"Ich bin niemals verzweifelt"
Es war ein strahlend schöner Morgen, jener 2. Dezember im Jahr 2000. Josef Habeler, Betriebsrat bei einem Bauunternehmen, wollte im Wald Misteln schneiden, um Gestecke für die Weihnachtsfeier gestalten zu können. Dabei veränderte sich das Leben des damals 56-Jährigen für immer. Josef Habeler zog sich bei den Arbeiten eine Lähmung aller vier Extremitäten sowie eine Verrenkung der Halswirbelsäule zu. Eine komplette Querschnittlähmung war die Folge.
Grund mit dem Schicksal zu hadern war das für den heute 72-Jährigen aus Wiesen (Bezirk Mattersburg) keiner. "Ich bin nie verzweifelt, denn ich war immer ein positiv denkender Mensch."
Mittels Sprachsteuerung bedient er nicht nur den Rollstuhl. "Ich kann zum Beispiel auch das Tor öffnen, wenn Besuch kommt oder telefonieren."
"Für mich war es immer so, dass ich etwas tun musste." Bei der Rehabilitation im AUVA-Zentrum Weißer Hof in Klosterneuburg stieß Josef Habeler auf die Maltherapie. "Ich habe gesehen, wie die Insassen malen. Da ist mir ein Licht aufgegangen."
Mit dem Pinsel im Mund habe er zunächst begonnen, Seidentücher zu gestalten. "Ich habe hunderte Tücher betupft. Irgendwann war es dann genug." Ein neues Projekt wurde gestartet. Mit viel Liebe zum Detail begann der Burgenländer verschiedene Motive auf Papier zu bringen. Das erste Motiv waren Sonnenblumen. Alle waren begeistert vom Ergebnis. Von da an ließ Josef Habeler sein neues Hobby nicht mehr los. Mittlerweile ist er einer von etwa zehn Mund- und Fußmalern im gleichnamigen Verein in Österreich.
Zwei bis drei Stunden widme er sich jeden Tag der Malerei. Rund um die Uhr steht Josef Habeler seine Frau Maria zur Seite. Und das seit 52 Jahren. 48 Jahre davon ist das Paar verheiratet. "Meine Frau kennt mich durch und durch, wir sind ein zusammengeschweißtes Team." Als Dankeschön für ihre Pflege bekommt Maria Habeler von ihrem Mann besondere Blumen. "Ich lasse mich da immer überraschen. Der Sepp malt mir immer meine Lieblingsblumen", sagt die 68-Jährige. Neben der Pflege ihres Mannes schupft sie auch den Haushalt, kümmert sich um die Enkel und bäckt Weihnachtskekse wie aus dem Bilderbuch.
Frischer Schwung
Frischen Schwung bringen neben den drei Kindern des Paares vor allem die Enkel ins Haus. "Der Kleinste mit einem Jahr klettert immer an meinem Rollstuhl hoch", schildert der stolze Opa.
Die Bewältigung des Alltags ist für die Familie nicht immer einfach. Vor allem organisatorische Angelegenheiten lassen Maria Habeler manchmal verzweifeln. In diesen Fällen springt Nicole Steiger ein. Seit 2000 betreut die Rehab- und Sozialberaterin der AUVA die Familie. "Die beiden waren von Anfang an stark. Sie haben immer gesagt das schaffen wir schon", streut Steiger dem Paar Rosen. Deshalb habe sie Josef Habeler auch für den "Back to life Award" (siehe Zusatzbericht rechts) vorgeschlagen.
Was sich Familie Habeler wünscht: "Eine Pflegehilfe, auf die Verlass ist." Doch die sei nicht leicht zu finden.
Der „AUVA Back to life Award“ (ehemals Pflegepreis) wird alljährlich von der AUVA-Landesstelle Wien an Menschen verliehen, die ihre Angehörigen nach einem schweren Arbeitsunfall pflegen. Seit heuer geht der Preis erstmals auch an Menschen, die sich nach einem schweren Arbeitsunfall ins Leben zurückgekämpft haben und damit vielen Menschen Mut machen.
Bei der AUVA sind rund 4,8 Millionen Personen gesetzlich gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten versichert. Die AUVA finanziert ihre Aufgaben fast zur Gänze aus Pflichtbeiträgen der Dienstgeber und übernimmt dafür die Haftung für Arbeitsunfälle und das Auftreten von Berufskrankheiten. Prävention ist die Kernaufgabe der AUVA, denn Unfallverhütung und die Vorbeugung von Berufskrankheiten senken die Kosten für die weiteren Kernaufgaben Heilbehandlung, Rehabilitation und finanzielle Entschädigung von Unfallopfern.
150.000 VerletzteDie Landesstelle Wien betreut in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland 42 Prozent der AUVA-Versicherten. Pro Jahr erhalten rund 150.000 Verletzte in den Wiener AUVA-Unfallkrankenhäusern Meidling und Lorenz Böhler sowie rund 1900 Patientinnen und Patienten in den Rehabilitationszentren Wien-Meidling und Weißer Hof, Klosterneuburg, die bestmögliche Behandlung.
Im Burgenland werden von der AUVA 285 Schwerversehrte – mit einer Minderung der Erwerbsfähigkeit um 50 Prozent –betreut.
Kommentare