Mariasdorf: Die kleine Großgemeinde
Das Geschäft läuft. Im Minutentakt kommen Autos zum Tanken, Leute holen Post ab, im Café laufen die Bestellungen und im erst vor Kurzem erweiterten A&O Markt wird eingekauft. Tanja Stöckl hat sich in den letzten elf Jahren mit viel Fleiß und Einsatz ihr Geschäft an der Bundesstraße 50 in Mariasdorf aufgebaut. Täglich von 6 bis 21 Uhr geöffnet.
"Ohne vollen Einsatz wäre das nicht möglich gewesen", sagt die Unternehmerin, die auch Postpartnerin ist. Einsatz ist auch von der kleinen Großgemeinde Mariasdorf gefordert. Denn der Ort besteht aus fünf Ortsteilen: Mariasdorf, Neustift bei Schlaining, Bergwerk, Grodnau und Tauchen. "Bei uns gibt es alles fast fünf Mal - Friedhof, Feuerwehr, Leichenhalle etc.", sagt Bürgermeister Reinhard Berger, SPÖ. Allein das Wegenetz zu erhalten sei eine Aufgabe, die stark ins Geld geht: "Wir müssen uns nach der Decke strecken und mit dem Geld so sparsam wie möglich umgehen."
Was dem Ortschef, wie vielen seiner Kollegen im Südburgenland besonders weh tut, ist die Regelung mit dem Wiener Parkpickerl. Das bekommt nur, wer sich in Wien hauptmeldet. Daher melden sich vor allem junge Menschen, die in Wien arbeiten oder studieren, in der Bundeshauptstadt an und gehen so der Gemeinde verloren.
Fallend
Derzeit hat Mariasdorf mit den Ortsteilen rund 1200 Einwohner. Tendenz leicht fallend. In den Ortsteilen meist stärker, in Mariasdorf relativ stabil. Das Budget der Gemeinde liegt bei rund 1,6 Millionen Euro.
Wahrzeichen der Gemeinde ist die spätgotische Pfarrkirche "Maria Himmelfahrt". Diese außergewöhnliche Bauwerk ist dem Bergbau zu verdanken, der hier jahrhundertelang die Region prägte. Bis 1967 wurde im Ortsteil Tauchen Braunkohle gefördert, mit einer Materialseilbahn zum Bahnhof Oberschützen transportiert und von dort mit dem Zug zum Fernheizkraftwerk Pinkafeld gebracht.
Heute alles Geschichte. Was geblieben ist, sind die Wohnungen für die Bergleute, die heute der Gemeinde gehören. 55 Gemeindewohnungen hat Mariasdorf.
In der Großgemeinde gibt es zwei Volksschulen und einen Kindergarten mit Nachmittagsbetreuung. In Mariasdorf werden die alten Straßenlampen durch LED-Leuchten ersetzt. "Das geht halt Schritt für Schritt, wie es die finanziellen Möglichkeiten erlauben", sagt der Bürgermeister, der seit 2002 im Amt und auch Amtmann der Gemeinde ist. Ob er 2012 wieder antritt lässt er noch offen. Im Gemeinderat steht es 12 SP, 5 VP und 2 FP.
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