Frenetisch beklatscht wurden von den Anhängern von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil nicht nur die 46,4 Prozent der SPÖ, sondern auch das Abschneiden der anderen Parteien. Dass die Grünen im Landtag bleiben und Blau-Schwarz keine Mehrheit hat, lässt die Roten leicht verschmerzen, dass sie das Wahlziel – 18 Mandate – verfehlt haben.
Doskozil ließ sich erst später im roten Klub blicken, die erste Hochrechnung verfolgte er gemeinsam mit seiner Frau Julia in seinem Büro. Dort hatte nur sein engstes Umfeld Zutritt – mithin keine Vertreter der Bundespartei.
Neben den SPÖ-Regierungsmitgliedern waren auch Landtagspräsident Robert Hergovich und die beiden Landesgeschäftsführer im Büro. An Doskozils Seite fanden sich auch sein Vorgänger und Mentor Hans Niessl und der neue steirische SPÖ-Landesparteivorsitzende Max Lercher, der zuvor das Renner Institut im Burgenland geleitet hat.
Zur Erinnerung: Als Doskozil im Jänner 2020 die absolute Mehrheit holte, klopfte ihm noch die damalige SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner auf die Schulter – was sie später nicht vor Doskozil‘scher Kritik bewahrt hat.
Es sei ihm „ein Stein vom Herzen gefallen“, gab Doskozil dann in einer ersten Stellungnahme unumwunden zu. Aber es wäre nicht Doskozil, hätte der schärfste Kritiker der Bundes-SPÖ nicht umgehend nachgelegt. Nämlich mit dem Hinweis, dass die burgenländische SPÖ prozentuell die stärkste Landesorganisation bleibt.
„Burgenländischer Weg“
Dass er den „burgenländischen Weg“ mit mehr Staat und weniger privat den Genossinnen und Genossen in Wien und anderswo weiterhin mit Vehemenz ans Herz legen – oder aufdrängen – wird, darf also angenommen werden.
Zunächst muss der Wahlsieger aber noch eine Koalition im Burgenland schmieden. Laut Landesverfassung lädt die stimmenstärkste Partei die anderen zu ersten Gesprächen ein. Allzu lange wird es wohl nicht dauern, bis die neue Landesregierung steht.
Die SPÖ wird vermutlich zumindest einen Regierungssitz abgeben müssen – eines der derzeit vier roten Regierungsmitglieder neben Doskozil wird gehen müssen.
Dass die Grünen die erste Option sind, wurde am Sonntag in Parteikreisen nicht dementiert. Auch wenn die ORF-Wahlbefragung von Foresight/ISA am Sonntag ergeben hat, dass bei SPÖ-Wählern 29 Prozent eine Koalition mit der FPÖ bevorzugen, 20 Prozent mit ÖVP und nur 13 mit den Grünen.
Doskozil verlässt sich zwar auch auf Umfragen, mehr aber noch auf seinen politischen Instinkt.
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