"Licht und Schatten bei der Ernte"
Die Erntearbeiten im Burgenland steuern dem Ende zu. Nur Mais und Zuckerrüben sind vereinzelt noch auf den Feldern zu finden. Für Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Stefan Hautzinger Zeit, um eine erste Bilanz zu ziehen.
"Es war ein durchwachsenes Jahr. Licht und Schatten liegen für die Landwirte dicht beieinander", resümiert Hautzinger im Gespräch mit dem KURIER. Zwei Spätfrostnächte haben wie berichtet für verheerende Schäden gesorgt. Allein im Weinbau hat es wie berichtet in manchen Regionen Komplettausfälle gegeben. Deshalb, erklärt Hautzinger, müsse man im Wein- und Obstbau heuer eine traurige Bilanz ziehen. Bei der österreichischen Hagelversicherung spricht man sogar von einem Rekordjahr – allerdings im negativen Sinn. Österreichweit habe der Frost einen Schaden von 200 Millionen Euro in der Landwirtschaft angerichtet, im Burgenland schlagen sich die Schäden mit 60 Millionen Euro zu Buche, sagt Mario Winkler, Sprecher der Österreichischen Hagelversicherung.
Rekordjahr
"Im Burgenland und in der Steiermark hat es in den vergangenen 50 Jahren keinen so hohen Schaden durch Frost gegeben wie dieses Jahr", sagt Winkler. Während in der Steiermark die Ausfälle nur zu zehn Prozent durch Versicherungen abgedeckt seien, liege die entsprechende Versicherungsquote im Burgenland bei 40 Prozent.
Bisher gebe es nach dem derzeitigen Stand im Weinbau ein Minus von 55 Prozent zu verzeichnen. "Manche Weinbauern haben jetzt Probleme, ihre Kunden zu beliefern", heißt es aus der Landwirtschaftskammer. Genau könne man das Minus aber noch nicht beziffern. Der Grund: Noch bis 15.November haben die Winzer die Möglichkeit, ihre Schadensmeldungen bei der Versicherung einzureichen
Besonders arg getroffen hat es in diesem Jahr die Obstbauern, wie der Präsident des Burgenländischen Obstbauverbandes, Johann Plemenschits erklärt. 80 Prozent der Fläche sein betroffen. "Wir haben im Burgenland auf 560 Hektar Obst angebaut, für 468 Hektar wurden Frostschäden gemeldet." Doch die magere Ernte sei nicht das einzige Problem der Bauern. Auch die Dumpingpreise, zu denen etwa Äpfel in den Supermärkten angeboten werden, machen den Landwirten das Leben schwer. 25 Cent bekommen die Obstbauern für ein Kilo Äpfel im Großhandel.
Besser schaut das Ergebnis hingegen im Ackerbau aus – vor allem was die Menge der eingefahrenen Feldfrüchte betrifft. Josef und Hilde Dorner, haben im mittelburgenländischen Markt St. Martin auf einer Fläche von 50 Hektar Getreide, Erdäpfel und Kürbisse angebaut. Bei der Getreideernte, so der Chef, habe sein Betrieb heuer überdurchschnittlich gut abgeschnitten. "Auch von der Qualität her sind wir sehr zufrieden." Wermutstropfen sei, dass trotz der guten Qualität die Preise stagnieren. Im Vergleich zu den 1980er Jahren hätten sich die Preise für den Qualitätsweizen von damals vier Schilling (0,29 Euro) auf 15 Cent etwa halbiert, erklärt der Landwirt.
Große Nachfrage gibt es – vor allem rund um Halloween – nach den mehr als 100 verschiedenen Kürbissorten, die Familie Dorner Ab-Hof verkauft. Nicht nur für Dekorationszwecke, auch als Zutat für diverse Speisen sei das Gemüse sehr begehrt. Der Frost habe den Kulturen von Familie Dorner nicht geschadet: "Die Erdäpfel waren da noch unter der Erde, die Kürbisse noch nicht gepflanzt."
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