Kinderbetreuung: Das Burgenland hinkt hinterher

Kinderbetreuung: Das Burgenland hinkt hinterher
Die Kinderbetreuungseinrichtungen des Burgenlandes 36 Tage geschlossen. Damit ist das Land Schlusslicht im Bundesländervergleich.

Berufstätige Eltern stehen dann vor einem Problem, wenn Betreuungseinrichtungen für Kinder geschlossen haben. Und das ist im Burgenland so oft der Fall, wie in keinem anderen Bundesland. Familienministerin Juliane Bogner-Strauß erklärte bei ihrem Burgenlandbesuch am Montag, „dass das Land bei der Kinderbetreuung zwar gut aufgestellt ist, aber die Öffnungszeiten verbessert werden müssen“. Der Bundesschnitt an Schließtagen liegt bei Kindergärten, Krippen und Horten bei 21,4 Tagen im Jahr. Im Burgenland haben die Kinderbetreuungseinrichtungen aber durchschnittlich 36 Tage geschlossen.

Deshalb setzt sich die burgenländische ÖVP nun für die Möglichkeit von „Betriebstageseltern“ ein. Diese Betreuungsform gibt es bereits in fünf anderen Bundesländern in Österreich. Um diese Form der Betreuung künftig auch im Burgenland zu realisieren, hat die ÖVP einen Antrag im Landtag eingebracht. Denn: „Die Rahmenbedingungen müssen geändert werden. Bis jetzt können Tageseltern ihrer Tätigkeit nur in den eigenen vier Wänden nachgehen“, sagt ÖVP-Obmann Thomas Steiner.

Service für Mitarbeiter

Die Steuerberatungskanzlei Roth in Oberwart stünde einem derartigen Angebot aufgeschlossen gegenüber. „Wir haben 18 Mitarbeiter mit 13 Kindern“, erklärt Geschäftsführer Andreas Roth. Er kann sich eine Lösung mit einer „Betriebstagesmutter“ gemeinsam mit einem Partnerunternehmen vorstellen. „Wir könnten eine Wohnung mieten und die Kinderbetreuung würde dort stattfinden“, sagt Roth. Und er ist damit auf einer Linie mit Bogner-Strauß: „Familienfreundlichkeit ist längst nicht mehr eine Frage des sozialen Engagements, sondern von elementarer Bedeutung für den unternehmerischen Erfolg.“

„Für viele Unternehmen könnte die Möglichkeit von Betriebstageseltern attraktiv sein. Das sagt auch die Wirtschaftskammer“, sagt Steiner. Denn einen Betriebskindergarten zu gründen, sei aufwendig und für kleinere Firmen kaum durchführbar. „Wir müssen bei der Kinderbetreuung flexibler werden“, fügt Steiner hinzu.

Gute Urlaubsplanung

Tatsächlich müssen sich burgenländische Eltern ihren Urlaub gut einteilen. Rund 80 Prozent aller Kindergärten sind länger als fünf Wochen geschlossen, bei den Kinderkrippen sind es drei Viertel. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, wo im besten Fall nur rund 15 Prozent aller Kindergärten oder -krippen länger als fünf Wochen pro Jahr geschlossen sind.

Auch die Arbeiterkammer (AK) fordert eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Die Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen sind mit den Anforderungen der Unternehmen nach flexiblen Arbeitszeiten oft nicht mehr vereinbar“, sagt AK-Präsident Gerhard Michalitsch. Zwar habe eine Online-Befragung von Eltern gezeigt, dass die Zufriedenheit mit Kosten und schulischer Nachmittagsbetreuung im Burgenland österreichweit am höchsten sei. Allerdings habe die Umfrage auch ergeben, dass bei Öffnungszeiten und Schließtagen Verbesserungsbedarf bestehe. Wobei Michalitsch eher die Wirtschaft als die Politik in die Pflicht nimmt: „Eine totale Flexibilität der Arbeitnehmer ist nicht möglich. Immer mehr Eltern müssen getrennt voneinander Urlaub nehmen, um die Ferienbetreuung abzudecken.“

Die zuständige Landesrätin Verena Dunst (SPÖ) sagt, dass „im Vorjahr in 70 Gemeinden Ferienbetreuungsaktionen stattfanden, außerdem werden Initiativen wie der Verein Tagesmütter, Notfallmamas oder der Omadienst unterstützt“. Am 8. Februar werden laut Dunst erstmals die besten Projekte zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgezeichnet.

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