nahm seinen Lauf, als die zahlenmäßig deutlich überlegenen Schutzbündler das Feld eigentlich schon behauptet hatten. "In wilder Panik" – so schrieb es der Historiker Gerald Schlag im Sammelband "Aufbruch an der Grenze" – schossen drei Frontkämpfer auf die Straße und töteten Csmarits und Grössing, dessen Großneffe Ostermayer ist. Im Juli 1927 wurden die Schützen in Wien freigesprochen, aufgebrachte Demonstranten zündeten den Justizpalast an, die Polizei erhielt Schießerlaubnis – 90 Menschen starben. Die manifest gewordene Unversöhnlichkeit der politischen Lager führte schnurstracks in den Bürgerkrieg. Die "lehrreiche Geschichte von Schattendorf" sollte immer mehr Schüler bekommen, sagte Brandstetter in Abwandlung eines Zitats von Ingeborg Bachmann.

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