Grüne Energie: Wenn der Parkplatz zum Kraftwerk wird
PV-Carport in Illmitz
Manchmal will sich das Wetter einfach nicht dem Anlass anpassen. Zum Beispiel, wenn ein neues Sonnenkraftwerk im seit Tagen von Nebelschwaden umhüllten Seewinkel präsentiert wird.
„Wir haben die Sonne zwar bestellt“, meinte Burgenland Energie-Sprecher Jürgen Schwarz zur Begrüßung ironisch. „Aber manchmal kommen Bestellungen nicht an.“
Sei’s drum – die anwesende Journalistenschar konnte sich auch im Nebel einen guten Eindruck von dem Projekt verschaffen, das die Burgenland Energie (BE) vor dem Nationalparkzentrum in Illmitz verwirklicht hat: Auf dem bestehenden Parkplatz wurde ein stromerzeugendes Carport errichtet.
110 PV-Paneele
Auf der 240 Quadratmeter großen Dachfläche produzieren 110 Photovoltaikmodule künftig 60.000 Kilowattstunden Strom im Jahr. „Deutlich mehr Energie, als wir hier am Standort gesamtheitlich verbrauchen“, sagt der Direktor des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel, Johannes Ehrenfeldner. Für ihn ist das neue Parkplatz-Kraftwerk auch ein Vorzeigeprojekt in Sachen Naturschutz: „Wir zeigen hier, wie wir uns das Miteinander von Mensch und Natur vorstellen. Wir können unsere Energieproduktion und unsere Mobilität mit der Natur gestalten und nicht gegen sie.“
Öko-Tankstelle
Das Nationalparkzentrum verbraucht etwa zwei Drittel des Sonnenstroms vom Carport – der Rest kann über acht neue öffentliche Ladestationen in E-Fahrzeuge fließen. Zusätzlicher Vorteil: Die Autos parken nun im Schatten. Überschüssiger Strom fließt zur späteren Nutzung in einen 40 kWh-Speicher, die Batteriespeicher sind in einem Häuschen neben dem Carport untergebracht. Erst wenn die Speicher voll sind, wird der restliche Strom ins Netz eingespeist.
Das Schaubild zeigt die Funktionsweise der Anlage.
200.000 Euro hat das Kraftwerk in Illmitz gekostet – die Finanzierung hat die BE übernommen, der Nationalpark musste lediglich die Grabungsarbeiten bezahlen. In naher Zukunft will die BE viele ähnliche Projekte umsetzen – zwei sind schon fix, wie Vorstandsvorsitzender Stephan Sharma am Freitag verriet: Die Vila Vita Pannonia in Pamhagen und der Bahnhof Parndorf sollen auch ein PV-Carport bekommen.
Diese Projekte sind zwar nicht die „großen Brocken“ auf dem Weg zur anvisierten Energieunabhängigkeit des Burgenlands im Jahr 2030; aber auch sie bringen das Land näher an das Ziel, den Jahresstromverbrauch von 10.000 GWh im eigenen Land zu erzeugen.
„Photovoltaik kann mittlerweile auch an Fassaden eingesetzt werden, als Zaun, auf der Fläche, wie ein paar Kilometer entfernt im Agri-PV-Park Tadten Wallern, oder – wie heute hier zu sehen – als Parkplatzüberdachung, die bereits verbrauchte Fläche mehrfach nutzt“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne) in Illmitz.
Doppelte Stellvertretung
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil nimmt zwar noch keine öffentlichen Termine wahr, dafür war neben seiner Stellvertreterin Haider-Wallner auch Landesrätin Daniela Winkler (SPÖ) bei der Eröffnung des PV-Carports dabei. Sie meinte: „Vor 20 Jahren galt man noch als Pionier oder Liebhaber, wenn man sich eine PV-Anlage geleistet hat. Heute ist es die günstigste Energieform und die Technologie ist so weit entwickelt, dass wir heute eine solche Anlage mit Speicher, Energiemanagementsystem, Ladesäulen und Co. in fünf Wochen errichtet haben.“
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