Lebensmittelbetrug: Schwarzen Schafen weltweit auf der Spur

Lebensmittelbetrug: Schwarzen Schafen weltweit auf der Spur
Im burgenländischen Neutal wird Lebensmitttelbetrügern der Kampf angesagt. Die Kunden kommen unter anderem aus China.

Künstliche Aromastoffe im Joghurt statt einer Vanilleschote, Zuckerzusatz im „reinen“ Waldhonig oder Pferdefleisch in der Rindfleischlasagne: Lebensmittelbetrug gewinnt zusehends an Brisanz. „Mit Lebensmittelbetrug wird mittlerweile mehr Geld umgesetzt als mit Waffen- und Drogenhandel weltweit“, sagt Bernd Bodiselitsch.

Vor fünf Jahren hat der gebürtige Steirer in der mittelburgenländischen Gemeinde Neutal sein Labor für Isotopenanalyse gegründet (siehe Zusatzbericht). Die gute Verkehrsanbindung sowie die EU-Förderungen seien zwei wesentliche Gründe für die Standortwahl gewesen, sagt Bodiselitsch. Mittlerweile hat das Unternehmen Kunden aus 20 verschiedenen Ländern, darunter aus der USA, Kanada und China.

„Der chinesische Markt hat dasselbe Problem wie der burgenländische“, sagt Bodiselitsch. Auch in China gebe es eine Mittelschicht, die bereit sei, für heimische Produkte mehr Geld auszugeben. Zum Vergleich: Ein Kilo Kirschen aus der Region wird in China um bis zu 25 Euro gehandelt. Kommt die als Ware jedoch nicht aus heimischen Gefilden, sondern aus dem Ausland, wo sie billiger hergestellt wird, sei das Betrug, der die Konsumenten diesseits und jenseits der Landesgrenzen verärgere. Einen Imageschaden durch sogenannte „Schummelhändler“ befürchteten unlängst auch die Erdbeerproduzenten aus Wiesen. Immer wieder käme es vor, dass Händler die Früchte als heimische Ware anbieten würden, obwohl diese aus dem Ausland käme, sagt Werner Falb-Meixner, Vize-Landwirtschaftskammerpräsident im Burgenland.

Schwarze Schafe

„Auch für uns ist es wichtig, uns vor schwarzen Schafen zu schützen“, sagt Josef Peck vom Österreichischen Branchenverband für Obst und Gemüse. Deshalb werde ein gemeinsames Projekt mit Imprint Analytics angedacht, im Rahmen dessen Stichproben gezogen und so die Herkunft von Obst und Gemüse geprüft werden soll, sagt Peck, der aus dem nordburgenländischen Andau stammt.

Sehr wichtig sei ihm das Netzwerken, sagt Bodiselitsch. Seit 2013 gibt es etwa die Einrichtung eines europäischen Netzwerkes (FFN-Food Fraud Network) durch die EU-Kommission, 28 Staaten sind Mitglied. Schwarzen Schafen können dadurch besser entlarvt werden.

In der Schweiz etwa betrage der Schaden, der durch Lebensmittelbetrug entsteht bis zu drei Milliarden Franken (rund 2,6 Mrd Euro)pro Jahr. Wie hoch der finanzielle Schaden weltweit sei, sei kaum zu beziffern, sagt der Imprint Analytics-Geschäftsführer. Wichtig sei, ständig neue Techniken zu entwickeln, um den Fälschern auf die Schliche zu kommen. „Was an Inhaltsstoffen ausgewiesen werden muss, da sind die Vorgaben noch zu wenig streng.“

Mit Isotopen Schwindel entlarven

Die Imprint Analytics GmbH wurde 2013 gegründet und ist das erste kommerzielle Labor für die Analyse stabiler Isotope in Österreich. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die analytische Absicherung der Herkunft und Authentizität von Produkten und Rohstoffen. Mithilfe verschiedener Methoden wird der Isotopen-Fingerabdruck eines Produkts oder Rohmaterials bestimmt. Dadurch können Rückschlüsse auf den Ursprung gezogen werden. Isotope dienen als Schlüssel zur Herkunftsbestimmung. Es sind natürlich vorkommende Atome eines Elements, die sich in ihrer Anzahl der Neutronen im Kern unterscheiden und daher unterschiedliche Masse aufweisen. Durch Umwelteinflüsse entsteht für jedes Produkt eine natürliche Markierung, der sogenannte „Isotopen-Fingerabdruck“, der im Labor „sichtbar“ gemacht wird. Dadurch ist die Bestimmung des Herkunftsortes des Produktes möglich. Bei Imprint Analytics werden vor allem Lebensmittel, aber auch Pharmazeutika analysiert. Zu den Kunden zählen Handel und Industrie, Produzenten und Zulieferer, sowie Kontrollbehörden und Konsumentenschützer. Als Lebensmittelbetrug wird u.a. die Verfälschung oder Imitation von Lebensmitteln bzw Zutaten oder die bewusste Falschetikettierung bezeichnet, um einen ökonomischen Vorteil zu erlangen.

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