30 Jahre nach Roma-Attentat: Zivilcourage der "Retter" in Lackenbach

Baron György Rohonczy, ein Gewehr auf der Schulter
Am 13. März wird im Offenen Haus Oberwart das Stück „Die Retter. Rohonczy, Kautz, Niczky – drei Menschen aus dem Mittelburgenland“ uraufgeführt.

Zusammenfassung

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  • Theaterstück beleuchtet Zivilcourage von György Rohonczy, Ernst Kautz und Ladislaus Niczky in der NS-Zeit.
  • Anlässlich des 30. Jahrestags des Oberwart-Attentats wird die Bedeutung von Zivilcourage und Widerstand im Zweiten Weltkrieg thematisiert.
  • Das Stück hinterfragt, ob die Handlungen der Retter als passiver Widerstand oder Heldentum gewertet werden können.

Von Sophie Mantler

Oskar Schindler rettete im Zweiten Weltkrieg 1.200 Juden,  indem er sie in seiner Fabrik arbeiten ließ. Ähnlich verhielten sich auch György Rohonczy, Ernst Kautz und Ladislaus Niczky im Kontext des "Zigeunerlagers" in Lackenbach.

György Rohonczy, ein Gutsbesitzer  und als "burgenländischer Schindler" bezeichnet, rettete 121 Roma, indem er sie als Arbeiter auf seinem Gutshof beschäftigte und ihnen Unterkunft sowie Nahrung gewährte.

Am 13. März um 19:30 wird im Offenen Haus Oberwart (OHO) die Geschichte der drei Männer in Form einer Theaterproduktion der „Theaterinitiative Burgenland / Landestheater“ uraufgeführt.

Theaterstück zur Aufarbeitung und Reflexion 

Anlässlich des 30. Jahrestags des Attentats von Oberwart setzen sich Katharina Tiwald und Peter Wagner im Stil eines Doku-Dramas mit den Lebensgeschichten von György Rohonczy, Ernst Kautz und Ladislaus Niczky und den Geschehnissen im Roma-Lager in Lackenbach auseinander.

Schwarz-Weiß Foto von Ernst Kautz

Ernst Kautz nahm vier Roma-Familien auf.

Die Produktion, eine Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart (OHO) und begleitet von einer Ausstellung der Roma Volkshochschule Burgenland, beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit das Handeln der Männer als passiver Widerstand gegen das NS-Regime oder gar als Heldentum gewertet werden kann. Durch Interviews mit Fachpersonen unterschiedlichster beruflicher und geistiger Orientierung und einem fiktiven Dialog zwischen einem Ehepaar, das zur 90. Geburtstagsfeier eines Überlebenden des Lagers Lackenbach und des KZs, eingeladen ist, soll das Theaterstück das Publikum dazu einladen, die Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges zu reflektieren.

Unter der Regie von Peter Wagner und der Musik von Ferry Janoska‚ wirft das Stück "Die Retter" mit Schauspielerin Petra Strasser und Schauspieler Reinhold Moritz zugleich Fragen zu Zivilcourage und Sprachsensibilität, aber auch zu Verhetzung, Rassismus und Populismus auf. Die Geschichte zeigt die Bedeutung, die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs kulturell aufzuarbeiten und die Bevölkerung über die erschütternden Ereignisse der betroffenen Gruppen aufzuklären. Ein Teil der erschütternden Geschichte spielte sich ab Ende 1940 in Lackenbach ab.

Größtes Sammellager für Sinti und Roma in Österreich

"Sie mussten leiden und sterben nur weil sie anders waren." Das ist auf dem Mahnmal, geschaffen von Architekt Matthias Szauer, am ehemaligen Lagergelände Lackenbach zu lesen. Das "Anhaltelager" Lackenbach war das erste KZ-ähnliche Lager in Burgenland und gilt mit mehr als 4.000 Personen als das größte Sammellager von Sinti und Roma von der Zeit von 1940 bis 1945 in Österreich. Im Lager selbst sterben mehr als 230 Häftlinge, etwa 2.000 werden weiter nach Ghetto Lodz verschleppt, wo die meisten ums Leben kamen.

Nicht nur Retter, sondern auch Freund und Helfer 

Für manche waren die Romas jedoch keine Ausgestoßenen. György Rohonczy, Baron und Gutsbesitzer des Hofes in Mitterpullendorf, war Liebhaber der Roma-Musik, kannte viele Romas persönlich und wusste daher, was zu tun ist, als er von den unmenschlichen Bedingungen im Lager Lackenbach erfuhr. Da sein Gutshof als kriegswichtiger Betrieb eingestuft war, gelang es ihm Gruppen von Männern, Frauen und sogar Kindern als seine Arbeitskraft einzustellen und sie so vor dem Tod im Lager zu retten.

Insgesamt waren es 121 Menschen, die er als Arbeiter auf seinem Gutshof beschäftigte und ihnen Unterkunft sowie Nahrung gewährte. Nachdem vielen Roma die Rückkehr ins Lager drohte, unterstützte der Baron aktiv die Fluchtversuche nach Ungarn. Mindestens 50 Personen gelang die Flucht.

Dem Beispiel von Rohonczy folgte Ernst Kautz, der 1943 Roma als Landarbeiter auf den Unterpullendorfer Meierhof anforderte. Auch er war mehr als nur ein Lebensretter und war in guter Bekanntschaft mit den Menschen. Zeitzeuge Géza Horvath erinnert sich, wie Kautz sich für seine Familie eingesetzt hat: "Géza, ich hole dich da raus, du brauchst keine Angst haben. Deine ganze Familie hole ich da raus." Neben der Familie von Horvath mit seinen sieben Kindern rettete Ernst Kautz noch drei weitere Familien aus dem Lager.

Schwarz-Weiß Foto von Graf Ladislaus Niczky

Graf Ladislaus Niczky brachte viele Roma in seinem Schloss unter.

Der dritte Retter, der in der Produktion vorgestellt wird, ist Graf Ladislaus Niczky. Zeitzeuge Adolf Pápai berichtet in der RomaCajtung der VHS-Roma: "Der Graf hat vielen Romas, sogar manchen, die er nicht zum Arbeiten gebraucht hat, das Leben gerettet.“ Die genaue Zahl ist unbekannt, jedoch bewies sich auch Niczky als Retter in der Not für viele Familien. 

Neben dem Einsatz, den die drei Retter aus dem Mittelburgenland während des Zweiten Weltkriegs geleistet haben, zeigt ihre Geschichte ab 13. März dem Publikum eindrucksvoll, wie bedeutend Zivilcourage und Widerstand in schwierigen Zeiten sind.

Von SOPHIE MANTLER

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