MKS: 5. Ausbruch in Ungarn, 874 Tiere verscharrt, Grundwasser sicher

MAUL- UND KLAUENSEUCHE: SITUATION AM GRENZÜBERGANG KLINGENBACH-SOPRON
Gruben mit Tierkadavern nahe Nikitsch, fehlende Informationen an Gemeinden – die Maul- und Klauenseuche sorgt erneut für Aufsehen im Grenzgebiet.

Der jüngste Fall der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Ungarn sorgt erneut für Alarmstimmung in der burgenländischen Grenzregion. Wie das ungarische Landwirtschaftsministerium und das Land Burgenland bestätigen, wurde in Rábapordány, südlich der bisherigen Ausbruchsorte, ein Milchkuhbetrieb mit 874 Tieren betroffen. 

Die Tiere wurden in der Nacht auf Karfreitag gekeult und in einem Gelände bei Pereszteg verscharrt – nur wenige Kilometer von Deutschkreutz entfernt.

Der ungarische Landwirtschaftsminister Istvan Nagy bestätigte via Facebook: "875 Rinder mussten im Zusammenhang mit der Maul- und Klauenseuche geschlachtet werden." Die Maßnahme soll der Eindämmung des hochansteckenden Virus dienen.

Für besondere Brisanz sorgte, dass die burgenländischen Behörden im Vorfeld nicht informiert wurden. Bürger vor Ort in Ungarn bemerkten Lkw-Transporte mit Tierkadavern in der Nacht – die Polizei stoppte die Fahrzeuge, Proteste hielten auch am Freitagvormittag an - berichtete die Krone online.

Laut Angaben von Demonstranten sollen insgesamt bis zu 6.000 Kadaver nach Pereszteg gebracht werden. 

Burgenlands Landesrat Heinrich Dorner kritisierte die ungarischen Behörden und beruhigte: „Die Bevölkerung kann sich darauf verlassen, dass Einwirkungen auf unser Grundwasser ausgeschlossen werden.“

Das Land Burgenland ließ umgehend prüfen, ob Gefahr für das österreichische Grundwasser besteht. Erste Einschätzungen geben Entwarnung: Die Kadaver wurden laut ungarischen Angaben auf lehmigem Untergrund in einer ehemaligen Sandgrube deponiert. 

Der Grundwasserspiegel liegt in rund 30 Metern Tiefe. Die Behörde habe auch die Annahme der burgenländischen Sachverständigen bestätigt, dass die Fließrichtung des Grundwassers von Nordwesten nach Südosten verläuft. Deshalb sei derzeit von keiner unmittelbaren Gefährdung des Grundwassers in Österreich auszugehen. Die weiteren Details werden in den nächsten Tagen mit ungarischen Fachkollegen abgeklärt, berichtete das Landesmedienservice.

Um auch weiterhin eine Übertragung des MKS-Virus durch verunreinigtes Grundwasser aus Ungarn ausschließen zu können, wurden Amtssachverständige des Hauptreferats Wasserwirtschaft im Amt der Burgenländischen Landesregierung beigezogen. Sie sollen prüfen, ob eine Verschlechterung des Grundwasserzustandes auf österreichischem Gebiet auszuschließen ist, hieß es weiters.

In Reaktion auf den fünften MKS-Ausbruch wurde das Sperrgebiet in Ungarn erneut ausgeweitet. Betroffen sind nun unter anderem die Orte Pápoc, Nick und Répcelak im Komitat Vas sowie der Distrikt Pápa im Komitat Veszprém. Von dort dürfen weder Tiere noch tierische Produkte ins Ausland verbracht werden.

Rückblick auf den MKS-Ausbruch 1973

  • In Europa treten nur sporadische Ausbrüche wie aktuell auf. Das war etwa in Großbritannien 2007 und 2001/2002 der Fall. Neuseeland blieb bisher als einzige Region in der Welt (wo es Rinder, Schweine und andere potenzielle Opfer gibt) von dem Virus verschont. 
  • Eine prophylaktische Impfung ist laut AGES in der EU verboten. Laut Europäischer Kommission ist die Impfung „in der EU 1991 eingestellt worden, weil die MKS mit Erfolg getilgt worden war“. Damit habe man Geld eingespart „und es wurde Gemeinschaftserzeugern ermöglicht, in Länder zu exportieren, die nur Einfuhren aus MKS-freien Ländern zulassen, die keinerlei Impfpolitik betreiben.“ 
  • Der bisher letzte Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Österreich geschah im Jahr 1981. Es waren aber nur einzelne Tiere in Niederösterreich betroffen. Die Verbreitung wurde rasch gestoppt.
  • Dramatisch war die Situation jedoch 1973. Über Monate hinweg grassierte die Seuche damals in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland. Über 1.600 Gehöfte waren betroffen, etwa 4.500 Rinder, über 75.000 Schweine, 245 Ziegen, 25 Schafe und ein Lama wurden gekeult. Rund um die Ortschaften wurden „Seuchenteppiche“ mit Desinfektionsmittel ausgelegt, die man überschreiten und -fahren musste, um die Viren nicht weiter zu verschleppen.
  • Belegt ist außerdem ein Ausbruch im September 1952 in Fischamend (damals ein Teil von Groß-Wien, heute in Niederösterreich). Es waren aber nur Rinder aus acht Höfen betroffen, und die Situation wurde rasch unter Kontrolle gebracht. 

Die burgenländischen Behörden stehen laut Aussendung mit dem Gesundheitsministerium und ungarischen Stellen in Kontakt. Auch im Rahmen der grenzüberschreitenden Gewässerkommission will man auf umfassende Kooperation drängen.

Schon bei der ersten Grube bei Nickelsdorf war die Bevölkerung verunsichert. Die Behörden betonten jedoch, dass das Grundwasser nicht gefährdet sei. Die Entwicklung zeigt: Die Lage bleibt angespannt – auf beiden Seiten der Grenze.

Im Burgenland sind aktuell 21 kleine Grenzübergänge gänzlich gesperrt. An den größeren im Nordburgenland, wie etwa jenem in Nickelsdorf, sind Seuchenteppiche ausgelegt. Die bestehenden Maßnahmen und etwaige Änderungen aufgrund der neuen Situation werden laufend evaluiert, hieß es auf APA-Anfrage.

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