International agierende Schlepperbande gefasst

International agierende Schlepperbande gefasst
Der mutmaßliche Drahtzieher ist im Burgenland in U-Haft. Weitere Verdächtige wurden am Dienstag in Deutschland verhaftet.

Es war ein filmreifer Auftritt, den ein 30-jähriger Syrer im Dezember des Vorjahres geliefert hatte (der KURIER berichtete). Der mutmaßliche Schlepper – er hatte im Bezirk Oberpullendorf neun Flüchtlinge in sein Fahrzeug steigen lassen – konnte erst nach einer Verfolgungsjagd auf der S31 sowie Warnschüssen durch die Polizei bei Wulkaprodersdorf gestoppt werden.

Er befindet sich in Untersuchungshaft in Eisenstadt.

Wie nun bekannt wurde, dürfte es sich bei dem 30-Jährigen um den Chef einer Schlepperbande handeln: Er soll mehrere Schleusungen u. a. von Österreich aus koordiniert und seit August 2019 Menschen gegen hohe Summen über die Balkanroute nach Deutschland gebracht haben.

400 Bundespolizisten im Einsatz

Am Dienstag wurden bei einer großen Razzia in Deutschland weitere Verdächtige festgenommen. Mehr als 400 deutsche Bundespolizisten waren in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen im Einsatz, sieben Haftbefehle wurden vollstreckt.

Auf die Spur war die deutsche Polizei der Bande 2019 gekommen. Damals hatten die Beamten einen Schlepperfahrer auf der Autobahn 7 in Bayern – in der Nähe der Tiroler Grenze – festgenommen. Gemeinsam mit Ermittlern aus anderen europäischen Ländern machte die Staatsanwaltschaft Kempten den mutmaßlichen Bandenchef ausfindig.

Koordination via Handy

Der 30-jährige Syrer hatte seinen Wohnsitz in Deutschland. Um die Schleppungen zu organisieren, war er immer wieder nach Österreich gereist, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kempten. Meist habe er die Schleusungen über sein Mobiltelefon „gemanagt“.

Nur an besagtem Tag im Dezember sei er selbst am Steuer gesessen. Die Staatsanwaltschaft (StA) Eisenstadt ermittelt wegen mehrerer Fakten gemeinsam mit den Behörden in Deutschland gegen den Drahtzieher. Derzeit werden Handyauswertungen vorgenommen.

140 mutmaßliche Flüchtlinge

Die StA Kempten ermittelt nun auch gegen 19 Verdächtige im Alter zwischen 21 und 44 Jahren. Sie sollen sich in mindestens 23 Fällen „des gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern“ schuldig gemacht haben. Die 140 Flüchtlinge sollen vorwiegend aus Syrien stammen.

Die mutmaßlichen Schlepper seien sehr professionell vorgegangen, heißt es von der Anklagebehörde. Die Flüchtlinge hätten die Grenze meist zu Fuß passiert. Vor dem Schlepperfahrzeug sei jeweils auch ein Wagen gefahren: Dessen Fahrer sollte vor etwaigen Polizeikontrollen warnen.

Mehr Schlepper

Wie der KURIER berichtete, hat sich im Burganland 2020 nicht nur die Zahl der illegalen Grenzübertritte  - im Vergleich zu 2019 - mit 3.100 Flüchtlingen verdoppelt. Auch die Zahl der Schlepper war im Vorjahr mit etwa 100 Verdächtigen um mehr als das Doppelte (2019 waren es 44 Verdächtige) gestiegen.

Während in den vergangenen Tagen laut einem Ermittler  kaum illegale Grenzübertritte im Burgenland registriert wurden, habe es in den vergangenen Wochen hingegen zahlreiche Fälle gegeben. Das sei ungewöhnlich, da die Schleppungen in den Vorjahren meist im Herbst - und nicht im Winter - erfolgt seien.

Die Flüchtlinge kämen meist zu Fuß über die Grenze. Danach würden sie mit "Taxis" abgeholt. Bis zum Eintreffen der Schlepperfahrzeuge würden die Flüchtlinge immer wieder für einige Stunden in Waldstücken auf ihre Abholung warten.  Vor allem im Mittel- und Südburgenland sind in den vergangenen Wochen immer wieder solche Fälle bekannt geworden.

 

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