Konflikt in Oberwarts SPÖ beschäftigte Staatsanwalt
Die Oberwarter SPÖ (10 Mandate im Gemeinderat) möchte bei der Kommunalwahl im kommenden Oktober den 2012 an die ÖVP (11) verlorenen Bürgermeistersessel zurückerobern. Besonders fürchten muss sich der schwarze Stadtchef Georg Rosner nicht.
Denn die Roten sind tief in einen zwischen skurril und mysteriös oszillierenden internen Konflikt rund um einen angeblich gehackten eMail-Account verstrickt, der sogar die Staatsanwaltschaft Eisenstadt beschäftigt hat. Dieser Tage wurde "das Ermittlungsverfahren eingestellt", bestätigte Sprecherin Verena Strnad am Donnerstag auf KURIER-Anfrage. Protagonisten in der Neuaufführung des Klassikers "Freund, Feind, Parteifreund" sind Vizebürgermeister Dietmar Misik und Stadtrat Ewald Hasler.
Die geraffte Inhaltsangabe aus Misiks Sicht: Im März 2016 wollte Misik eine "Osteraussendung" an 3500 Haushalte in der größten südburgenländischen Stadt versenden. Knapp vor dem ersten Durchgang der Bundespräsidentenwahl sollte auch die Werbetrommel für SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer gerührt werden. Dabei müsse sich jemand Zutritt zu seinem privaten elektronischen Postfach verschafft haben, denn sein Text sei plötzlich voller Rechtschreibfehler und der Name Hundstorfer verhunzt gewesen. Misik bemerkte rechtzeitig, dass ihm jemand ein Ei legen wollte und stoppte den Druck der Aussendung. "Ich wäre in Oberwart ja wie ein Trottel dagestanden", ereifert sich der Stadtvize beim Gedanken daran immer noch.
Neben ihm seien nur die beiden SPÖ-Stadträte Ewald Gossy und Ewald Hasler mit der Aussendung befasst gewesen. Gossy könne nicht dahinterstecken, weil er neben ihm gestanden sei, als gerade eine verfälschte eMail einlangte...
Misik nahm sich einen prominenten Anwalt und schickte eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft: "Ich habe Hasler darin nicht beschuldigt, sondern nur die Fakten aufgezählt", deponiert Misik, im Zivilberuf Kriminalbeamter, mit Nachdruck. Zudem hätten auch seine Ehefrau und Gossy die Anzeige mitgetragen – Gossy war für den KURIER nicht erreichbar.
Er sei von "Herrn Misik und Herrn Gossy" sowie Misiks Frau sehr wohl beschuldigt worden, erwidert Hasler. Allerdings seien alle Vorwürfe "widerlegt" worden, wie die Einstellung durch die Staatsanwaltschaft belege. Hasler: "Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen". Es sei für ihn bis heute "unverständlich, dass sie gegen mich Anzeige erstattet haben", aber vielleicht "wollten sie mich über Nacht loswerden".
Wie kann es in der roten Fraktion weitergehen? "Ich kann verzeihen und reiche jedem die Hand", gibt sich Misik generös. Hasler erwartet sich zumindest ein "öffentliches Zugehen von Misik auf mich und meine Familie".
Wer wird Spitzenkandidat für die Wahl im Herbst? Misik rechnet fix damit, den Parteivorsitz könnte er aber vorher abgeben. Hasler will gar nichts ausschließen, denn "ich arbeite gern für Oberwart".
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