Künstler und Schauspieler
Während die Witwe des erschossenen Mannes Kritik an der Vorgangsweise der Exekutive übt, wurden am Mittwoch neue Ermittlungsergebnisse in dem Fall bekannt. Demnach sahen die Beamten die Frau des erschossenen Künstlers und Schauspielers Erec H., ein deutscher Staatsbürger, in Lebensgefahr.
Der Wiener Rechtsanwalt Nikolaus Rast vertritt jenen 51-jährigen Beamten, der die tödlichen Schüsse abgegeben hat. Wie viele es in der Hitze des Gefechts und im „Todeskampf“ genau waren, kann der Beamte nicht mit Sicherheit sagen, erklärt Rast gegenüber dem KURIER.
➤ Macheten-Angriff im Burgenland: Obduktion angeordnet
Angriff mit Gurkenglas
Die Streife der Polizeiinspektion Neudörfl war nach einem Notruf Freitagnachmittag zu dem Miethaus in Bad Sauerbrunn gerufen worden. Nach Angaben des 51-jährigen Beamten stellte sich die Lage wie folgt dar. „Am versperrten Gartentor stand die Frau, dahinter der Mann laut brüllend mit einer Machete in der einen Hand, in der anderen eine Art Gurkenglas“, schildert Rast.
➤ Mehr lesen: Tödliche Schusswaffeneinsätze der Polizei in Österreich
Als die Polizisten den Mann aufforderten, die Waffe niederzulegen und auf die Straße zu kommen, habe den Beamten „blanker Hass“ entgegen geschlagen. „Der Mann hat das Gurkenglas auf die Polizisten geschleudert und anschließend die Machete auf die Schulter seiner Frau gelegt. Direkt neben die Halsschlagader“, erklärt Rast. Sein Mandant hätte nur einen Gedanken gehabt, und der war die lebensgefährliche Situation so rasch wie möglich zu lösen.
Pfefferspray
Der Kollege des 51-jährigen Polizisten kletterte über einen Erdhaufen auf das unmittelbar daneben liegende Garagendach, das sich aufgrund der Hanglage des Grundstücks auf selber Ebene wie der Garten befindet. Von dort versuchte er den Angreifer, der die Machete in der Hand hatte, mit seinem Pfefferspray außer Gefecht zu setzen. In der Zwischenzeit eilte auch der zweite Polizist - ebenfalls samt Pfefferspray - seinem Kollegen zu Hilfe. Beide versprühten laut eigenen Angaben die gesamte Dose. „Das hilft bei mir nix“, soll Erec H. den Beamten zugerufen haben, bevor er seiner Frau ins Haus nachlief.
Lebensgefahr?
„Es entwickelte sich in der Hitze des Gefechts eine höchst dramatische Situation. Die Polizisten mussten davon ausgehen, dass die Frau in Gefahr ist“, meint der Rechtsanwalt.
Warnschuss in den Boden
Erec H. soll plötzlich aus dem Haus zurück gekommen sein. In einer Hand weiter die Machete, in der anderen eine Heurigenbank. Er soll versucht haben die Bank gegen die Beamten zu schleudern. In dem Moment feuerte der 51-jährige Polizist einen Warnschuss „in den Boden“ ab, gab der Beamte zu Protokoll.
➤ Mehr lesen: Neuer Cobra-Chef: Kämpfer übernimmt die Rolle des Strategen
In dem Gemenge fielen weitere Schüsse. Erec H. brach getroffen zusammen. Laut Obduktion trat der Tod infolge einer Schussverletzung ein, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Eisenstadt Petra Bauer. Wie viele Schüsse genau und aus welcher Position abgegeben wurden, soll nun ein Gutachten klären. Die Staatsanwaltschaft verweist auf die noch laufenden Ermittlungen. Laut dem bisherigen Stand habe am Einsatzort eine massive „Bedrohungslage“ gegen die Frau des mutmaßlichen Täters und zwei Beamte bestanden.
Drogen gefunden
Es liegen Hinweise vor, wonach der 55-jährige Angreifer mit der Machete unter Drogeneinfluss gestanden haben soll. Bei der Hausdurchsuchung wurden Suchtmittel sichergestellt. Ein toxikologisches Gutachten soll klären, ob Erec H. zum Tatzeitpunkt beeinträchtigt war.
Die 60-jährige Witwe des Getöteten kritisiert den Polizeieinsatz scharf. Als Mitglied der Organisation „Encod - European Coalition for Just and Effective Drug Policies“ setzte sich Erec H. seit Jahren für die Legalisierung von Drogen ein. 1993 wurde die Europäische Vereinigung für eine „gerechte und effektive Drogenpolitik“ von diversen NGOs gegründet.
➤ Mehr lesen: Polizeischüsse auf Jugendliche: Anwalt ortet "Stil eines Killerkommandos"
Bei der Tragödie am Freitag soll der 55-Jährige eine Art Psychose gehabt haben. Laut seiner Frau habe er selbst den Notruf gewählt, seinen Geisteszustand beschrieben und vor einem „wilden Affen“ gewarnt. Es hätte keine Polizei benötigt, sondern psychiatrische Hilfe, erklärt die Frau des Erschossenen. Neben den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen werden die internen Untersuchungen vom Landeskriminalamt Wien geführt.
Kommentare