Kampf um „Wahrheit am Etikett“

Kampf um „Wahrheit am Etikett“
Winzer Willi Wohlrab kritisiert die Bevormundung bei Kennzeichnung seiner Weine

„Kurz vor Weihnachten kam der Kellereiinspektor“, sagt Willi Wohlrab , Winzer aus Wulkaprodersdorf, Bezirk Eisenstadt Umgebung. Eine Prüfung mit Folgen: Hunderte Etiketten wurden amtlich versiegelt und 420 Flaschen Schaumwein „nude“ beschlagnahmt. „Wir haben jetzt seit Wochen nichts verkauft. Alles nur weil wir die Wahrheit nicht aufs Etikett schreiben dürfen“, sagt Wohlrab im KURIER-Gespräch. Denn was am Etikett stehen darf, ist klar geregelt.

Seit 2009 arbeitet Wohlrab auf seinem dreieinhalb Hektar umfassenden Betrieb biologisch und ist als Bio-Winzer zertifiziert. „Ich versuche möglichst naturnah zu produzieren und natürlich schmeckt Wein, der ausschließlich spontan vergoren wird, unfiltriert und ungeschönt ist, anders“, sagt Wohlrab. Da sein „Föllig Blau“ deswegen für die Prüfer aber „nicht sortentypisch“ war, habe er sich abgewöhnt eine Prüfnummer, die für die Bezeichnung Qualitätswein notwendig ist, anzufordern.

Die Qualitätskriterien seien für ihn die gleichen geblieben, ebenso wie die Etiketten. Doch ohne Prüfnummer darf auf den Etiketten auch das Ried nicht erwähnt werden, „auch wenn der Wein vom Ried ist “, so der Winzer. Seine Weine vom Ried Föllig etwa am Etikette „Föllig Neu“ oder „Föllig Blau“ zu nennen, ist nicht mehr erlaubt.

Strenge Regelung

„Ein Hinweis auf die Riede darf nicht mehr sein. Jetzt bin ich gezwungen das Wort Weinland draufzuschreiben“, kritisiert der Winzer. Weinland müsse auch doppelt so groß am Etikett stehen, wie Wulkaprodersdorf, weil die Wohlrab-Produkte nur als Land- und nicht als Qualitätswein in den Verkauf gehen dürfen.

Doch das waren nicht die einzigen Einwände. „Statt dem Adressenblock haben wir nur unsere Internetadresse gehabt, auch das geht nicht“, sagt Wohlrab. Die nächste Abmahnung gab es für den Alkoholgehalt des Weins. „Ich darf nicht den tatsächlich gemessenen Wert schreiben, sondern muss auf ganze oder halbe Prozente runden“, kritisiert Wohlrab.

Stellungnahme von der Bundeskellereiinspektion zum Fall Wohlrab gibt es keine. Aktuelle Zahlen gibt es nicht, doch 2017 wurden von insgesamt 4317 Betrieben 36.584 Anträge auf Erteilung der staatlichen Prüfnummer gestellt, „davon mussten 3266 aufgrund von sensorischen oder analytischen Beanstandungen abgelehnt werden“, heißt es vom Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Dem Betrieb stehe es dann frei, den Wein in einer entsprechend niedrigeren Kategorie, etwa als Landwein zu verkaufen. Wenn trotzdem versucht werde, den Wein als Qualitätswein zu vermarkten, könne es zur Beschlagnahme kommen. Wohlrab geht es nicht um die Prüfnummer, „mir geht es darum, dass ich auf meine Etiketten nicht die Wahrheit schreiben darf“, so der Winzer, der bereits neue Etiketten drucken lässt.

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