Wie im Burgenland jetzt Strom mit Salz gespeichert wird

Salzspeicher
Natrium-Ionen-Stromspeicher sollen auf dem Weg zur Energieunabhängigkeit helfen. Der erste ging in Apetlon in Betrieb.

Wer über gesalzene Stromrechnungen klagt, dem könnte ein Salzspeicher helfen. Ein Natrium-Ionen-Stromspeicher, um genau zu sein. Den burgenlandweit ersten seiner Art haben am Mittwoch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und seine Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne) symbolisch in Apetlon (Bezirk Neusiedl am See) in Betrieb genommen.

Das eher unscheinbare „Kastl“ versorgt von einem Kellerraum aus das örtliche Gemeindeamt mit Strom, der zuvor von der Dach-Photovoltaikanlage erzeugt wurde. Der Salzspeicher funktioniert wie ein Lithium-Ionen-Akku, ist aber umweltfreundlicher, da keine seltenen Erden zum Einsatz kommen.

Der Haken an den Salzspeichern bestand bisher in höheren Anschaffungskosten; Burgenland Energie (BE) bietet sie nun aber erstmals zum gleichen Preis wie herkömmliche Speicherlösungen an. BE kann das, weil das Unternehmen mit dem Start-up „Salzstrom“ zusammenarbeitet, das die Geräte entwickelt hat.

Run auf neue Technik

Nicht nur Gemeinden, auch Unternehmen und private Haushalte im Burgenland sollen von der neuen Technologie profitieren. Wie BE-Chef Stephan Sharma dem KURIER verrät, habe Burgenland Energie im Moment 100 Salzspeicher auf Lager; 60 seien schon reserviert.

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Salzspeicher Apetlon

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Salzspeicher Apetlon

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Der Salzspeicher im Keller des Gemeindeamts Apetlon.

Der erste wurde wie gesagt nach Apetlon geliefert. Was die Energiewende betrifft, will die tiefstgelegene Gemeinde Österreichs hoch hinaus. Mit PV, Wärmepumpen, Salzspeicher und LED-Beleuchtung in der ganzen Ortschaft. Die Straßenlaternen sind laut Bürgermeisterin Silvia Pitzl (SPÖ) aktuell der größte Stromfresser in der Seewinkelgemeinde.

„Mit dem Paket der Burgenland Energie kommen wir von 25 Prozent Energieunabhängigkeit auf über 70 Prozent“, erläutert die seit 2022 amtierende Sozialdemokratin. Insgesamt 19 Energie-Projekte sollen in den kommenden Jahren in der Seewinkelgemeinde noch umgesetzt werden. Der Beschluss für die Anschaffung des 21 KW-Salzspeichers fiel im Gemeinderat laut Pitzl einstimmig. Die Kosten von rund 20.000 Euro werden im Rahmen des BE-Gemeindepakets „abgestottert“ – nach einigen Jahren geht das Gerät in den Besitz der Gemeinde über.

„Was heute in Apetlon beginnt, kann morgen in vielen Gemeinden und Haushalten möglich sein“, sagte LH-Stellvertreterin Haider-Wallner.

Großspeicher sollen Strom im Land halten

Auf dem Papier wird im Burgenland schon mehr als genug Strom mit Windenergie und Photovoltaik erzeugt, um den eigenen Energiebedarf  zu decken. Allerdings verpufft an sonnigen  und windigen Tagen viel Strom, während zu anderen Zeiten Energie zugekauft werden muss.  

Großspeicher sollen dabei helfen, mehr vom im Burgenland produzierten Strom auch hier zu verbrauchen. Der Vorstandsvorsitzende der Burgenland Energie (BE), Stephan Sharma, kündigte am Dienstag acht neue Speicherprojekte an, die in den kommenden Monaten im ganzen Land umgesetzt werden:  „Mit einer Gesamtleistung von 160 Megawatt und einem Speichervolumen von 480 Megawattstunden sind das die größten Batteriespeicherprojekte Österreichs.“ Das sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur bilanziellen Klimaneutralität bis 2030.  Die Investitionen belaufen sich auf rund 100 Mio. Euro.

PV- und Windpark in Deutschkreutz

Der „Hybridpark Mittelburgenland“ in Deutschkreutz.

Die BE will bei den Speichern künftig auf drei verschiedene Technologien setzen. Im öffentlichen Bereich sollen das vor allem organische Solid-Flow-Speicher sein, von denen bereits einer in Schattendorf (Bezirk Mattersburg) steht. Lithium-Ionen-Batteriespeicher sollen in allen Bereichen zur Anwendung kommen, Salzspeicher auf Natrium-Ionen-Basis in Haushalten und Unternehmen.

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