Laientheater im Burgenland: Ein Land voll kleiner Bühnen

Laientheater im Burgenland: Ein Land voll kleiner Bühnen
Seit dem Vorjahr gibt‘s einen Landesverband, dem aber das Geld fehlt. Zur Premiere von "Pension Schöller" in Bad Sauerbrunn hat sich heute prominenter Besuch angesagt

Während im inoffiziellen Landestheater, den Schlossspielen Kobersdorf, unter der Intendanz von Wolfgang Böck der letzte Vorhang für heuer schon gefallen ist, herrscht auf vielen dörflichen Bühnen auch abseits des Festivalsommers reger Betrieb.

Heute Abend geht es im Kurort Bad Sauerbrunn rund, wenn die Theatergruppe Kalenberg in die „Pension Schöller“ bittet. Beginn im Toni-Stricker-Pavillon ist um 19 Uhr, Eintritt: freie Spende (Details siehe Faktenbox).

Sauerbrunn
Der 2005 gegründete Theaterverein Kalenberg zeigt „Pension Schöller“. Premiere, heute, Freitag, 23. August. Weitere Termine am 24. und 25. sowie 30. und 31. August.  Beginn immer 19 Uhr, nur am Sonntag um 17 Uhr.  Im überdachten Toni-Stricker-Pavillon im Kurpark Bad Sauerbrunn. Freie Platzwahl und  freie Spende  als Eintritt.

22 Laientheatervereine sind Mitglied im erst 2023 gegründeten „Burgenländischen Landesverband für außerberufliches Theater“. Insgesamt gibt es im Land rund 45 Gruppen
 

Der Wolfgang Böck Sauerbrunns heißt Heinz Hofmann und verdient sein Geld bei einem Versicherungskonzern als Spezialist fürs Firmenkundengeschäft. Anders als Kobersdorf, wo das Produktionsbudget rund um eine Million Euro liegt, findet der Theaterverein Kalenberg (benannt nach dem verstorbenen Gründer Engelbert Kalenberg) mit Spenden das Auslangen.

14 begeisterte, aber nicht ausgebildete Schauspieler stehen heuer auf der Bühne, noch einmal so viele Leute kümmern sich ehrenamtlich ums Rundherum. Hofmann steht selbst auf der Bühne, führt Regie und ist „Mädchen für alles“.

Rund 45 Laientheatergruppen gibt es im Land der 171 Dörfer, manche sind schon seit Jahrzehnten Kitt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Erst im Vorjahr wurde ein Dachverband gegründet, später als in allen anderen Bundesländern.

Der „Burgenländische Landesverband für außerberufliches Theater“ unter Obfrau Cora Zölss ist ein gemeinnütziger Verein, der Laientheatergruppen „durch Information, Schulungen, Dokumentation und Vernetzung“ unterstützen möchte. 

Verband ohne Geld

„Aber dafür fehlt uns noch das Geld“, bedauert Verbandskassier Michael Adrian aus Apetlon. Den vom Land angebotenen Unterstützungsbeitrag will Adrian gar nicht nennen, so unbedeutend sei er. Trotzdem will der Verband weitermachen, eine Informationsdrehscheibe für die Laientheater sei wichtig, ist Adrian überzeugt.

Laientheater im Burgenland: Ein Land voll kleiner Bühnen

Musical Güssing brachte heuer "Anatevka" auf die Bühne, Kurt Resetarits als Milchmann Tevje

 22 Mitglieder hat der Verband schon, von Apetlon bis Eberau, von Unterwart bis Weiden am See. Die Sauerbrunner Theatergruppe Kalenberg gehört noch nicht dazu, aber Prinzipal Hofmann befürwortet einen Beitritt ausdrücklich.

Als Laientheater begonnen hat auch Musical Güssing – bis heute als Verein organisiert. Diesen Anfängen sind die Produktionen unter der Intendanz von Marianne Resetarits aber längst entwachsen. Zum 40-jährigen Jubiläum stand auf der Burg Güssing heuer der Zweiakter „Anatevka“ auf dem Spielplan. 

4.000 Zuschauer bei den neun Aufführungen bedeuteten eine Auslastung von 100 Prozent.

Seit Jahren werden für die Ausbildung der Laien, die oft schon von Kindesbeinen an dabei sind und sich beim Kindermusical erste Sporen verdienen, Profis verpflichtet: von Gesangslehrern über Korrepetitoren bis zu Beleuchtern. Auch die Hauptrolle wird meist einem ausgebildeten Musicaldarsteller anvertraut. 

Es ist wie im Sport: Die Profis werden bezahlt, die Amateure bekommen eine Aufwandsentschädigung. Einnahmen aus dem Ticketverkauf decken zwar einen ansehnlichen Teil der Kosten ab, ohne Unterstützung von Land, privaten Sponsoren, Bund und Stadt Güssing ginge es nicht, sagt Kurt Resetarits, der heuer den Milchmann Tevje verkörpert hat.

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Gabriele Jacoby hat sich für heute in Bad Sauerbrunn angesagt

Ein Vollprofi beehrt übrigens heute auch den Theaterverein Kalenberg: Schauspielerin Gabriele Jacoby, Tochter der legendären Marika Rökk und des Regisseurs Georg Jacoby sowie Enkelin von Pension-Schöller-Co-Autor Wilhelm Jacoby, hat sich als Premierengast angesagt. 

Für die Laien auf der Bühne Lohn genug.

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