Karl Reiter: Der Hotelier als Bauer

Karl Reiter: Der Hotelier als Bauer
In Bad Tatzmannsdorf führt Reiter eine Landwirtschaft mit Rindern, Pferden und drei Hotels samt Therme

„Wir sind wie eine große Bauernfamilie – wo alle Mitglieder und die Gäste wertgeschätzt werden“, sagt Karl Reiter. Mit dieser Philosophie ist der Hotelier seit Jahrzehnten erfolgreich in Tirol und im Südburgenland.

Fährt man durch das Holztor zu Reiters Resort in Bad Tatzmannsdorf, taucht man ein in eine andere Welt. Die Grenzen zwischen Land- und Gastwirtschaft verschwimmen. Karl Reiter hat auf 120 Hektar zwei Hotels geschaffen. Ein Fünf-Sterne-Wellnesshotel nur für Erwachsene, sowie ein Familienhotel. Dazu gibt es Mangalitzaschweine, verschiedenste Ziegen, Ponys, Barockesel und Lipizzaner zu entdecken.

Verschiedene Rinderarten – von Galloway bis Angus – grasen auf den Weiden, ebenso wie 200 Hühner, die fürs Frühstücksei sorgen. Denn die Nutztiere sind nicht nur Attraktion für die Gäste, sie finden sich teilweise auch auf der Speisekarte der Hotels wieder.

300 Jahre

Die Landwirtschaft betreibt Reiters Familie schon seit 300 Jahren. In den 70er Jahren zog es Karl Reiter nach London und Frankreich. Danach machte er aus dem Gasthof zur Post in Achenkirch in 16 Ausbauschritten ein modernes Luxus-Wellnesshotel. „Schon damals habe ich begonnen, einen neuen Hof zu schaffen“, sagt Reiter. Sein Ziel waren immer 43 Rinder, wie sie sein Großvater schon hatte. „Heute habe ich ihn übertroffen“, sagt Reiter und zeigt Fotos von Stier und Ziegen auf seinem Hof.

2004 kaufte er die beiden Steigenberger Hotels in Bad Tatzmannsdorf. Neben bei hat er im Pöllauertal in der Steiermark einen Bauernhof mit 60 Hektar und einen Rindermastbetrieb mit 100 Tieren aufgebaut. Die Rinder werden frühestens nach 30 Monaten geschlachtet.

Karl Reiter: Der Hotelier als Bauer

Produktion

Aktuell lässt der Hotelier einen Schlachthof errichten, um den Rindern den Transport zu ersparen. „Unsere Produktion kostet mindestens das Doppelte in Vergleich zu dem, was ein Fleischhauer bereit wäre zu zahlen“, sagt Reiter. Für einen Bauern ginge sich das nicht aus. „Das sind Entwicklungen, über die man sich nicht freuen kann“, sagt der Landwirt. Früher sei der Bauer noch Unternehmer gewesen, heute seien sie „die Knechte für den Abnehmer.“

Reiter setzt, wo es geht, auf kleine Betriebe. „Was wir nicht selbst produzieren, beziehen wir nach Möglichkeit aus der Region.“ Mehr als 300 Lieferanten zählt sein Betrieb; auf der Suche nach Top-Produkten sei er immer. „Viele kaufen alles bei einem Großmarkt – es ist ein Riesenaufwand zur richtigen Zeit die richtigen Produzenten zu finden“, sagt seine Frau Nikola Reiter. Die Gäste wüssten die Sorgfalt bei der Auswahl der Lebensmittel zu schätzen. Ebenso die Ruhe in Reiters Supreme, sowie das Hotel „Finest Family“. „Es ist eine autarke Oase, ein Stück heile Welt“, sagt Reiter.

Karl Reiter: Der Hotelier als Bauer

Nachgefragt.  Der Tiroler verrät, warum er das Stadtleben nicht vermisst

Karl Reiter hat  das Post-Hotel im Tiroler Achenkirch zum Luxus-Wellnesshotel ausgebaut. 2004 übernahm er die beiden Vier- und Fünf-Stern- Hotels in  Bad Tatzmannsdorf von der Steigenberger-Kette. Heute ist das Fünf-Stern-Haus ein  Resort nur für Erwachsene, jenes mit vier Sternen ein Familienhotel.  2008 übernahm Reiter auch das Golf- und Thermenresort in Stegersbach von der WiBAG.  

KURIER: Was macht das Landleben für Sie lebenswert?
Karl Reiter: Die Erdverbundenheit – das  Geerdetsein. Es ist schön, wenn unsere Kinder das mitbekommen und nicht nur die Welt des Hotels sehen. Zu uns kommen Menschen, die viel gearbeitet haben, um  ein paar schöne Tage zu verbringen,  und danach wieder viel zu  arbeiten. Im Garten  können die Kinder   sehen, wie der Salat wächst und eine  ganz normale Volksschule besuchen, in der alle zusammen sind. Hier herrscht  noch eine heile Welt.

Wo ist Lieblingsplatz?
Es gibt mehrere, ich könnte jetzt gar keinen sagen.

Vermissen Sie das Stadtleben?
Überhaupt nicht. Alle paar Jahre muss ich zum Beispiel nach London, um mich zu vergewissern, dass es eigentlich nicht mehr meins ist. Es war eine tolle Lebensphase. Wer einige Jahre in der Stadt lebt, merkt, was einem liegt.

Wo sehen Sie die Schwierigkeiten am Landleben?
Die Verkehrsverbindungen sind absolut ein Problem, die   wären ganz notwendig.  

 

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